AOK-Report: Krankschreibungen wegen Suchterkrankungen nehmen zu

AOK-Report: Krankschreibungen wegen Suchterkrankungen nehmen zu
Suchterkrankungen treiben die Zahl der Krankheitstage in die Höhe. Das geht aus dem Fehlzeiten-Report 2013 hervor, den die AOK am Donnerstag in Berlin vorstellte. Danach ist die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage, die durch Suchtkrankheiten verursacht wurden, von 2,07 Millionen im Jahr 2002 auf 2,42 Millionen im Jahr 2012 gestiegen. Das entspricht einer Zunahme um 17 Prozent.

Dem Report zufolge nehmen Suchterkrankungen zu, während die Zahl der Fehltage wegen körperlicher Leiden eher sinkt. Der allgemeine Krankenkstand bundesweit ist in etwa konstant und lag dem Report zufolge 2012 bei 4,9 Prozent.

Aus Sicht der AOK sind die Zahlen ein Indiz dafür, dass bei der Suchtprävention mehr getan werden muss. Arbeitgeber würden dabei von den Krankenkassen unterstützt. Neben den klassischen Suchtmitteln Alkohol und Tabak ist offenbar das "Gehirndoping" auf dem Vormarsch. Bei einer repräsentativen Befragung fand das Wissenschaftliche Institut der AOK (WidO) heraus, dass im Laufe eines Jahres jeder zwanzigste Arbeitnehmer mindestens einmal zu leistungssteigernden Mitteln gegriffen hat. Unter den Jüngeren unter 30 Jahren war es jeder Zwölfte. 

Hauptgrund: klassische Suchtmittel Alkohol und Nikotin

Hauptgrund für die suchtbedingten Krankschreibungen sind indes weiterhin die klassischen Suchtmittel Alkohol und Nikotin mit zusammen 85 Prozent. 44 Prozent gehen auf das Konto des Alkoholkonsums, fast 39 Prozent sind Folge des Rauchens. Der Rest verteilt sich auf Drogen und Psychopharmaka. Dort verzeichnet der Report die höchsten Steigerungen bei Cannabis und chemischen Drogen. Allerdings machen die suchtbedingten Krankschreibungen bezogen auf alle elf Millionen AOK-Versicherten nur 1,3 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitsfälle aus.

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Die Befragung des WidO von mehr als 2.000 Beschäftigten ergab, dass 5,3 Prozent jeden Tag trinken. Dabei ist der Anteil der Männer mit knapp neun Prozent viermal so hoch wie der der Frauen. Beschäftigte mit höherem Bildungsstand neigen eher zum übermäßigen Trinken, Erwerbstätige in einfachen Tätigkeiten eher dazu, durch das Rauchen krank zu werden.

Dem AOK-Report zufolge sind es mit fünf Prozent zwar noch wenige Beschäftigte, die im Arbeitsstress zu Amphetaminen oder Psychopharmaka greifen, aber es werden mehr. Wer besonders desillusioniert oder übermäßig arbeitsorientiert ist, hat der Befragung zufolge ein deutlich höheres Risiko.

Der AOK-Fehlzeiten-Report erscheint jedes Jahr mit einem anderen Schwerpunkt, in diesem Jahr befasst er sich unter dem Titel "Verdammt zum Erfolg - die süchtige Arbeitsgesellschaft?" mit Suchtproblemen. Er gibt auch einen Überblick über den Krankenstand in allen Branchen der Wirtschaft. Dem Bericht zufolge fehlen Suchtkranke im Schnitt fast drei Monate, wenn sie wegen ihrer Abhängigkeit krankgeschrieben werden und damit dreimal so lange wie Kollegen, die aus anderen Gründen krank sind.

Der Geschäftsführende Vorstand des AOK-Bundesverbandes, Uwe Deh, sagte, der Trend, zu leistungssteigernden Mitteln zu greifen, sei ein Alarmsignal. Zwar schlage sich dieses Verhalten noch nicht messbar in Krankschreibungen und Fehltagen nieder. Wenn nichts getan werde, um der steigenden Bereitschaft zum Gehirndoping zu begegnen, seien aber zusätzliche Probleme und Kosten absehbar. Die Folgekosten der Alkohol- und Tabaksucht durch Arbeitsausfall und Frühverrentungen belasteten die Wirtschaft jedes Jahr mit mehr als 60 Milliarden Euro, sagte Deh.