AfD-Politiker diskutiert auf Katholikentag

AfD-Bundestagsfraktion Volker Münz
Foto: epd-bild/Friedrich Stark
Der kirchenpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion Volker Münz diskutierte beim Katholikentag in Münster auf einem Podium über die Haltung der Bundestagsparteien zu Kirche und Religion.
AfD-Politiker diskutiert auf Katholikentag
Spagat zwischen Dialog und Protest
Vertreter aller Bundestagsparteien haben bei einer emotional hochaufgeladenen Veranstaltung auf dem Katholikentag in Münster die Rolle der Religion in der Gesellschaft diskutiert. Dabei wurde der Auftritt des kirchenpolitischen Sprechers der AfD-Bundestagsfraktion, Volker Münz, zu Beginn von massiven Protesten und Störungen aus dem Publikum begleitet. Die religionspolitische Sprecherin der Linken-Bundestagsfraktion, Christine Buchholz, warnte vor einer "Normalisierung der Positionen der AfD". Münz kritisierte einen zu starken Einfluss von Kirchenvertretern in der Politik.

Die Kirchen seien eine Art politische Organisation, dies sei nicht in Ordnung, sagte Münz. Es sei nicht Aufgabe der Kirche, über Politik zu sprechen. Der AfD-Bundestagsabgeordnete betonte zugleich, er wolle auch mit anderen politischen Anschauungen im Gespräch bleiben. Die Diskussion vor rund 1.000 Katholikentagsbesuchern wurde immer wieder durch Zwischenrufe unterbrochen. Zu Beginn mussten Sicherheitskräfte und Einsatzkräfte der Polizei Störer zur Ruhe bringen.

Unter dem Motto "Nun sag', wie hast du's mit der Religion?" diskutierten neben Münz und Buchholz auf dem Podium Karlheinz Busen, Mitglied der FDP-Bundestagsfraktion, die Sprecherin des Arbeitskreises Christinnen und Christen in der SPD, Kerstin Griese, der Vorsitzende des Kardinal-Höffner-Kreises in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Christian Hirte sowie Bettina Jarasch, religionspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus.

Die Religionsexperten von SPD, Union, FDP und Linken erklärten, sie würden die Rolle der Kirchen im Staat grundsätzlich unterstützen. Zugleich betonten die meisten, ihr christlicher Glaube sei die Grundlage für ihre politische Arbeit. Allerdings, sagte die SPD-Politikerin Griese, gehe "das Christentum weiter als die Politik." Die Linken-Politikerin Buchholz fügte hinzu, ihre Partei sei "keine religiöse, aber auch keine antireligiöse Partei".

Münz erklärte, der Glaube und das Christentum seien in Deutschland eine "wichtige Grundlage unserer Rechtsordnung und Kultur." Die biblischen Gebote seien in seinem Leben eine wichtige Orientierung. Seine Partei wolle, dass Deutschland auch weiterhin christlich geprägt bleibe. In der Flüchtlingspolitik warf er zudem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) aber auch allen etablierten Parteien vor, versagt zu haben.

Das Bündnis "Keinen Meter den Nazis" aus Münster, ein Zusammenschluss von gewerkschaftlichen, zivilgesellschaftlichen und religiösen Gruppen, antifaschistischen Initiativen und politischen Parteien, hatte zu einer Demo gegen den Auftritt des AfD-Vertreters vor aufgerufen. Polizeiangaben zufolge nahmen an dem Protest in Münster bis zu 1.000 Menschen teil.

Der 101. Deutsche Katholikentag geht am Sonntag mit einem großen Gottesdienst zu Ende. Veranstalter ist das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). In diesem Jahr steht das Laientreffen unter dem Leitwort "Suche Frieden". Mehr als 50.000 Menschen haben nach Angaben der Veranstalter Dauerkarten, hinzu kommen Tausende Tagesteilnehmer.

Innerhalb der Kirchen gibt es eine Diskussion über den Umgang mit der AfD und mit AfD-Mitgliedern in Gemeinden und kirchlichen Gremien. Auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2017 in Berlin hatte der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge und die damalige Sprecherin der Vereinigung "Christen in der AfD", Anette Schultner, diskutiert. Schultner ist inzwischen aus der AfD ausgetreten. In und außerhalb der Kirche war diskutiert worden, ob der Kirchentag eine Vertreterin der AfD zu Wort kommen lassen sollte.