Bibelserie: "Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert"

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Arbeiter im Weinberg, Darstellung von Heinrich Lohe 1688/89. Ausschnitt aus der Kassettendecke in der Hospitalkirche Hof
Bibelserie: "Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert"
Was die Bibel über gütige Arbeitgeber und gerechte Bezahlung erzählt
Am 1. Mai gehen Arbeitnehmer und Gewerkschaften auf die Straße, um für gerechten Lohn einzutreten. Lohnregelungen für Arbeiter und Hilfskräfte gibt es schon im Alten Orient. Ausgezahlt wurden Naturalien, aber auch Münzen. Biblische Ethik zielt auf eine gerechte und auf eine sofortige Entlohnung. Die Entlohnung wurde später auf das Verhältnis von Gott zu den Menschen übertragen: Wer auf Erden gottgefällig lebt, wird im Himmel Lohn erhalten.

Schnelle Entlohnung!

3 Mose 19,13; 5 Mose 24,14f.; Tobit 4,15;
Tagelöhner arbeiteten in Weinbergen, auf den Feldern und in der Fischerei; meist waren es Gastarbeiter, die in Hoffnung auf Verdienst in die Fremde gezogen waren. Diese "Mietlinge" waren besonders angewiesen auf die rechtzeitige Auszahlung ihres Verdienstes. Das mosaische Gesetz fordert die Arbeitgeber auf, den Lohn täglich auszuzahlen: "Es soll des Tagelöhners Lohn nicht bei dir bleiben bis zum Morgen." Sofort nach Arbeitsende sollen die biblischen Bosse die Lohntüten verteilen, "dass die Sonne nicht darüber untergehe … damit er nicht wider dich den Herrn anrufe und es dir zur Sünde werde".
Zitat: "Wer für dich arbeitet, dem gib sogleich seinen Lohn und enthalte dem Tagelöhner den Lohn nicht vor."

Trügerischer Gewinn

Sprüche 11,18
Auch mit Ausbeutung und Niedertracht lässt sich ein Betrieb erfolgreich führen – jedenfalls was das Einkommen betrifft. Als "trügerischen Gewinn" rügt das Sprüchebuch diese Art des ethisch zweifelhaften Geldverdienens, die keinen nachhaltig "sicheren Lohn" garantiert.
Zitat: "Der Gottlosen Arbeit bringt trügerischen Gewinn; aber wer Gerechtigkeit sät, hat sicheren Lohn."

Himmlische Belohnung

Sprüche 22,4; Weisheit 5,16; Sirach 11,23; Tobit 4,9f.; Matthäus 6,1; Lukas 6,35; Hebräer 11,6
Wer gottgefällig lebt, wird himmlisch belohnt werden: Dieser Zusammenhang zieht sich durch die ganze Bibel. "Der Lohn der Demut und der Furcht des Herrn ist Reichtum, Ehre und Leben", sagt der weise Salomo. Wer gerecht lebt, für den sorgt "der Höchste". Sirach beschreibt den "Segen Gottes" als "Lohn des Frommen". Tobias empfiehlt seinem Sohn, Bedürftige zu unterstützen, "Hast du viel, so gib reichlich; hast du wenig, so gib doch das Wenige von Herzen. Denn so wirst du dir einen guten Lohn für den Tag der Not sammeln." Ähnliches verheißt auch Jesus in der Bergpredigt: Wer seine Feinde liebt und Armen leiht, dessen Lohn wird groß sein. Wer seine Frömmigkeit zur Schau stellt, darf hingegen "keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel" erwarten.
Zitat: "Wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt."

Gott als Arbeitgeber

Hiob 7,1-3; Jesaja 61,8; 2 Korinther 5,10; Offenbarung 22,12
Gute Verkündigung beschreibt den Glauben in Bildern und Zusammenhängen des Alltagslebens. So benutzten auch biblischen Schriftsteller das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitenden zur Beschreibung des Verhältnisses von Gott und Mensch. "Muss nicht der Mensch immer im Dienst stehen auf Erden, und sind seine Tage nicht wie die eines Tagelöhners?", sinniert Hiob über sein Schicksal: "Wie ein Knecht sich sehnt nach dem Schatten und ein Tagelöhner auf seinen Lohn wartet, so hab ich wohl ganze Monate vergeblich gearbeitet, und viele elende Nächte sind mir geworden." Die Propheten weisen Gott ausdrücklich die Arbeitgeberrolle zu, der von sich sagt: Ich bin der Herr, der das Recht liebt und Raub und Unrecht hasst; ich will ihnen den Lohn in Treue geben und einen ewigen Bund mit ihnen schließen." Die endgültige Lohnabrechnung findet am Ende aller Zeiten statt, meint Paulus: "Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut oder böse."
Zitat: "Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, einem jeden zu geben, wie seine Werke sind."

Judaslohn

Jeremia 4,18; 15,13; 2 Makkabäer 8,33; Apostelgeschichte 1,18
Lohn ist nicht etwa immer gut und wertvoll. Wer sich gottlos verhält, wird dementsprechend schlechten Lohn erhalten. Gott droht zum Beispiel dem untreuen Volk Israel: "Ich will dein Gut und deine Schätze zum Raube geben als Lohn für alle deine Sünden. Als "Lohn für seine Gottlosigkeit" wird der seleukidische Heerführer Kallisthenes kurzerhand von den jüdischen Makkabäern grausam verbrannt. Der "Lohn der Ungerechtigkeit", den der Jünger Judas für den Verrat Jesu verdient hatte, wurde ihm zum Verhängnis: Vom Geld kaufte er sich einen Acker und fand darauf ein elendes Ende.
Zitat: "Das hast du zum Lohn für deinen Wandel und dein Tun."

Bluthunde

Jeremia 22,13; Sirach 34,27;  Lukas 10,7
Wettern Gewerkschaften gegen Bonzen, finden sie Buch der Bücher knackige Zitate. Zum Beispiel beim Propheten Jeremia: "Weh dem, der seinen Nächsten umsonst arbeiten lässt und gibt ihm seinen Lohn nicht." Oder auch bei Jesus Sirach, der zahlungsunwillige Arbeitgeber als "Bluthunde" tituliert. Sie könnten alle bei Jesus in die Lehre gehen, der wusste: "Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert."
Zitat: "Wer dem Arbeiter seinen Lohn nicht gibt, der ist ein Bluthund."

Arbeiter im Weinberg

Matthäus 20,1-16
Jesus erzählte ein Gleichnis, an dem sich stundenlang über gerechten Lohn diskutieren lässt: Ein Unternehmer, Weinbergbesitzer, bezahlte seine Tagelöhner offensichtlich ungerecht. Den verabredeten Tageslohn, einen Silbergroschen, bekamen auch jene Arbeiter, die erst am Abend eingestellt wurden. Die Arbeiter murrten, lässig antwortet der Chef: "Siehst Du scheel drein, weil ich so gütig bin?" Eine gute Vorlage für ein Jesus-Wort, das der Volksmund bis heute kennt: "So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein."
Zitat: "Ruf die Arbeiter und gib ihnen den Lohn und fang an bei den letzten bis zu den ersten."

Zum Weiterlesen: Markus Raschke: Gerechter Lohn. Wie im Himmel so auf Erden, Würzburg 2011