Theologe: Reformationstag auch künftig in der Breite wenig präsent

Theologe: Reformationstag auch künftig in der Breite wenig präsent
Trotz des Veranstaltungsreigens in diesem Jahr wird der Reformationstag nach Einschätzung des Göttinger Theologieprofessors Jan Hermelink auch künftig im öffentlichen Bewusstsein kaum stärker verankert sein. "Ich bin skeptisch, dass das Reformationsjubiläum eine Strahlkraft über kirchlich und kulturell interessierte Kerngruppen hinaus entfaltet", sagte Hermelink im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Rund um den Reformationstag am 31. Oktober feiern die evangelischen Kirchen deutschlandweit den Abschluss des 500. Reformationsjubiläums mit Gottesdiensten, Lutherfesten und vielen anderen Formaten. Dabei darf es aus Hermelinks Sicht durchaus auch volkstümlich einhergehen. Bei einem "Luthermahl" etwa würden auch Informationen über den Reformator (1483-1546) und die gegenwärtige Bedeutung seiner Lehren vermittelt, sagte der Professor für Praktische Theologie der Georg-August-Universität Göttingen. "Ich habe da keine Angst vor einer Trivialisierung."

Der Aufmerksamkeit des Gruselfestes "Halloween", das ebenfalls am 31. Oktober begangen wird, werde der Reformationstag aber nichts Entsprechendes entgegensetzen können, sagte Hermelink. "Der Reformationstag ist ein kirchlicher Feiertag, Halloween ein kultureller Trend." In Dänemark etwa gehe die Kirche ohnehin einen anderen Weg. "Sie hat Halloween integriert, mit Halloween-Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen."

In diesem Jahr werde das Luther-Fest allerdings mehr Aufmerksamkeit bekommen, sagte Hermelink. Ein Grund sei die Einstimmung darauf durch das ganze Jahr hinweg. Hinzu komme, dass der Tag arbeitsfrei sei und bereits das Wochenende zuvor vielerorts gefeiert werde. Ein dauerhafter bundesweiter Feiertag am Reformationstag ist nach Einschätzung des Theologen aber nicht durchsetzbar. "Der politische Aufwand wäre zu groß." Einen arbeitsfreien Feiertag in besonders protestantisch geprägten Bundesländern wie etwa Niedersachsen könne er sich dagegen vorstellen. Ähnliches werde ja derzeit mit Blick auf einen islamischen Feiertag in Gegenden mit vielen Muslimen wie Teilen Nordrhein-Westfalens oder Berlin diskutiert.