Theologe Moltmann vermisst Streitlust unter seinen Kollegen

 Jügen Moltmann
Foto: epd-bild/Jens Schulze
Der Tübinger evangelische Theologe Jügen Moltmann hat sich besorgt über den Zustand seiner Wissenschaft "Theoligie" an deutschen Universitäten geäußert.
Theologe Moltmann vermisst Streitlust unter seinen Kollegen
Der evangelische Theologieprofessor Jürgen Moltmann hat sich besorgt über den Zustand seiner Wissenschaft an deutschen Universitäten geäußert. "Theologie ist zu einer harmlosen Angelegenheit geworden", sagte Moltmann der in Freiburg erscheinenden Zeitschrift "Christ in der Gegenwart".

Seit 1990 trieben jüngere Wissenschaftler nur noch eine akademische Theologie, bei der Öffentlichkeit und Kirche außen vor blieben. Moltmann vermisst die Streitlust unter seinen Kollegen. Aus deren Bedürfnis, mit jedem im Gespräch bleiben zu wollen, sei eine "wahre Dialoginflation" entstanden. Der Dialog sei wichtiger geworden als der Gegenstand, über den man spreche. In den 1960er Jahren hätten die Theologen noch über Säkularisierung, Entmythologisierung, über politische und feministische Theologie gestritten. Durch den Bologna-Prozess seien Universitäten zu "Berufsschulen" herabgesunken, sagte der 91-Jährige.

Jürgen Moltmann, geboren 1926 in Hamburg, gilt als einer der bedeutendsten evangelischen Theologen des 20. Jahrhunderts. Seine "Theologie der Hoffnung" wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Darin verweist er, inspiriert durch "das Prinzip Hoffnung" des Philosophen Ernst Bloch, auf die Bedeutung der christlichen Hoffnung für die Erneuerung von Kirche und Gesellschaft.