Käßmann: Christen sollten sich offen zum Glauben bekennen

Margot Käßmann
Foto: epd-bild/Harald Koch
Reformationsbotschafterin Margot Käßmann.
Käßmann: Christen sollten sich offen zum Glauben bekennen
Reformationsbotschafterin Margot Käßmann hat in ihrer Predigt dazu aufgerufen, den eigenen Glauben zu bekennen, ohne gleichzeitig anderen die eigene Wahrheit abzuerkennen. Auch habe die Internationalität der Feierlichkeiten ein klares Signal an die Nationalisten gesendet.

Die Botschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum, Margot Käßmann, hat dazu aufgerufen, sich stärker und offen zum Glauben zu bekennen. In Deutschland, wo jeder Mensch in Fragen des Glaubens frei ist, sei ein Bekenntnis zum christlichen Glauben heute keine Heldentat, sagte Käßmann am Dienstagvormittag in einem Gottesdienst in der Wittenberger Schlosskirche, an deren Tür der Überlieferung nach Martin Luther (1483-1546) am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit angeschlagen hat. Käßmann ergänzte: "Umso mehr sollten wir uns ermutigt fühlen, damit nicht hinter dem Berg zu halten, so sehr andere uns auch belächeln oder gar beleidigen mögen dafür."

Das diesjährige 500. Reformationsjubiläum, das mit Christen aus Tansania, Brasilien, Korea, den Philippinen, Mexiko, den USA und aus ganz Europa gefeiert worden sei, habe einen ganz anderen Akzent gesetzt als die deutsch-national geprägten Jubiläen von 1817 oder 1917, resümierte Käßmann laut Redetext. In einer Zeit, in der rückwärtsgewandte Nationalisten neue Grenzen setzen wollten, sei dies "ein ganz besonderes, ein sehr klares Signal". Dies knüpfe an das Erbe der evangelischen Kirchen in der DDR an, "die sich für Offenheit, Meinungsfreiheit und Gewaltfreiheit stark gemacht haben," sagte Käßmann.

Sie fügte hinzu: "Es geht in einer säkularen und zunehmend multireligiösen Gesellschaft darum, die eigene Wahrheit zu bekennen, ohne anderen abzuerkennen, dass sie ihre Wahrheit gefunden haben." Wittenberg im Reformationssommer 2017, "das war ein ökumenisches, internationales Fest der Beteiligung, des interessierten Gesprächs und des respektvollen Umgangs miteinander".

Wittenberg gilt als Ausgangsort der Reformation. Der Reformationstag ist in diesem Jahr zum 500. Reformationsjubiläum bundesweit einmalig ein Feiertag. In ganz Deutschland finden Gottesdienste und Jubiläumsfeiern statt, der zentrale Festgottesdienst und der anschließende Festakt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) werden am Nachmittag in der Lutherstadt Wittenberg gefeiert. Auf dem umfangreichen Programm für das Reformationsfest standen zudem mehrere Gottesdienste in der Schlosskirche, der Stadtkirche und im Hof der Leucorea mit dem Pfarrer Friedrich Schorlemmer.