Cottbus geht auf die Straße

 Gemeinsam demonstrieren Flüchtlinge und Cottbuser
Foto: Bernd Settnik/dpa-Zentralbild
Gemeinsam demonstrieren Flüchtlinge und Cottbuser unter dem Motto "Leben ohne Hass" in der Innenstadt.
Cottbus geht auf die Straße
Fremdenfeindliche Demonstration mit größtem Zulauf
Mehr als tausend Menschen haben am Samstag in Cottbus für ein friedliches Zusammenleben von Einheimischen und Flüchtlingen demonstriert. Aufgerufen hatten dazu unter anderem syrische Flüchtlinge und das Bündnis "Cottbus Nazifrei". Hintergrund sind wiederholte Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen und Einheimischen in den vergangenen Wochen. Nach Angaben der Veranstalter nahmen rund 2000 Menschen an der Demonstration durch die Cottbuser Innenstadt teil.

Bedeutend mehr Demonstranten kamen am Nachmittag zu einer Kundgebung des rechtsgerichteten Vereins "Zukunft Heimat". Beobachter sprachen von etwa 2.500 bis 3.000 Menschen. Auf der Facebook-Seite von "Zukunft Heimat" war von bis zu 4.000 Teilnehmern die Rede. Die Polizei machte zu den Teilnehmerzahlen keine Angaben.

Unter den Demonstranten waren laut RBB auch Mitglieder der inzwischen aufgelösten rechtsextremen Hooligan-Gruppe "Inferno Cottbus", der vom Verfassungsschutz beobachteten "Identitären Bewegung" sowie der "Pegida"-Aktivist Lutz Bachmann. Ein Teilnehmer wurde nach Angaben der Polizei vorübergehend festgenommen, weil er zweimal den "Hitlergruß" gezeigt hatte. Außerdem gab es mehrere Platzverweise. Ein Polizeisprecher sprach am Samstagmittag von einem insgesamt friedlichen und ruhigen Verlauf.

Auf Plakaten und Transparenten warben die Demonstranten für ein "Leben ohne Hass - Gemeinsam gegen die Angst", für Weltoffenheit und Toleranz und forderten dazu auf, rassistischer Hetze entgegenzutreten. Für den Nachmittag war auch eine Demonstration des rechtsgerichteten Vereins "Zukunft Heimat" angemeldet. Im Januar hatten bei einem Aufzug des Vereins in der Stadt neben Anhängern der rechtsextremen Szene auch AfD-Politiker teilgenommen. Dabei war es auch zu Übergriffen auf Journalisten gekommen.

An der Demonstration für ein friedliches Zusammenleben in Cottbus nahm unter anderem auch Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch (SPD) teil, die in Cottbus wohnt. Das Bündnis "Cottbus Nazifrei" hatte in seinem Aufruf zur Demonstration erklärt, Cottbus stehe derzeit im Fokus einer extrem rechten, völkischen Kampagne, die ein friedliches Zusammenleben unmöglich machen wolle. Die Vorfälle mit syrischen Jugendlichen seien dafür nur der Anlass. Die Stadt steht nach mehreren gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen und Einheimischen derzeit verstärkt im Blick der Öffentlichkeit.

Zu einer Demonstration von "Zukunft Heimat" im Januar waren bereits mehr als 1.000 Menschen gekommen, darunter auch Anhänger der rechtsextremen Szene und AfD-Politiker. Dabei war es auch zu verbalen und handgreiflichen Übergriffen auf Journalisten gekommen.

Nach einem vermutlich fremdenfeindlichen Überfall auf drei Flüchtlinge in der Silvesternacht in Cottbus hatte die Polizei am Freitag Aufnahmen einer Überwachungskamera der Flüchtlingsunterkunft veröffentlicht, um die Täter zu finden. Gesucht wird nach mindestens sechs Personen.