Sozialministerin Rundt besorgt über Berufsabbrecher in der Pflege

Foto: epd-bild/Axel Bredehöft
Sozialministerin Rundt besorgt über Berufsabbrecher in der Pflege
Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) sagte, es sei dramatisch, dass Pflegerinnen und Pfleger wegen der schlechten Bedingungen ihrem Beruf im Schnitt nur fünf Jahre lang treu blieben.
02.01.2014
epd
Karen Miether

"Menschen, die extrem viel guten Willen haben, frustrieren wir entweder schon während der Ausbildung oder aber nach mehreren Berufsjahren", sagte die Ministerin in Hannover im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Darum müssten die Pflegesätze und damit die Löhne dringend steigen.

Ihr Ministerium werde gegenüber den Kranken- und Pflegekassen weiter auf eine leistungsgerechte Vergütung drängen, betonte Rundt. Die Entgelte müssten so kalkuliert werden, dass Tariflöhne zahlbar seien. "In Wolfsburg etwa wird sich eine Pflegefachkraft überlegen, ob sie nicht lieber bei VW ans Band geht. Da verdient sie nämlich ungelernt deutlich mehr." Zu der schlechten Bezahlung und dem starken Arbeitsdruck komme in der Pflege außerdem ein hoher bürokratischer Aufwand.

Unterschiede zwischen den Bundesländern

Die Zahl der Pflegebedürftigen in Niedersachsen steige Prognosen zufolge von derzeit 275.000 auf 480.000 im Jahr 2050, sagte die Ministerin. Bereits im Jahr 2030 fehlten nach den Vorhersagen landesweit 50.000 Pflegefachkräfte. "Das ist eine dramatische Zahl." Die Lage verschärfe sich durch veränderte Familienstrukturen. Mehr älteren Menschen stünden weniger junge gegenüber. "Im Moment werden drei Viertel der Pflegebedürftigen in der Familie betreut, das wird deutlich schwieriger werden."

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Für Niedersachsen komme hinzu, dass die Pflegesätze in angrenzenden Bundesländern höher lägen, sagte Rundt. "Wir müssen auch da sehen, dass wir an den Bundesschnitt herankommen." Die Bezahlung sei derzeit mehr als 30 Prozent schlechter als in Nordrhein-Westfalen.

Positiv ist Rundt zufolge die Entwicklungen bei denjenigen, die eine Pflegeausbildung beginnen. Ihre Zahl habe sich seit 2009 um mehr als 40 Prozent erhöht. Ein Grund dafür sei, dass die Altenpflegeschüler an privaten Pflegeschulen seitdem einen Zuschuss zu ihrem Schulgeld erhalten. Die Landesregierung will die Schulgeldfreiheit per Gesetz sicherstellen. Zudem soll die Ausbildungsumlage in der Altenpflege wieder eingeführt werden. Dabei mussten alle Träger der Altenpflege einen Beitrag zahlen, um die Ausbildung zu finanzieren - auch Betriebe, die selbst nicht ausbilden.