TV-Tipp des Tages: "Tatort: Feuerteufel"

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TV-Tipp des Tages: "Tatort: Feuerteufel"
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Feuerteufel", 1. Februar, 20.15 Uhr im NDR
Mittlerweile war im "Ersten" bereits der zweite Auftritt von Wotan Wilke Möhring als neuem Hamburger "Tatort"-Kommissar zu sehen. Das dritte Programm des NDR wiederholt noch mal seinen ersten Fall, der deutlich machte, dass Thorsten Falke ein ganz anderer Ermittlertyp ist als beispielsweise sein Hamburger "Tatort"-Kollege Nick Tschiller (Til Schweiger).

Ähnlich wie Sascha Bukow vom Rostocker "Polizeiruf" (auch vom NDR) ist Möhrings Thorsten Falke ein geerdeter Typ aus einfachsten Verhältnissen; die beiden sind die Straßenfußballer unter Deutschlands Fernsehkommissaren. Zu dieser Realitätsnähe passt auch die Premiere. Autor Markus Busch greift dafür ein Phänomen auf, das die Hansestadt seit einigen Jahren in Atem hält: Immer wieder brennen Autos. Als der junge Ruben (David Berton) nachts einen Wagen abfackelt, um seiner Freundin zu imponieren, stellt er schockiert fest, dass sich eine Frau in dem Auto befindet; und die Türen sind verriegelt.

Es war ausgesprochen mutig vom NDR, das Projekt einem vergleichsweise unerfahrenen Regisseur anzuvertrauen: Özgür Yildirim hat noch nie fürs Fernsehen gearbeitet. Dafür haben seine beiden bisherigen Kinofilme, "Chiko" und "Blutsbrüdaz", um so mehr Beachtung gefunden. Sein "Tatort"-Debüt beeindruckt vor allem durch eine hochsommerliche Ästhetik. Dank der Bildgestaltung durch Matthias Bolliger scheinen die Bilder regelrecht zu flirren, was keineswegs an der Hitze während der Drehzeit lag: Der Film ist zwar im vergangenen Sommer entstanden, aber der war in Hamburg ungewöhnlich kalt.

Ein prima Gespann mit einem bereichernden Regisseur

Nicht minder interessant ist das neue Team. Die Idee, den Bauchmenschen Falke in Gestalt der Analytikerin Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) mit einer kopfgesteuerten Frau zu konfrontieren, ist zwar nicht originell, aber wirkungsvoll. Dass die neue Kollegin am ersten Arbeitstag im knappen Höschen erscheint, hätte zwar eher zum Schweiger-"Tatort" gepasst, ist aber ausgesprochen reizvoll. Und hat natürlich Methode, denn Falke vermisst seinen langjährigen Partner (Sebastian Schipper), der sich als angehender Vater in den ungefährlichen Innendienst versetzen lässt. Die Juristin Lorenz kommt aus dem Branddezernat und soll in der Mordkommission hospitieren, aber Falke hat überhaupt keine Lust, auch noch auf eine Anfängerin aufpassen zu müssen. Dass die Kollegin ziemlich attraktiv ist, fällt ihm dann irgendwann aber doch auf, ebenso wie die Tatsache, dass ihre unterschiedlichen Ermittlungsmethoden gar keine schlechte Kombination darstellen.

Möhring und Schmidt-Schaller, eine der aufregendsten jungen Schauspielerinnen, bilden zwar ein prima Gespann, aber Schipper, im Hauptberuf selbst Regisseur  ("Absolute Giganten"), ist als Dritter im Bunde eine wichtige Ergänzung: weil Möhring in den Szenen mit Falkes bestem Freund Jan ganz andere Seiten zeigen kann. Außerdem bereichern die gemeinsamen Momente der beiden die Geschichte um sympathisch heitere Szenen.

Natürlich geht es hinter den Bildern auch um die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich. Trotzdem erzählt Autor Busch in erster Linie einen Krimi. Die innere Spannung entsteht durch das Aufeinandertreffen der beiden Milieus, denn Jürgen Mintal (Bernhard Schütz), der Witwer der erstickten Frau, holt sich Hilfe bei einem Rechtspopulisten, der sich die Angst in der Bevölkerung zunutze macht: Er setzt ein Kopfgeld von 25.000 Euro auf den Mörder aus. Ruben, der in seiner Angst, entdeckt zu werden, ein weiteres Verbrechen begeht, sucht die Konfrontation mit Mintal; und verhilft dem scheinbar geklärten Fall auf diese Weise zu einer überraschenden Wende.