Friedensnobelpreis für Ican: Der Wegbereiter kommt aus Malaysia

Überlebender des Atombombenabwurfs auf Hiroshima
Foto: dpa/kyodo
Nobuo Miyake (2.v.r), ein Überlebender des Atombombenabwurfs auf Hiroshima freut sich in Tokio zusammen mit Atomwaffengegnern über den Friedensnobelpreis für die Internationale Kampagne zur atomaren Abrüstung (Ican)
Friedensnobelpreis für Ican: Der Wegbereiter kommt aus Malaysia
Er ist ein Geburtshelfer im doppelten Sinn: Der malaysische Arzt Ronald McCoy initiierte die "Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen" (Ican), die am Sonntag den Friedensnobelpreis erhält.

Dass sein Name einmal mit dem Friedensnobelpreis in Verbindung gebracht würde, hätte er nicht einmal im Traum gedacht: Doch ohne den malaysischen Arzt und Geburtshelfer Ronald McCoy gäbe es die "Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen" (Ican) vielleicht gar nicht. Er gab den Anstoß zu ihrer Gründung.

Auslöser war das Scheitern der Konferenz über ein Atomwaffenverbot 2005 in New York, wie der heute 87-Jährige dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Den Fehlschlag empfand er als Weckruf für die Organisation "Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs" (IPPNW), deren Co-Präsident er war und die 1985 den Friedensnobelpreis gewann.

Nach der "enttäuschenden und deprimierenden" Konferenz 2005 reifte in ihm die Idee, eine neue Bewegung parallel zu den festgefahrenen Verhandlungen bei den Vereinten Nationen ins Leben zu rufen: "Wir können sie Internationale Kampagne für die Abschaffung von Atomwaffen, kurz Ican, nennen", schrieb McCoy in einem offenen Brief an IPPNW-Kollegen und Freunde. Der Grundstein wurde in Australien gelegt, offiziell startete Ican im April 2007 in Wien.

Seit Jahrzehnten engagiert sich McCoy für Frieden und Abrüstung. Geboren wurde er 1930 im damaligen Britisch-Malaya, studierte an der Universität von Malaya in Singapur. Das 1946 veröffentlichte Buch "Hiroshima" des US-amerikanischen Reporters John Hersey über das Schicksal von sechs Überlebenden des Atombombenabwurfs auf die japanische Stadt 1945 öffnete ihm die Augen für die grauenhaften Folgen nuklearer Waffeneinsätze.

Als Arzt half McCoy nach eigenen Angaben etwa 20.000 Babys auf die Welt. In jedem Fall betonte er seine Verantwortung für die junge Generation: "Dieses Baby lebt nun in einer von Atomwaffen strotzenden Welt, und gegen diese Zustände muss ich etwas tun."

Bei der Verleihung des Friedensnobelpreises am Sonntag in Oslo ist McCoy mit dabei: "Er bestärkt uns in unserer Argumentation, dass die Konflikte dieser Welt nur friedlich gelöst werden können", sagt er über den Preis. Doch bis dahin sei es noch ein langer Weg. Im Juli haben sich 122 UN-Mitgliedsstaaten auf ein Abkommen für ein Atomwaffenverbot verständigt - die Nuklearmächte selbst und die Nato-Staaten sind zwar nicht dabei. Aber über 50 Länder haben bereits unterschrieben.

Ican müsse weitere Regierungen davon überzeugen, das Abkommen zu unterzeichnen und zu ratifizieren, drängt McCoy. Dass er selbst noch eine Welt ohne Atomwaffen erleben wird, bezweifelt der Malaysier. Trotzdem lässt er sich seinen Humor nicht nehmen: "Ich werde euch eine Nachsendeadresse mitteilen, damit ihr mir Bescheid geben könnt, wenn es soweit ist."