EKD-Ratsvorsitzender: Deutschland braucht "innere Freiheit"

EKD-Ratsvorsitzender: Deutschland braucht "innere Freiheit"
In seiner Predigt zum Reformationsjubiläum fordert Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Christen in Deutschland auf, sich "aus innerer Freiheit" einzumischen.

Zum 500. Jahrestag der Reformation hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, die Deutschen zu Veränderungsbereitschaft aufgerufen. Was dieses Land brauche, sei eine "neue innere Freiheit", sagte er laut Redemanuskript in seiner Predigt im zentralen Festgottesdienst in Wittenberg. Weder Obergrenzen für die Unterstützung von Menschen in Not würden helfen "noch moralische Durchhalteparolen", sagte er.

"Was dieses Land braucht, ist eine Kraft, die die Angst überwindet und die Liebe stärkt", sagte der bayerische Landesbischof. Freiheit sei das Herzstück der reformatorischen Glaubensüberzeugung gewesen. Mit einem Festgottesdienst und einem Festakt in Wittenberg feierten Vertreter von Kirche, Staat und Gesellschaft am Dienstag das Finale des Reformationsjubiläums. Erwartet wurden neben anderen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Aus Anlass des 500. Jubiläums war der Reformationstag einmalig bundesweit ein Feiertag.

Bedford-Strohm fordert Einmischung

500 Jahre nach dem Thesenanschlag Martin Luthers (1483-1546) sei Deutschland ein Land, das mit sich ringe, sagte Bedford-Strohm. Deutschland sei so gesegnet ist wie nie zuvor, habe ein "beeindruckendes Maß an Empathie gezeigt", sagte er mit Blick auf die Aufnahme von Flüchtlingen. Zugleich sei es ein Land, in dem manche sich moralisch überfordert fühlten, Menschen Angst hätten, ihre gewohnte Welt und Sicherheit zu verlieren.

Der Repräsentant von rund 22 Millionen Protestanten rief Christen dazu auf, sich in gesellschaftliche Debatten einzumischen. "Wir Christen sind auch heute viele, und die Botschaft von der Vergebung und Liebe, die uns trägt, kann auch heute noch unsere Gesellschaft mitprägen", sagte er. Für seine Überzeugungen einzustehen, "sich nicht aus der Wut, sondern aus innerer Freiheit in die öffentlichen Debatten einzumischen, diese Haltung braucht unser Land", sagte er.