Kardinal Marx: Kirchenasyl bleibt unverändert

Kardinal Marx: Kirchenasyl bleibt unverändert
Jahrespressekonferenz des Münchner Erzbischofs
Die katholische Kirche hält trotz der Kritik von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) an der Praxis des Kirchenasyls fest. An der Ausgestaltung der Kirchenasyle werde sich absehbar nichts ändern, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, am Freitag im Münchner Presseclub.

Allerdings müssten sich auch die Gemeinden, die geflüchteten Menschen in ihren Räumen Asyl bieten, "konsequent" an die Absprachen mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge halten. De Maizière hatte Anfang der Woche beklagt, die Zahl der Flüchtlinge im Kirchenasyl sei "höher als erwartet". Darüber wollten Bund und Länder mit den Kirchen sprechen. Die Vereinbarung, dass die Kirchen die staatlichen Stellen über jeden Fall informieren, klappe leider nicht immer.

Erzbischof Marx betonte, kein Mensch werde in einem Kirchenasyl versteckt, jeder Fall sei den Behörden bekannt. Die Gruppe der Flüchtlinge im Kirchenasyl sei verschwindend gering im Vergleich zu der Gesamtzahl der Asylbewerber, sagte der Kardinal. Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wurden von Januar bis Ende Oktober dieses Jahres 1.270 Fälle von Kirchenasyl gemeldet, bei denen jeweils mehreren Personen Schutz geboten wird. Im gleichen Zeitraum kamen 156.000 neue Asylsuchende nach Deutschland.

Bei seiner traditionellen Pressekonferenz zum Jahresabschluss bekräftigte Erzbischof Marx nochmals die ablehnende Haltung seiner Kirche zur im Sommer eingeführten "Ehe für alle". Die Ehe zwischen Mann und Frau sei eine besondere Beziehung, weil sie als einzige Form der Partnerschaft Leben zeuge und "davon lebt die ganze Welt", sagte Marx.

In der Ökumene sieht Marx im Jahr des 500. Reformationsjubiläums eine deutliche Annäherung von evangelischer und katholischer Kirche. Es sei ein Erinnerungsjahr ohne konfessionellen Streit gewesen. Das sei im Vorfeld so nicht unbedingt zu erwarten gewesen: Viele hätten die Befürchtung gehabt, dass "alte Polemiken aufgewärmt" würden oder dass es einseitig gegen das Katholische gehe, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Marx warnte davor, das Reformationsjahr als singuläres Ereignis zu sehen. "Wir sind bereit, weiterzugehen." Man habe ein Niveau von Zusammenarbeit erreicht, das nun weiterentwickelt werden müsse. Aus Deutschland sei die Kirchenspaltung hervorgegangen: "Diese Zeiten wollen wir Schritt für Schritt überwinden". Hier sei man auf einem guten Weg, der von "großer Sensibilität, Offenheit und Freundschaft" geprägt sei.

Kardinal Marx betonte auch seine Freundschaft mit dem bayerischen Landesbischof und Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Die beiden hätten sich vom ersten Augenblick an verstanden, bis heute arbeiteten sie vertrauensvoll zusammen. Die Dienstsitze der beiden Bischöfe, die einen engen und regelmäßigen Austausch pflegen, liegen nur wenige 100 Meter voneinander entfernt im Zentrum Münchens.

Die von Papst Franziskus angestoßenen Diskussion um das Gebet "Vater Unser" sieht Marx positiv. Franziskus hatte sich vor wenigen Tagen an der Gebetszeile "Und führe uns nicht in Versuchung" gestoßen. Es sei nicht Gott, der den Menschen in Versuchung führe, sondern Satan, so seine Argumentation. Marx sieht aber keinen Änderungsbedarf: Die Kritik des Papstes sei keine Anweisung, das Vaterunser zu ändern, sondern ein Impuls zum Nachdenken. Die Deutsche Bischofskonferenz werde sich mit diesem Thema befassen, sagte Marx.