Alrun Kopelke stellt sich in Gottes Dienst

Foto: dpa/Pietro Sutera
Rund 16 Jahre lang hat Alrun Kopelke für den Hessischen Rundfunk gearbeitet. Nun wendet sich die 42-Jährige von der Kamera ab und der Kirche zu: Kopelke wird Pfarrerin.
Alrun Kopelke stellt sich in Gottes Dienst
Nachrichtensprecherin der Hessenschau wird Pfarrerin
Ein Pfarrer, der in die Medien strebt, ist nicht ungewöhnlich. Eine Journalistin aber, die berufsbegleitend Theologie studiert und ins Pfarramt wechselt, schon. Alrun Kopelke, Nachrichtenmoderatorin im Hessenfernsehen, hat es getan.

Sie ist das, was man eine gestandene Journalistin nennt. Kopelke präsentiert seit zehn Jahren die Nachrichten in der Hessenschau, dem aktuellen abendlichen TV-Magazin des Hessischen Rundfunks. Am 1. September wird sie ihr Vikariat in der Gemeinde in Nied antreten, bei Pfarrerin Charlotte von Winterfeld. Sie ist zwei Jahre jünger als Alrun Kopelke, die 1970 geboren wurde.

###mehr-artikel### Die Fernsehjournalistin hat nach drei Jahren Studium den Master der Theologie gemacht. "Das gibt es im ganzen deutschsprachigen Raum nur in Marburg", sagt Alrun Kopelke. Getragen wird der Studiengang von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Kopelke war im zweiten Jahrgang, der 2010 mit 24 Kommilitonen angefangen hatte. 2007 startete der Studiengang mit 25 Männern und Frauen, der aktuelle Jahrgang hat im April ebenfalls mit 24 Studierenden begonnen.

Theologiestudium verkürzt, jedoch kein "Light-Studiengang"

Das klassische Theologiestudium dauert mindestens zehn Semester, also fünf Jahre. Ein "Light-Studiengang" ist der Marburger Master aber nicht, die Hürden liegen relativ hoch. "Man muss ein abgeschlossenes Studium vorweisen, mindestens fünf Jahre Berufserfahrung haben und dann eine Eignungsfeststellungsprüfung machen", erklärt die 43-Jährige. Dabei gilt es, in einem Essay eine theologische Problemstellung zu bearbeiten sowie bibelkundliche Basiskenntnisse zu präsentieren.

"Die Professoren haben gesagt, dass sie gerne mit uns arbeiten, denn wir bringen vieles mit, was junge Studierende sich erst erarbeiten müssen: Wir stellen schneller Fragen", sagt Kopelke. Mit ihr haben Ärzte, Juristen, Betriebswirte und Bauingenieure studiert. Alle sechs bis acht Wochen trafen sie sich in Hofgeismar bei Kassel, zu einer "konzentrierten Lernwoche mit fünf Lehrveranstaltungen am Tag". Auch zu Hause wurde kräftig gebüffelt, denn der Stoff ist umfangreich. Dazu gehören auch Kenntnisse in Griechisch und Latein.

"Ich leihe Menschen Worte und stelle mich in Gottes Dienst"

Alrun Kopelke ist froh, dass es diesen Studiengang gibt. Sie hatte bereits Spanisch, Volkskunde und Kommunikationskunde studiert, "eigentlich alles, was mich interessierte". Mit der Kirche habe sie zwischen 20 und 30 nicht viel am Hut gehabt. "Aber mir fehlte etwas, ich wollte Spiritualität leben. Dann bin ich zu einem "Go Special"-Gottesdienst nach Niederhöchstadt gegangen und war tief berührt", erzählt Kopelke. Sie sei schnell Mitglied der Gemeinde geworden. Der damalige Pfarrer Klaus Douglass habe sie schwer beeindruckt, er sei "ein Mann mit großem Charisma".

Deshalb habe sie zunächst Zweifel gehabt, ob ihr Ziel, selbst Pfarrerin zu werden, nicht zu groß sei. Doch da sei die Theatergruppe der Gemeinde gewesen. Vor den Proben werde gebetet. Einmal habe es geheißen "Alrun, bete du mal!" Sie sei der Bitte nachgekommen und habe viel Lob geerntet - weil sie immer die richtigen Worte fände, sagt sie selbstbewusst. "Das ist es einfach: Ich leihe Menschen Worte und stelle mich damit in Gottes Dienst."

Der Weg zur Theologie sei ein Prozess gewesen. "Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich für die Medien keinen Ehrgeiz habe. Und bei der Frage, was ich eigentlich für Ziele habe, lautete die Antwort: Menschen mit Gott in Kontakt zu bringen", sagt sie. Beim Fernsehen sei jeder Schritt geplant gewesen, der Strich auf dem Boden als Grenzlinie, der Blick in diese oder jene Kamera - alles vorgegeben. "Jetzt kann ich mich entfalten, ich habe so viel Freude daran, Gottesdienste vorzubereiten", sagt sie. Es gehe ihr darum, Spaß und Ernsthaftigkeit zu verbinden. Die Gottesdienstbesucher dürfen sich freuen.