Kirchensprecher: Reformationstag als zusätzlicher Feiertag wünschenswert

Kirchensprecher: Reformationstag als zusätzlicher Feiertag wünschenswert
Den Vorstoß eines dauerhaften arbeitsfreien Feiertags am Reformationstag begrüßt die hessen-nassauische Kirche grundsätzlich. Allerdings sei es angesichts einer "Rund um die Uhr-Mentalität" mit zunehmenden Sonn- und Feiertagsöffnungen derzeit wichtiger, die bisherigen Feiertage zu schützen und zu beleben, sagte der Pressesprecher der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Rahn, am Sonntag in Darmstadt dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Hessische Rundfunk hatte am Wochenende berichtet, dass es in dem Bundesland Bestrebungen gebe, weitere Feiertage einzuführen.

Im Zuge der Globalisierung und damit zusammenhängender wirtschaftlicher Anforderungen werde der Druck auf bestehende Feiertage immens wachsen, sagte Rahn. Karfreitag sei längst nicht überall in Europa ein Feiertag. Einen zweiten Osterfeiertag gebe es auch nicht in allen Ländern. "Und Firmen fragen schon unüberhörbar, warum es den Pfingstmontag geben muss."

Um bestehende Feiertage zu schützen, müssten sie fantasievoll mit Leben gefüllt werden, sagte Rahn. Damit könne ihre Bedeutung für eine immer weltlicher werdende Gesellschaft klar gemacht werden.  Die Konzentration müsse darauf liegen, Bestehendes zu schützen. "Wenn dann noch Kraft für den Kampf um einen neuen Feiertag übrig bleibt, wäre das natürlich schön."

Den Wunsch nach einem arbeitsfreien Reformationstag sieht Rahn nicht in Konkurrenz mit Forderungen nach einem muslimischen Feiertag. "Zentral wäre ein gesellschaftlicher Konsens darüber, was den Menschen wichtig ist." Nicht nur Muslime, sondern auch politische Gruppen forderten ja neue Feiertage wie etwa die Gewerkschaften einen Gedenktag zum Weltkriegsende.

Die Abschaffung des evangelischen Buß- und Bettages als arbeitsfreien Feiertag vor über zwei Jahrzehnten sieht Rahn als Sonderfall. Hier habe die evangelische Kirche ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrgenommen und zugestimmt, ihn zur Finanzierung der Pflegeversicherung als arbeitsfreien Feiertag abzuschaffen. "Das würde uns heute so nicht mehr passieren. Wir würden mehr darum kämpfen." Allerdings habe die evangelische Kirche den Bußtag damals auch zu wenig geschätzt und stiefmütterlich behandelt.

Der Reformationstag, der 31. Oktober, war 2017 aus Anlass des 500. Jahrestages der Reformation ausnahmsweise in allen Bundesländer arbeitsfrei. Hessen rangiert mit zehn arbeitsfreien Feiertagen im Jahr bundesweit im unteren Mittelfeld. Mit 13 gibt es die meisten Feiertage in Bayern. Die Stadt Augsburg hat sogar 14 arbeitsfreie Feiertage. Seit 1650 wird dort mit dem Hohen Friedensfest am 8. August der Westfälische Frieden gefeiert, der den Dreißigjährigen Krieg beendete.