Tauber verteidigt Recht der Kirchen auf Politik

Tauber verteidigt Recht der Kirchen auf Politik
Der CDU-Politiker Peter Tauber hat das Recht der Kirchen verteidigt, zu politischen Debatten Stellung zu beziehen. "Kirche muss immer Partei ergreifen", sagte er am Samstag laut Redemanuskript in Mainz bei einer Tagung der ökumenischen Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK). Zwar solle die Kirche nicht parteipolitisch agieren. Und eine Predigt, die sich allein am Atomunglück von Fukushima oder dem Glyphosat-Einsatz in der Landwirtschaft abarbeite, habe auf einer Kanzel nichts zu suchen. Dennoch sei es falsch, die "Kirche auf die zeitlose und gegenwartsfreie Verkündigung der Heiligen Schrift reduzieren zu wollen".

Insbesondere sei es nicht korrekt, den Kirchen deren politische Positionierung nur dann abzusprechen, wenn sie nicht den eigenen Auffassungen entspreche. "Ruft die Kirche dazu auf, gegen staatliches Unrecht in einer tyrannischen Diktatur vorzugehen, agiert sie politisch, ohne kritisiert zu werden", sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium. "Verteidigt sie hingegen das Kirchenasyl, so sehen darin gerade Konservative eine Grenzüberschreitung." Auch vonseiten der politischen Linken gebe es bei manchen Themen Beifall, doch wenn kirchliche Würdenträger das ungeborene Leben verteidigten, ergieße sich eine "Hetzkanonade" über die Bischöfe.

Christentum ist keine Privatsache

Gerade deshalb müsse sich die Kirche zu allen Themen äußern. "Ein Christentum, das nur noch im Privaten stattfindet, mag das zwischenmenschliche Miteinander fördern, aber es taugt nicht mehr als Widerstandskraft gegen das Schlechte in der Gesellschaft", sagte der ehemalige CDU-Generalsekretär.



Zuvor hatte der Präsident der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, auf der selben Veranstaltung erklärt, ehrenamtliche Helfer aus Kirchengemeinden könnten künftig eine Schlüsselrolle in der Sozialarbeit spielen. Die einseitige Orientierung auf professionelle Fachkräfte müsse überwunden werden, sagte er. Diakonie und Kirche stünden vor der Aufgabe, einen "lebensnahen und menschenfreundlichen Mix von Haupt- und Ehrenamtlichen zu befördern". So könnten nachbarschaftliche Netzwerke für ältere Menschen aufgebaut werden. Welche Herausforderungen diakonische Einrichtungen gemeinsam mit Kirchengemeinden schultern könnten, sei bereits in der Flüchtlingshilfe vielerorts zu erleben.

Lilie kritisierte zugleich, dass die professionelle Arbeit der Diakonie durch widersprüchliche Vorgaben der Sozialpolitik behindert werde. Akteure im Bund, in den Ländern und den Kommunen hätten oft ganz unterschiedliche Interessen. "Einerseits sollen Leistungen niederschwellig sein, damit sie Hilfesuchende erreichen, andererseits steigen die bürokratischen Hürden immer weiter", sagte er. Ähnliche Konflikte gebe es zwischen dem Wunsch nach mehr Wettbewerb bei sozialen Dienstleistungen bei gleichzeitigen Forderungen nach wohnortnahen Angeboten.

Das zweitägige Treffen in Mainz zum Thema "Aus dem Glauben Gesellschaft gestalten?" fand am Freitag und Samstag im Tagungszentrum Erbacher Hof des katholischen Bistums Mainz statt. Die ACK ist eine nach dem Zweiten Weltkrieg gegründete Organisation verschiedener christlicher Kirchen. Neben Protestanten und Katholiken gehören auch Orthodoxe und viele Freikirchen der Arbeitsgemeinschaft an.