Bahnchef Grube entschuldigt sich bei Opfern des Zugunglücks von Eschede

Foto: dpa/Ingo Wagner
Bahnchef Grube entschuldigt sich bei Opfern des Zugunglücks von Eschede
15 Jahre nach dem ICE-Unglück von Eschede hat sich Bahnchef Rüdiger Grube erstmals öffentlich bei den Opfern und deren Angehörigen entschuldigt.

"Wir bitten, die Entschuldigung anzunehmen. Sie kommt wirklich von ganzem Herzen", sagte er am Montag bei einer Gedenkfeier zum Jahrestag der Katastrophe vom 3. Juni 1998 in Eschede. Bei dem laut Grube schwersten deutschen Eisenbahnunglück kamen 101 Menschen ums Leben. Mehr als 100 Menschen wurden verletzt, als der ICE 884 "Wilhelm Conrad Röntgen" bei Tempo 200 wegen eines gebrochenen Radreifens entgleiste und gegen eine Straßenbrücke prallte.

"Es ist zentrales Anliegen der DB, den Hinterbliebenen, Verletzten und Leidtragenden unser tief empfundenes Mitgefühl auszusprechen", sagte Grube. Der Sprecher der Initiative "Selbsthilfe Eschede", Heinrich Löwen, hatte jahrelang ein solches Entgegenkommen der Bahn gefordert. "Auf dieses Zeichen der Menschlichkeit haben wir lange gewartet", sagte er an der neu gestalteten Gedenkstätte in der Nähe des Unglücksortes. "Bei einem früheren Zeichen hätte manche Bitterkeit vermieden werden können." Löwen verlor bei dem Unglück seine Frau und seine Tochter.

101 Kirschbäume erinnern an 101 Tote

Aus juristischen Gründen hatte die Bahn bisher auf eine Entschuldigung verzichtet. Vor Gericht mussten sich zwei leitende Bahnmitarbeiter und ein Ingenieur des Radreifenherstellers verantworten, denen die fahrlässige Tötung von 101 Menschen und Körperverletzung von 105 Menschen wegen nicht ausreichender Prüfung der Räder zur Last gelegt wurde. Das Verfahren wurde 2002 gegen Zahlung von jeweils 10.000 Euro eingestellt. "Die Einstellung des Verfahrens war das bitterste Kapitel nach dem Unfall selbst", beklagte Löwen: "Die Bahn hat damals größte Anstrengungen unternommen, um diese Einstellung zu erreichen. Die Justiz hat kläglich versagt."

Löwen bedankte sich bei Grube für die heute größere Offenheit des Bahnvorstandes für die Anliegen der Hinterbliebenen und begrüßte die Neugestaltung der Gedenkstätte in Eschede, wo 101 Kirschbäume an die 101 Toten erinnern. Dort wurde in den vergangenen Wochen auf Kosten der Bahn eine Wand mit den Namen der Opfer erneuert, da das Material brüchig geworden war. Zudem wurde eine Hainbuchenhecke parallel zu den Gleisen gepflanzt.