Theologische Ehrendoktorwürde für Joachim Gauck

Die Evangelische Theologische Fakultät der Universität Münster hat dem früheren Bundespräsidenten Joachim Gauck die theologische Ehrendoktorwürde verliehen.
Foto: dpa/Maurizio Gambarini
Die Evangelische Theologische Fakultät der Universität Münster hat dem früheren Bundespräsidenten Joachim Gauck die theologische Ehrendoktorwürde verliehen.
Theologische Ehrendoktorwürde für Joachim Gauck
Die Evangelische Theologische Fakultät der Universität Münster hat dem früheren Bundespräsidenten Joachim Gauck die theologische Ehrendoktorwürde verliehen. Damit ehre sie die Lebensleistung des evangelischen Theologen, Bürgerrechtlers und Staatsmannes, sagte der Laudator Arnulf von Scheliha am Montag auf dem Festakt.

Gauck hob in seiner Dankesrede den Wert der Toleranz hervor. Ohne eine tolerante Haltung könne eine demokratische Gesellschaft nicht gelingen, betonte der Altbundespräsident. Der Münsteraner Ethiker und Theologe von Scheliha sagte, Gauck habe als Bundespräsident immer wieder das Verhältnis von Politik und Religion thematisiert. Sein Lebenswerk stehe für Glaubensvielfalt, Toleranz und politischen Pluralismus. Das höchste Amt im Staate habe Gauck als eine Aufgabe verstanden, das politische Fundament von Demokratie und Rechtsstaat zu verbreitern. Gauck sei ein Politik? und Freiheitspädagoge, unterstrich der Laudator.

Von Scheliha erinnerte daran, dass Gauck an die säkulare Gesellschaft appelliert habe, eine Debatte über den Platz der Religion sowie über Religionsfreiheit und religiöse Bräuche zu führen. Menschenrechte und Glaubensfreiheit hätten oft gegen religiöse Traditionen erstritten werden müssen. In Gaucks Bekenntnis zu Meinungsvielfalt und politischem Wettbewerb liege auch eine Botschaft an Theologie und Kirchen, die sich mit politischen Pluralismus gelegentlich schwer täten.

Gauck sagte in seiner Rede, mitunter sei es sehr schwer, andere Meinungen, Satire oder auch Schmähungen auszuhalten. Doch nur so könne eine offene Gesellschaft gelingen. Gegenüber Intoleranz dürfe man hingegen keine Toleranz zeigen, betonte der Altbundespräsident. Er beobachte eine Zunahme von nationalistischen, rassistischen und antisemitischen Positionen. Auch übten mehr diktatorische und autokratische Regierungen in der Welt Zensur aus und inhaftierten Andersdenkende.

Gauck hatte das höchste Staatsamt von 2012 bis März 2017 inne. Der gebürtige Rostocker arbeitete in der DDR als Pastor der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs. 1989 war er Mitbegründer der kirchlichen und politischen Protestbewegung in Mecklenburg. Im März 1989 wurde er für das "Neue Forum" Abgeordneter der ersten frei gewählten DDR-Volkskammer. Nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland war Gauck bis zum Jahr 2000 Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen.