Ralf König: "Blasphemie interessiert mich nicht"

Ralf König: "Blasphemie interessiert mich nicht"
Ralf König, einer der bundesweit erfolgreichsten Comiczeichner, findet den Apostel Paulus unsympathisch. "Ich bin Agnostiker und schon seit der Kindheit kritisch", sagte König dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er freue sich aber immer über Menschen mit Humor, "ob gläubig oder nicht". Gerade Religion sollte nicht zu ernst genommen werden.
02.08.2013
epd
Hanna Jochum

Herr König, am Sonntag stellen Sie in einer bayerischen Kirche aus ihrem Buch "Antityp" eine Szene des in der Bibel geschilderten Apostelkonzils vor, als Petrus und Paulus über die Ausrichtung des Christentums streiten. Fürchten Sie sich vor der Reaktion der Gottesdienstbesucher, die sich durch Ihre Darstellung auf den Schlips getreten fühlen könnten?

###mehr-artikel### König: Ich glaube, die Leute merken, dass ich nicht auf plumpe Beleidigung aus bin. Blasphemie interessiert mich nicht. Ich habe mich immer sehr mit den Stoffen auseinandergesetzt, bevor ich sie auf Papier gezeichnet habe. Ich habe die schwierigen Paulusbriefe hoch und runter gelesen. Ich wollte verstehen, was Paulus überhaupt meinte. Und er wurde mir nicht sympathischer. Ich bin Agnostiker und schon seit der Kindheit kritisch. Natürlich könnte es einigen strammen Gläubigen schon zu viel sein, dass ich den Apostel mit Knollennase zeichne, aber die werden ja nicht gezwungen, meine Bücher zu lesen. 

Warum finden Sie den Apostel unsympathisch? 

König: Darf ich ihn zitieren: "Wenn jemand den Herrn nicht liebt, sei er verflucht" (Korinther). Oder: "Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie über den Mann Herr sei, sondern sie sei still" (Timotheus). Ob der Apostel das nun so geschrieben und wie er das genau gemeint hat, ist dabei nebensächlich. Das sind nur einige Bibelstellen, die sehr viel Leid über betroffene Menschen gebracht haben. Ja, Paulus schreibt auch viel über die Liebe und den Sanftmut, aber das betrifft nur die, die so denken und glauben wie er. 

"Antityp" ist ihr jüngstes biblisches Werk. Was verstehen Sie darunter, und braucht die Kirche solche Typen?

König: "Antityp" klingt nach jemandem, der immer "dagegen" ist und schlecht gelaunt. Genau so sehe ich den Apostel Paulus. Was die Kirche braucht, weiß ich nicht. Aber ich freue mich immer über Menschen mit Humor, ob gläubig oder nicht. Und gerade Religion sollte nicht zu ernst genommen werden, auch bei den höchsten und letzten Dingen sollte immer Platz für ein Augenzwinkern sein.