Konfliktforscher: Es gibt auch christlichen Fundamentalismus

Konfliktforscher Andreas Zick
Foto: epd/Universität Bielefeld
"Es gibt auch christlichen Fundamentalismus", betonte Zick.
Konfliktforscher: Es gibt auch christlichen Fundamentalismus
Der Konfliktforscher Andreas Zick sieht auch im Christentum ein Potenzial für Gewalt. So habe beispielsweise der rechtsterroristische islamfeindliche norwegische Mörder Anders Behring Breivik auf biblische Passagen Bezug genommen, sagte Zick am Freitag in Münster beim Deutschen Katholikentag.

Auch die angeblichen Verteidiger eines christlichen Abendlandes beriefen sich unter anderem auf die Bibel. Christen seien Studien zufolge für Vorurteile gegenüber Fremden anfälliger als Religionslose, erklärte der Bielefelder Wissenschaftler. Das betreffe vor allem Menschen, die religiös seien, und zugleich ihre Meinung für die einzig richtige hielten. "Es gibt auch christlichen Fundamentalismus", betonte Zick.

Die Marburger Alttestamentlerin Gerlinde Baumann erklärte, gewaltbereite Menschen suchten sich entsprechende biblische Passagen. In der aktuellen Bibelwissenschaft würden biblische Texte über Gewalt heute überwiegend so interpretiert, dass diese Texte nicht zur Gewalt aufforderten, sondern mit einem Verhältnis zur Gewalt ringen.

Der Schweizer Theologe und Autor Pierre Stutz warb dafür, Aggressionen als Friedenskraft zu entdecken. "Wir brauchen einen spirituellen Umgang mit Zorn und Empörung", erklärte Stutz. Da könnten biblische Texte über Gewalt eine Lebenshilfe sein. Gefühle wie Ärger und Zorn sollten ernst genommen werden und dazu führen, die Ursachen zu erforschen. Dann könnten Aggressionen ein Friedensimpuls sein, der zu tatkräftigem Handeln führe.