Telefonseelsorge nutzt neue Forschungsergebnisse zum guten Zuhören

Mädchen mit Telefon weint
Foto: Antonioguillem/adobe.stock
in der Neuen Schulung der Telefonseelsorge geht es darum, Emotionen zu meistern, Bedürfnisse zu reflektieren, Informationen zu vermitteln und nicht zuletzt gute und richtige Fragen zu stellen.
Telefonseelsorge nutzt neue Forschungsergebnisse zum guten Zuhören
Die Telefonseelsorge in Deutschland schult ihre ehrenamtlichen Mitarbeiter künftig nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum guten Zuhören.

"Ein guter Zuhörer zu sein, ist eine der wichtigsten und erstaunlichsten Lebenskompetenzen, die der Mensch überhaupt erreichen kann", sagte Stefan Schumacher, einer der Leiter der Telefonseelsorge Hagen-Mark und Koordinator des internationalen Projekts "Listening skills", dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zuhör-Kompetenz sei nicht nur in der Telefonseelsorge, sondern in allen sozialen Bereichen wie der Medizin, der Pflege oder der Flüchtlingsarbeit wichtig.

Ab Januar bildet die Telefonseelsorge Hagen-Mark ihre ehrenamtlichen Mitarbeiter nach der sogenannten "Listening skills"-Methode aus. Entwickelt wurde sie im Rahmen eines gleichnamigen EU-geförderten Projekts. Dabei haben Wissenschaftler aus Heidelberg, Ungarn, Italien und den Niederlanden mit Vertretern der Telefonseelsorge unter anderem aus München den Begriff des Zuhörens wissenschaftlich analysiert und ein umfangreiches Trainingskonzept entwickelt. Nach Schumachers Worten sollen nach und nach alle 106 Telefonseelsorgestellen in Deutschland in die neue Ausbildung einsteigen.

Gute und richtige Fragen stellen

"Es geht im Kern darum, Emotionen zu meistern, Werte zu jonglieren, Bedürfnisse zu reflektieren, Realitäten zu respektieren, Informationen zu vermitteln und nicht zuletzt gute und richtige Fragen zu stellen", sagte Schumacher, der für die katholische Telefonseelsorge auch im internationalen Dachverband der Telefonseelsorge (IFOTES) mitwirkt. Die Berater sollten in der Ausbildung lernen, die wichtigsten Grundgefühle ihres Gegenübers zu erkennen und Verständnis zu entwickeln, ohne eigene emotionale Grenzen zu überschreiten, sagte er. Dabei müssten kritische Momente im Gesprächsverlauf frühzeitig erkannt werden, um Stresssituationen zu vermeiden.

Die Gesprächsführung baue auf Respekt und dem Hilfsbedürfnis der anderen Person auf, erklärte Schumacher. Das dürfe bei den Beratern aber nicht als emotionale Total-Öffnung missverstanden werden: Vielmehr gelte es für den Zuhörenden, Empathie zu erzeugen, ohne selbst wertend Einfluss auf den Gesprächsverlauf zu nehmen oder den eigenen Standpunkt aufzugeben, betonte der Telefonseelsorger.

Die "Listening skills"-Ausbildung umfasst den Angaben zufolge 30 Stunden Theorie, 40 Stunden praktische Übungen sowie bis zu 50 Stunden Weiterbildung, zu denen etwa Gesprächsübungen gehören. Schumacher erklärte, die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt sollten nicht nur in der Ausbildung angewandt, sondern könnten künftig auch zur Ergebniskontrolle der Arbeit der Telefonseelsorge genutzt werden.