Europäische Kirchen werben für mehr Ökumene

Europäische Kirchen werben für mehr Ökumene
Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) wirbt für das vor 40 Jahren veröffentlichte Ökumenepapier "Leuenberger Konkordie" als wegweisendes Modell für eine Einheit der Kirchen.

Das Konzept der "Einheit in versöhnter Verschiedenheit" habe sich bewährt, erklärte der GEKE-Präsident und Wiener Bischof Michael Bünker am Mittwoch auf einem Studientag der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland im bayerischen Freising.

Für den Protestantismus in Europa ist die Leuenberger Konkordie ein Meilenstein. Am 16. März 1973 verständigten sich reformatorische Kirchen mit unterschiedlichen Bekenntnissen auf dem Leuenberg bei Basel auf ein Dokument, das die seit der Reformationszeit bestehende Kirchentrennung beendete. Sie ermöglichte die Kirchengemeinschaft zwischen lutherischen, reformierten und unierten Kirchen. Selbst lutherische und evangelisch-reformierte Christen brauchten damit rund 450 Jahre, bevor sie Brot und Wein am Altar miteinander teilten.

"Damit kamen über 400 Jahre Verwerfungen zwischen den reformatorischen Kirchen an ihr Ende", fügte Bünker hinzu. Nach 40 Jahren Erfahrung mit der Konkordie zog der Generalsekretär eine positive Bilanz. Sie habe viele weitere Gespräche und Texte angeschoben, unter anderen auch die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre zwischen dem Lutherischen Weltbund und dem Vatikan von 1999. Ziel des Leuenberger Kirchengemeinschaftsmodells sei es nicht, "Verschiedenheiten zu sanktionieren, sondern Einheit zu erreichen", sagte Bünker.

"Entscheidend ist die Frage, welche Unterschiede wirklich kirchentrennend sind"

Für die Leuenberger Konkordie als Vorbild für die evangelisch-katholische Ökumene wird bereits seit den 80er Jahren geworben. Der frühere vatikanische "Ökumene-Minister", Kardinal Walter Kasper, erteilte dem Konzept allerdings wiederholt eine Absage. Auch sein Nachfolger als Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, Kardinal Kurt Koch, sieht in dem Leuenberg-Konzept kein Modell für die Ökumene.

###mehr-links### Zur Öffnung der Kirchengemeinschaft für andere Konfessionen müssten weitere Fragen geklärt werden, erklärte auch der evangelische Bischof Bünker. Dazu gehöre vor allem das Amtsverständnis und wie die Kirche verstanden werde. Die Gemeinschaft Evangelischer Kirche in Europa führe dazu Dialogen mit Anglikanern, Baptisten, Orthodoxen sowie der römisch-katholischen Kirche. "Entscheidend ist die Frage, welche Unterschiede wirklich kirchentrennend sind", fasste Bünker das Ziel der Dialoge zusammen.

Der 1948 gegründeten Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirche in Deutschland gehören 17 Kirchen an. Vier Kirchen sind Gastmitglieder, vier ökumenische Organisationen haben Beobachterstatus. Die ACK repräsentiert rund 50 Millionen Christen in Deutschland.