Afghanische Frauenrechtlerin: Deutsches Engagement wird weiter gebraucht

Afghanische Frauenrechtlerin: Deutsches Engagement wird weiter gebraucht
Die afghanische Menschenrechtlerin Sima Samar fordert Deutschland auf, ihr Heimatland auch nach dem Truppenabzug 2014 weiter zu unterstützen. Den Abzug der ausländischen Truppen sieht sie kritisch.

"Führt Euer Engagement fort und lasst uns nicht allein", appellierte die Ärztin, die für ihre Arbeit in diesem Jahr mit dem "Alternativen Nobelpreis" ausgezeichnet wurde, am Montag in Berlin. Bis Ende 2014 will die NATO ihre Kampfsoldaten aus Afghanistan abziehen. Die Bundesregierung will die Truppenstärke ab Februar 2014 reduzieren.

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Samar sieht den Abzug kritisch. Der größte Teil des Militärs könnte das Land verlassen, sagte sie. Ein kleinerer Teil werde aber weiter für die Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte und Beobachtung der Lage benötigt. Daneben wünsche sie sich, dass Deutschland sich auch über 2014 hinaus finanziell engagiert, vor allem im Bereich Bildung, sagte Samar.

In Afghanistan gibt es nur Verlierer

Zehn Jahre nach Ausbruch des Krieges gegen die Taliban gebe es in Afghanistan keine Gewinner, sondern nur Verlierer, sagte Samar. In insgesamt 30 von Krieg geprägten Jahren habe sie viele Freunde verloren, die sich wie sie für die Etablierung von Menschenrechten engagierten. Trotzdem sehe sie ihr Land auf einem guten Weg.

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Rechtlich seien die Voraussetzungen für eine gute Regierungsführung und die Verankerung von Menschenrechten gegeben. "Das gibt mir Hoffnung und Zuversicht", sagte Samar.

Zur Zeit kämpfe sie vor allem für die Verankerung von Frauenrechten in der Verfassung, sagte Samar. Gleiches gelte für Rechte von Kindern und Behinderten, die Unterstützung dringend benötigten.

Nur Bildung könne Frieden sichern

Samar kämpft in Afghanistan besonders für den Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung von Frauen. Durch ihr Engagement wurden nach ihren Angaben allein 116 Schulen für Mädchen gegründet. Lange Zeit habe sie für ihr Anliegen keine Unterstützung erhalten. Dabei sichere nur dies nachhaltig Frieden. "Ich glaube, weil wir das so lange vernachlässigt haben, haben wir einen so langen Krieg", sagte Samar.

Der "Alternative Nobelpreis" wird von der schwedischen Right-Livelihood-Stiftung vergeben. In diesem Jahr wurden neben Sima Samar der US-amerikanische Friedensaktivist Gene Sharp und die britische "Kampagne gegen Waffenhandel" (CAAT) mit der mit insgesamt 150.000 Euro dotierten Auszeichnung geehrt. Der türkische Umweltschützer Hayrettin Karaca wurde mit dem undotierten Preis für seinen unermüdlichen Einsatz für die Natur gewürdigt.