Altersarmut in Deutschland nimmt zu

Altersarmut in Deutschland nimmt zu
Immer mehr Rentner in Deutschland brauchen Sozialhilfe. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte, lebten Ende 2012 knapp 465.000 Menschen über 65 Jahre von der staatlichen Grundsicherung im Alter. Das waren 6,6 Prozent mehr als 2011.

In den vergangenen zehn Jahren hat sich nach Angaben der Statistiker die Zahl der Rentner in Armut fast verdoppelt. 2003 bezogen etwas mehr als 250.000 Menschen über 65 Jahre Sozialhilfe. Der Deutsche Gewerkschaftsbund und Sozialverbände forderten die Bundesregierung auf gegenzusteuern.

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In den großen Städten leben mehr arme Rentner als anderswo. Während in Westdeutschland durchschnittlich drei Prozent der Rentner die Grundsicherung erhielten, waren es in Hamburg 6,2 Prozent, gefolgt von Bremen (5,5 Prozent) und Berlin (5,3 Prozent). In den neuen Ländern lag die Quote im Durchschnitt bei zwei Prozent, in Sachsen und Thüringen bei nur einem Prozent.

Ältere Frauen stehen den Wiesbadener Statistikern zufolge im Westen schlechter da als im Osten. Ende 2012 lebten in den alten Bundesländern 3,3 Prozent der Rentnerinnen von der Grundsicherung. In den neuen Ländern einschließlich Berlin waren es 2,1 Prozent. Männer beziehen die Sozialhilfe im Alter seltener. In Westdeutschland leben 2,5 Prozent von der Grundsicherung, in Ostdeutschland 1,8 Prozent der Männer über 65 Jahre.

DGB: verdeckte Armut ist noch höher

Der Deutsche Gewerkschaftsbund geht indes davon aus, dass die Statistiken die Altersarmut nicht angemessen erfassen. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach erklärte, erfahrungsgemäß stellten viele alte Menschen keinen Antrag auf Grundsicherung. Die verdeckte Armut sei noch einmal doppelt so hoch wie die registrierte. Deshalb sei von drei Millionen Älteren in Armut auszugehen. Insgesamt leben in der Bundesrepublik rund 20 Millionen Rentner.

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Der DGB, die AWO und der Sozialverband VdK forderten, das sinkende Rentenniveau wieder anzuheben. VdK-Präsidentin Ulrike Mascher nannte die steigende Zahl der Grundsicherungsempfänger ein "Warnsignal für künftige Altersarmut".

Die Bundesregierung geht davon aus, dass das Rentensicherungsniveau bis 2025 auf rund 45 Prozent sinkt. Heute liegt es bei rund 50 Prozent. Das Sicherungsniveau vor Steuern gibt das Verhältnis zwischen der Rente an, die ein Durchschnittsverdiener nach 45 Jahren erhält, und dem aktuellen Durchschnittseinkommen.