Kardinal Woelki sieht Kreuz-Pflicht in Bayern kritisch

Kardinal Woelki sieht Kreuz-Pflicht in Bayern kritisch
Kardinal Rainer Maria Woelki hat sich gegen eine Kreuz-Pflicht in Behörden ausgesprochen. "Ich finde es schwierig, so etwas einfach von oben zu verordnen", sagte der Erzbischof von Köln am Freitag auf dem Katholikentag in Münster mit Blick auf die geplante Kreuz-Pflicht in bayerischen Amtsgebäuden.

Er selbst würde das Kreuz in Behörden nicht vorschreiben wollen, sagte der Kardinal. Zugleich zeigte Woelki Verständnis für den Beschluss der bayerischen Landesregierung. Das Kreuz in Gerichten könne den Richter - auch wenn er nicht glaube - daran erinnern, dass er in seiner Rechtsprechung unabhängig sei und sich dennoch in einem letzten Schritt vor einer übergeordneten Instanz rechtfertigen müsse, erklärte der Kardinal.

Im Eingangsbereich aller bayerischen Dienstgebäude soll ab dem 1. Juni ein Kreuz hängen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte Ende April: "Das Kreuz ist grundlegendes Symbol unserer bayerischen Identität und Lebensart." Die Kreuz-Pflicht sorgte für eine kontroverse Debatte.

Woelki fügte hinzu, dass das Kreuz nicht mehr nur das Symbol der Christen, sondern im Laufe der Geschichte auch etwa von Parteien adaptiert worden sei. "Das Kreuz ist nicht mehr nur Ausdruck einer Bekenntnisgemeinschaft, sondern eben auch eines gewordenen staatlichen gesellschaftlichen Selbstverständnisses", sagte der Theologe.

Der baden-württembergische Ministerpräsident, Winfried Kretschmann (Grüne), sagte bei der Diskussion auf dem Katholikentag, dass er keine Kreuz-Pflicht in den Behörden seines Bundeslands plane. Mit Blick auf den Beschluss in Bayern fügte er hinzu: "Es kommt immer darauf an, wer etwas zu welchem Zeitpunkt mit welchen Absichten macht."