Kirchen rufen zu Frieden auf

Foto: epd-bild/Matthias Rietschel
Herrnhuter Stern, im Hintergrund die evangelische Kreuzkirche in Dresden.
Kirchen rufen zu Frieden auf
Die Kirchen haben an Heiligabend zu entschiedenem Einsatz für den Frieden aufgerufen. Frieden brauche Offenheit, Fairness und Achtung jedes Einzelnen, sagte der evangelische Bischof Markus Dröge am Sonntag im Berliner Dom. Frieden brauche zudem Menschen, die sich dafür einsetzten, dass die Welt nicht so friedlos bleibe. Der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch erinnerte an die Zuversicht, die von der Geschichte der Geburt Jesu ausgehe.

Laut Dröge erklingt die Friedensbotschaft, die am Weihnachtsfest 2017 weltweit in den Kirchen verkündet wird, in einer keineswegs friedlichen Welt. "Sie erklingt in einer Welt, in der Menschen grundlos verhaftet werden, in der Terror das Zusammenleben bedroht, in der verächtliches Reden über andere zum Alltag gehört", so der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.  Dröge, der auch dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angehört, mahnte zugleich zu friedensstiftendem Engagement. 

Christen müssten sehr viel offensiver als bisher für ihre Überzeugungen eintreten: "Wir können nicht mehr selbstverständlich davon ausgehen, dass unser christlicher Glaube, aber auch unsere Demokratie und unser Friedensprojekt Europa von allen Menschen geteilt wird", sagte Dröge. 

Erzbischof Koch rief in seinem Bischofswort dazu auf, sich von Gott und dessen Wärme anrühren zu lassen. Es könne darauf vertraut werden, dass er die Nöte der Menschen erkenne und deren Rufen höre. "Und wir können es dir gleich tun, können uns öffnen für die Sorgen der Anderen", sagte Koch. Allen, die einsam und deren Herzen schwer seien, schenke Gott Hoffnung und Zuversicht. 

Mehrere Kirchenrepräsentanten riefen dazu auf, den Sinn des Weihnachtsfestes nicht aus den Augen zu verlieren, sondern neu zu entdecken.
Auch der hannoversche Landesbischof Ralf Meister mahnte an Heiligabend, trotz Kommerzialisierung des Festes die ursprüngliche Botschaft von Weihnachten im Blick zu behalten. "Eine große Volkspartei grüßt ihre Mitglieder zu Weihnachten mit 'Happy Holiday', Weihnachtsfeiern in Schulen und auf öffentlichen Plätzen werden am besten ohne Gott und ohne Kirche gefeiert", sagte Meister in der Marktkirche. Gott werde durch Träume, Fantasien und Wunschlisten ersetzt. "Ist dadurch die Welt besser geworden?", fragte der Bischof.

Käßmann: Inhaltsleeres Weihnachtsfest

Zuvor hatte bereits die Theologin Margot Käßmann eine zunehmende Inhaltsleere des Weihnachtsfests kritisiert. "Ich weiß nicht, was Menschen am 24. Dezember feiern, die mit christlichem Glauben nichts am Hut haben. Weihnachten ist es jedenfalls nicht", schrieb sie in einem Gastbeitrag für die "Neuß-Grevenbroicher Zeitung" (Samstag). Wenn diejenigen, die feiern, überhaupt nicht mehr wüssten, "was sie feiern und warum, dann sollten sie es lieber lassen - oder sich ein ganz neues Fest ausdenken", so die frühere Landesbischöfin. Wer Weihnachten feiern wolle, komme an Jesus nicht vorbei. 

Zu einem neuen gesellschaftlichen Zusammenhalt und mutigem Engagement rief der sächsische evangelische Bischof Carsten Rentzing am Samstag in Dresden auf. Es seien "die zuversichtlichen Menschen, die wir in unserer Gesellschaft so dringend brauchen. Menschen, die sich nicht in falscher Weise verunsichern lassen", sagte er während der traditionellen vorweihnachtlichen Vesper vor der Dresdner Frauenkirche, zu der sich 21.000 Menschen versammelt hatten. Aus der Weihnachtsbotschaft könnten Menschen seit Generationen "tatsächlich Hoffnung und Zuversicht schöpfen".