Allensbach-Studie: Westdeutsche denken bei Erziehung noch traditionell

Allensbach-Studie: Westdeutsche denken bei Erziehung noch traditionell
Bei der Kinderbetreuung bestehen nach einer Allensbach-Studie nach wie vor große Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland.

Wie aus der am Montag in Berlin vorgestellten Vergleichsuntersuchung mit Schweden hervorgeht, lehnen in den neuen Bundesländern nur 21 Prozent eine Krippenbetreuung ab, in den alten sind es dagegen 52 Prozent. Bei türkischstämmigen Eltern favorisieren sogar zwei Drittel eine ausschließliche Betreuung zu Hause.

Schwedische Eltern dagegen seien fest überzeugt, dass Kinder davon profitieren, wenn sie schon sehr früh in die Kita oder zur Tagesmutter gehen. So würden in Schweden rund 90 Prozent der Zweijährigen außer Haus betreut, während es in Deutschland nur 51 Prozent sind.

"Statusfatalismus": Zählt Herkunft mehr als Leistung?

Auch später in der Schule hätten deutsche und schwedische Eltern unterschiedliche Vorstellungen zur Förderung ihrer Kinder. Während zwei Drittel der deutschen Eltern sich für vielseitige Bildung, Durchhaltevermögen und Leistungsbereitschaft der Kinder verantwortlich fühlten, seien es in Schweden weniger als ein Drittel. Dort würden diese Ziele viel mehr an den Staat delegiert, heißt es in der von der Zeitschrift "Bild der Frau" und dem Bundesfamilienministerium finanzierten Umfrage.

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Die Leiterin des Allensbach-Instituts Renate Köcher wie auch Chefredakteurin Sandra Immoor zeigten sich zudem betroffen über den "Statusfatalismus", der in Deutschland im Vergleich zu Schweden herrscht. Nach der Studie teilt mehr als ein Drittel der Bundesbürger die Überzeugung, dass Leistung sich nicht lohnt und alleine die Herkunft zählt.

Bei den unter 30-Jährigen aus einfachen Schichten halten sogar 55 Prozent einen sozialen Aufstieg für unmöglich. In Schweden seien dies lediglich 28 Prozent. Anders als in Deutschland gibt es in dem skandinavischen Land auch keine großen schichtenspezifischen Unterschiede.

Innerhalb Deutschlands ist der "Statusfatalismus" insbesondere in den neuen Bundesländern und hier wiederum bei den Eltern von Kindern unter zwölf Jahren ausgeprägt. Lediglich ein Viertel von ihnen ist überzeugt, dass, wer sich anstrengt, es in der Regel auch zu etwas bringt. Bei westdeutschen Eltern sind das doppelt so viel. In Schweden glauben im Durchschnitt 61 Prozent der Gesamtbevölkerung an Aufstiegschancen. Bei den schwächeren sozialen Schichten sind es immerhin noch 55 Prozent.

Wunsch nach sozialem Aufstieg

Dabei ist in Deutschland der Wunsch nach sozialem Aufstieg der eigenen Kinder nach wie vor präsenter als in Schweden. Während 43 Prozent der Bundesbürger erklären, dass es dem Nachwuchs einmal bessergehen soll, sind das der Umfrage zufolge in dem skandinavischen Land nur 31 Prozent. Innerhalb Deutschlands gab es hier in den vergangenen drei Jahren eine bemerkenswerte Zunahme - im Osten sogar um 14 Prozentpunkte.

Für die Studie "Chancengerechtigkeit durch Förderung von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich" befragte das Institut für Demoskopie Allensbach für "Bild der Frau" 1.835 Personen in Deutschland und 1.058 Personen in Schweden.