"Wir sind Kirche" zieht gemischte Ökumene-Bilanz

Pfarrer Markus Brandenburg und Pfarrer Andreas Hertel in Berlin-Reinickendorf.
Foto: epd-bild / Rolf Zöllner
"Wir sind Kirche" hat zu mehr Anstrengungen in der Ökumene aufgerufen, obwohl sich die Bilanz in den letzten Jahren verbessert hat. Beispielsweise gibt es ökumenische Freiluftgottesdienste, wie hier am Pfingstmontag 2011 mit Pfarrer Markus Brandenburg und Pfarrer Andreas Hertel in Berlin-Reinickendorf.
"Wir sind Kirche" zieht gemischte Ökumene-Bilanz
Die katholische Reformbewegung "Wir sind Kirche" hat zu mehr Anstrengungen in der Ökumene aufgerufen. Bei allen erfreulichen Entwicklungen in den vergangenen Jahrzehnten sei es enttäuschend, dass das Jahr des 500. Reformationsgedenkens zu Ende gehe, "ohne dass eine Gemeinschaft bei Eucharistie und Abendmahl erreicht worden ist, nicht einmal für die Menschen in konfessionsverbindender Ehe", erklärte die Organisation am Dienstag in einer ökumenischen Bilanz zur Jahreswende.

Die Reformbewegung kritisiert eine Blockadehaltung der deutschen katholischen Bischöfe. Der frühere "Ökumene-Kardinal" Walter Kasper habe eine Bereitschaft des Vatikans zur Öffnung signalisiert. Doch eine Minderheit der 27 Diözesanbischöfe sperre sich immer noch dagegen. "Dies ist ein Skandal, der vom Kirchenvolk nicht mehr hingenommen wird", beklagt die Kirchenvolksbewegung.

Von den anhaltend hohen Kirchenaustrittszahlen seien beide großen Kirchen betroffen, hieß es: "Wann endlich werden die von oben herab verordneten Zusammenlegungen und -schließungen von Pfarreien gestoppt? Diese tragen wesentlich zum Verlust der kirchlichen und auch der persönlichen Beheimatung vieler Menschen bei." Nur wegen des Zölibatsgesetzes dürfe den Gemeinden die Eucharistiefeier nicht länger vorenthalten werden, so "Wir sind Kirche". Hier könnte die römische Kirche von den mit Rom unierten Kirchen lernen, die nicht zwingend am Pflichtzölibat festhalten, hieß es weiter.

Ein bleibender Skandal sei, dass die römisch-katholische Kirchenleitung Frauen den Zugang zu den Weiheämtern vorenthalte. Dafür gebe es biblisch wie theologisch keine stichhaltigen Gründe. Die von Papst Franziskus verfügte liturgische Gleichstellung von Maria Magdalena mit den Aposteln im Jahr 2016 habe die Tür zur Weihe von Frauen in der katholischen Kirche wieder einen Spaltbreit geöffnet. Die deutschen Bischöfe sollten sich positiv zum Diakonat der Frauen bekennen, so wie ihre Vorgänger dies bereits bei der kirchenhistorisch bedeutsamen Würzburger Synode in den 70er Jahren taten.

Die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" ist aus dem 1995 in Österreich gestarteten Kirchenvolks-Begehren hervorgegangen. Die Organisation setzt sich für eine Erneuerung der römisch-katholischen Kirche auf der Basis des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ein. Mit dem Konzil hatte sich die katholische Kirche in den 60er Jahren der Moderne geöffnet.