Organspende: Chirurg würde jedes zweite Transplantationszentrum schließen

Organspende: Chirurg würde jedes zweite Transplantationszentrum schließen
Nach dem neuen Organspende-Skandal an der Uniklinik Leipzig hat der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, Karl-Walter Jauch, die Schließung jedes zweiten Zentrums für Lebertransplantationen in Deutschland gefordert.

Aus seiner Sicht wäre es "besser", wenn nur noch zwölf statt der vorhandenen 24 Kliniken für diese Organverpflanzungen existierten, sagte der Münchner Mediziner dem Nachrichtenmagazin "Focus". Eine Analyse zeige, dass sich der Wettbewerb zwischen den Zentren "negativ" auswirke, begründete Jauch seinen Vorschlag.

Für die aktuell aufgedeckten Betrugsvorgänge machte Jauch die gültigen Vorschriften bei der Vergabe von Organen verantwortlich: Mediziner müssten "den Mut haben, zu sagen, dass man Patienten, die nur mehr eine minimale Chance auf Rehabilitation haben, nicht mehr einer Transplantation unterzieht".

Zuvor hatte die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz der Länder, Anita Tack (Linke), vor übereilten Rufen nach Konsequenzen gewarnt. Im Herbst 2012 seien nach Manipulationen bei der Organvergabe in Regensburg und Göttingen bereits Schritte zu mehr Transparenz und Qualität ergriffen worden, sagte die brandenburgische Ressortchefin dem epd am Freitag. Derweil sprach sich der Bundesverband der Organtransplantierten (BDO) gegen die Forderung aus, die Zahl der Transplantationskliniken deutlich zu reduzieren, um bessere Kontrollmöglichkeiten zu haben.

Die Uniklinik Leipzig hatte am Mittwoch bestätigt, dass seit 2010 offenbar Daten von insgesamt 38 Patienten für Lebertransplantationen gefälscht wurden, um sie auf der Warteliste nach vorn rücken zu lassen. Die Klinik hat inzwischen drei Leitende Chirurgen beurlaubt. Die Staatsanwaltschaft prüft die Aufnahme eines Ermittlungsverfahrens.