Hoffnungszeichen für die Opfer von Gewalt und Vertreibung in Syrien

Luftangriff in Damaskus Syrien
Foto: Uncredited/Syrian Civil Defense/Uncredited
Ein Notarzt, der seinen verletzten Sohn nach einem Luftangriff auf einen von Rebellen kontrollierten Vorort von Damaskus wegbringt.
Hoffnungszeichen für die Opfer von Gewalt und Vertreibung in Syrien
Aufruf der Diakonie Katastrophenhilfe zur Passionszeit
Die Diakonie Katastrophenhilfe blickt in dieser Passionszeit auf Syrien und die Nachbarländer, in denen syrische Flüchtlinge in großer Zahl vorübergehend Aufnahme gefunden haben. Pfarrerin Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe, ruft zur Spende auf, damit den Menschen geholfen werden kann.

In der Passionszeit steht uns Jesus Christus als der große Schmerzensmann vor Augen: In seinem Leidensweg ist alles eingeschlossen, was Menschen erleben an Not und Tod, an Unrecht und Gewalt. In seinem Kreuzestod nimmt er alles menschliche Fehlverhalten auf sich, das solches Leiden hervorbringt und solidarisiert sich mit den Opfern von Katastrophen, Kriegen, Verletzungen. Wenn wir uns Passion und Kreuzigung Christi in diesen Wochen vergegenwärtigen, dann sollen wir auch die Anklage gegen die allgegenwärtige Gewalt auf der Welt wahrnehmen und uns an Jesu Seite stellen, indem wir uns für all jene einsetzen, die heute unter Unrecht und Gewalt leiden. Lassen Sie uns ihnen in der Passionszeit besonders nah sein: mit unseren Gebeten, mit finanzieller und tätiger Hilfe für Opfer und kräftigem Widerspruch gegen Geist und Praxis der Gewalt.

Aktuelle Not sehen wir im Moment zum Beispiel in Syrien. Der Krieg dort geht nun bald ins achte Jahr – er hat die gesamte Region erfasst, fast eine halben Million Menschen gilt als tot oder vermisst, Existenzen sind zerstört und Gemeinschaften auseinander gerissen. Mehr als sechs Millionen sind intern Vertriebene, fast fünf Millionen Menschen sind in die Nachbarländer geflüchtet. Abertausende Familien mussten alles zurück lassen, um ihr Leben zu retten. Die Versorgungslage ist nach wie vor in vielen Gebieten prekär, das Bildungs- und das Gesundheitswesen liegen am Boden und stehen, wenn überhaupt, oft nur zahlungskräftigen Personen zur Verfügung. Ein Großteil des Wohnraums und der Handels- und Wirtschaftsinfrastruktur sind zerstört. Deshalb ist der Bedarf an humanitärer Hilfe gewaltig – weit höher als bisher Mittel zur Verfügung stehen.

Religiöse Minderheiten brauchen Hoffnungszeichen

In manchen Regionen Syriens muss damit begonnen werden, jenen Menschen zur Seite zu stehen, die in ihre Heimatorte zurückkehren. Wohnhäuser und soziale Einrichtungen – wovon viele von den christlichen Kirchen getragen und unterhalten werden - müssen repariert werden – als ein Hoffnungszeichen für die Zukunft. Daneben brauchen Syrerinnen und Syrer Unterstützung dabei, ihre wirtschaftliche Zukunft wieder selbst in die Hand zu nehmen. Die Diakonie Katastrophenhilfe will dabei helfen, Ladenflächen her zu richten und Werkzeuge und Arbeitsmaterialen anzuschaffen, damit die Menschen endlich wieder ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen können. Wie überall auf der Welt wollen sie nichts lieber, als herauszukommen aus der Bedürftigkeit und wieder eigenverantwortlich ihr Leben zu gestalten – dies erfahren Menschen als ein zentrales Element zur Stärkung ihrer eigenen Würde.

Diese Hoffnungszeichen brauchen besonders ethnische und religiöse Minderheiten, die unter großem Verfolgungs- und Vertreibungsdruck standen und deren jahrhundertealten Siedlungsgebiete besonders massiv zerstört wurden. Dazu gehören vor allem auch Christen verschiedener Konfessionen, ohne die eine tolerante, vielfältige und friedensfähige Gesellschaft in Syrien kaum vorstellbar ist, von denen aber umgekehrt ohne Ermutigung und Unterstützung viele keine Perspektive in der Region mehr für sich sehen. Die Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen verschiedener christlicher Kirchen hatten – und haben in sehr eingeschränktem Maße immer noch - eine wichtige Rolle in der sozialen Versorgung aller Menschen ihrer Region und müssen dringend wieder aufgebaut werden.

Die Diakonie Katastrophenhilfe richtet in der Passionszeit 2018 bewusst den Blick auf Syrien und Nachbarländer, in denen syrische Flüchtlinge in großer Zahl vorübergehend Aufnahme gefunden haben. Zu jedem Sonntag in der Passionszeit wird der Fokus auf ein anderes dieser Länder gelegt und Fürbitten und Informationen dazu angeboten. Dabei begegnen uns Schmerzenskinder, Schmerzensfrauen und Schmerzensmänner unserer Zeit – Menschen, mit denen sich Jesus Christus in seiner Passion gleich gemacht hat. Wie unsere Vorfahren Bildstöckle zur Betrachtung des Leidensweges Christi und Aufruf zur Reue und Umkehr zu ihm aufgerichtet haben, stellen wir Ihnen heutige Leidenswege vor Augen. Wir möchten Sie anregen, diese mit Ihren Passionsandachten zu verbinden und in ihre Gebete einzuschließen.

Die Passionszeit nehmen viele Christinnen und Christen heute auch wieder zum Anlass für eine Fastenzeit, einen bewussten Verzicht auf den Konsum und Verzehr bestimmter Güter. Wir möchten Sie anregen, das durch die Selbstbeschränkung eingesparte Geld wieder bewusst zu kalkulieren und beiseite zu legen und am Ende der Passionszeit zu spenden. Herzlich bitten wir Sie um Ihre Fürbitte für die Opfer von Gewalt und Vertreibung in Syrien und für Friedenslösungen in der Region! Und wir bitten Sie um Ihr Fastenopfer und Ihre Spende, damit unsere Hilfe für sie weiterhin geleistet werden kann. Wir danken Ihnen dafür, dass Sie mit uns durch Gedanken, Gebet und Gaben spürbare Zeichen der Hoffnung setzen.

Hilfe in Syrien und den Nachbarstaaten

Seit 2012 hat die Diakonie Katastrophenhilfe mehr als 54,4 Millionen Euro für Hilfe in Syrien und in den Anrainerstaaten bereitgestellt, davon mehr als 13,3 Millionen Euro Eigenmittel. Damit konnten bisher mehr als 958.000 Flüchtlinge erreicht werden. Schwerpunkt der Nothilfe ist die Versorgung von syrischen Flüchtlingsfamilien innerhalb Syriens und in den Nachbarländern Jordanien, Libanon, Türkei sowie im Irak. Die lokalen Partner der Diakonie Katastrophenhilfe verteilen Kleidung, Decken, Nahrungsmittel, Hygieneartikel und anderen Alltagsbedarf. Außerdem bieten sie psychosoziale Unterstützung zur Bewältigung der Kriegstraumata und Unterstützung im Bereich Aus- und Weiterbildung an.

Die Diakonie Katastrophenhilfe hilft seit über 60 Jahren Menschen in Not. Sie unterstützt Menschen, die Opfer von Naturkatastrophen, Krieg und Vertreibung geworden sind und ihre Notlage nicht aus eigener Kraft bewältigen können. Sie hilft unabhängig von Religion, Hautfarbe und Nationalität. Die Diakonie Katastrophenhilfe arbeitet in der Regel mit Partnerorganisationen aus dem jeweiligen Land zusammen und ist Mitglied im weltweiten kirchlichen Hilfsnetzwerk ACT Alliance. Die lokalen Partnerorganisationen kennen die Sprache und Kultur, die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Verhältnisse vor Ort am besten. Dadurch ist die Diakonie Katastrophenhilfe bereits vor Ort, wenn Hilfe nötig ist. Und hilft, so lange sie gebraucht wird. Schnell, unbürokratisch, zuverlässig und wirkungsvoll.