Pfarrer ruft mit geschmolzenen Luther-Figuren zweite Reformation aus

Pfarrer Hans Mörtter aus Köln
Foto: epd/Joern Neumann
Pfarrer Hans Mörtter hat in Köln Playmobil-Luther Figuren geschmolzen, um eine zweite Reformation auszurufen.
Pfarrer ruft mit geschmolzenen Luther-Figuren zweite Reformation aus
Ein Kölner Pfarrer hat am Reformationstag mit eingeschmolzenen Playmobil-Lutherfiguren für weltweite Solidarität und eine zweite Reformation geworben.

Pfarrer Hans Mörtter und der Künstler Rochus Aust formulierten am Dienstag in der Kölner Lutherkirche aus 95 zu Buchstaben eingeschmolzenen Luther-Figuren den Satz: "Für uneinschränkbare Nächstenwürde mit respektvollster Menschenliebe und grenzenlosestem Grundvertrauen."

In Anlehnung an Luthers 95 Thesen waren nach Mörtters Worten seit Freitag in 95 Städten Luther-Figuren für die Aktion eingeschmolzen worden, unter anderem in München, Stuttgart, Brüssel, Rom und Paris. Mörtter wollte mit der Aktion "L95 - 95 Stunden - 95 europäische Orte - 95 Buchstaben - 1 These" nach eigenen Worten auf eine Kommerzialisierung des Reformators Martin Luther (1483-1546) im Rahmen des 500. Reformationsjubiläums hinweisen. Er kritisierte die Feierlichkeiten zum Jubiläum als rückwärtsgewandt und als Selbstinszenierung der evangelischen Kirche.

Mörtter rief zu einer zweiten Reformation auf. In drei neuen Thesen verurteilte der Kölner Pfarrer "die kannibalistische Weltordnung, die Gier der Kapital-Märkte, die Herrschaft der Finanzoligarchie und der transkontinentalen Agrarkonzerne" als moderne "Antichristen". "Glaubwürdiges Christentum ist herausgefordert, gemeinsam mit den weltweit erstarkenden sozialen Bewegungen und den globalen Bauerngewerkschaften in mutigen Widerstand zu gehen für eine Welt, die endlich menschlich wird", erklärte der evangelische Pfarrer.

Die klassische Ökumene zwischen Katholiken und Protestanten habe sich überholt, heißt es in den Thesen weiter. Gott sei kein Besitz einzelner Religionen oder der christlichen Kirchen. "Nötig ist eine globale Ökumene, die aus dem engen christlichen Deutungshorizont heraustritt in offener, freier Begegnung mit dem Islam und den Weltreligionen." Die Kirchen müssten die Menschen in ihrem Bedürfnis nach Sinn und Spiritualität sowie einem lebensbezogenen Glauben ernst nehmen und sich "kommunikativ selbst erneuern", forderte Mörtter.