Glockenläuten und ein Mahnmal für die Opfer des Anschlags

Ein Jahr danach: Ökumenischer Gottesdienst für die Angehörigen der Opfer und die Helfer nach dem Anschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt.
Foto: dpa/Tobias Schwarz
Ökumenischer Gottesdienst zum Jahrestag des Anschlags auf dem Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin.
Glockenläuten und ein Mahnmal für die Opfer des Anschlags
Berlin erinnert an Opfer des islamistischen Anschlags von 2016
Weiße Rosen, ein Lichtermeer, Glockengeläut und ein symbolischer Riss im Boden: Ein Jahr nach dem Terroranschlag vom Berliner Breitscheidplatz haben Staatsspitze, Angehörige und Stadt der Opfer gedacht. Am Anschlagsort wurde ein Mahnmal enthüllt.

Zwölf Minuten Glockenläuten für die zwölf Todesopfer: Am Jahrestag des islamistischen Anschlags auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche ist am Dienstag mit bewegenden Gedenkveranstaltungen an die Opfer erinnert worden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) räumten dabei Fehler im Umgang mit Opfern und Angehörigen ein, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) bat um Verzeihung für Fehler der Behörden, die den Terrorakt nicht verhinderten. Am Ort des Anschlags wurde ein Mahnmal für die zwölf Toten enthüllt.

Das Gedenkzeichen, das erst am Morgen des Jahrestages unter Beteiligung von Hinterbliebenen fertiggestellt wurde, setzt mit den Namen der Toten auf den Stufen zur Kirche und einem langen goldfarbenen Riss im Boden ein Zeichen der Trauer. Am Jahrestag stehen Grablichter und Fotos der Toten neben den Namen, drum herum liegen weiße Rosen. Der Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz blieb am Jahrestag geschlossen.

"Wir können die Tiefe Ihres Leids nicht ermessen und Ihren Schmerz nur erahnen"

An einer nichtöffentlichen interreligiösen Andacht in der Gedächtniskirche für Hinterbliebene, Überlebende und Helfer nahmen am Vormittag neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) auch weitere Vertreter der Staatsspitze und der Berliner Landespolitik teil.

"Wir können die Tiefe Ihres Leids nicht ermessen und Ihren Schmerz nur erahnen", betonte Steinmeier. Zur Wahrheit gehöre jedoch auch, dass die Unterstützung für die Angehörigen unzureichend gewesen sei. Dem Terror dürfe nicht nachgegeben werden, betonte der Bundespräsident: "Wir lassen uns nicht einschränken in unserer Art zu leben."

"Heute ist ein Tag der Trauer, aber auch ein Tag des Willens, das, was nicht gut gelaufen ist, besser zu machen", sagte Merkel sichtlich bewegt nach der Andacht. Die Kanzlerin hatte am Montag Hinterbliebene und Überlebende des Anschlags getroffen, bei dem rund 70 Menschen teils schwer verletzt wurden. Zuvor hatte es scharfe Kritik daran gegeben, dass die Betroffenen mit ihrer Trauer und ihren Nöten weitgehend alleingelassen worden seien.

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, betonte in der Andacht, die Gewalttat werde "eingeschrieben bleiben" in die Geschichte der Stadt. "Heute halten wir alle inne", sagte der Regierende Bürgermeister Müller bei der Einweihung des Gedenkzeichens. Das Mahnmal sei auch ein Bekenntnis zu einem Zusammenleben in Frieden, Menschlichkeit und dem Glauben an eine Zukunft, ein Zeichen für Menschenwürde, Freiheit und Toleranz.

Bei einer Gedenkstunde im Berliner Abgeordnetenhaus betonte der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Kurt Beck, der Anschlag habe "alle freiheitlich orientierten Gesellschaften weltweit" zum Ziel gehabt. Opfer solcher Gewalttaten müssten deutlich besser unterstützt werden, sagte der SPD-Politiker.

Zu weiteren Gedenkveranstaltungen hatten unter anderem Schausteller der Berliner Weihnachtsmärkte eingeladen. Am Abend wurde mit einem ökumenischen Friedensgebet, einer Lichterkette und einer Friedenskundgebung auf dem Breitscheidplatz der Opfer gedacht. Bedrückte Stille lag über dem sonst lauten und lebendigen Touristenort im Zentrum des Berliner Westens, viele Menschen hielten Kerzen in den Händen, eine Frau sprach unter Tränen mit dem Regierenden Bürgermeister. Ein massives Polizeiaufgebot sicherte den Ort, am Rande kam es auch zu Protesten gegen Islamismus.

Zwei Minuten nach acht Uhr abends begann die größte Glocke der Gedächtniskirche zu läuten, zu der Zeit fuhr am 19. Dezember 2016 der Attentäter auf dem Weihnachtsmarkt mit einem Lastwagen in die Menge. Mit dem zwölfminütigen Glockengeläut wurde ein weiteres eindringliches Zeichen der Erinnerung an die zwölf Todesopfer aus Deutschland, Polen, Tschechien, der Ukraine, Israel und Italien gesetzt.