Australien: Erzbischof verteidigt Millionenspende an Kampagne gegen Homoehe

Obdachlosen von Sydney,
Foto: dpa/Jeremy Piper
Erzbischof Glenn Davies gab lieber eine Eine-Million-Dollar-Spende für die Nein- Kampagne gegen die Homoehe als für die Obdachlosen von Sydney, die im August ihre "Tent City" vor der Zentralbank Australiens aufgeschlagen haben.
Australien: Erzbischof verteidigt Millionenspende an Kampagne gegen Homoehe
"Als Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit" verteidigt der anglikanische Erzbischof von Sydney die Eine-Million-Dollar-Spende seiner Diözese für die Nein- Kampagne gegen die Homoehe. Zusammen mit der katholischen Erzdiözese Sydney ist die konservative anglikanische Diözese Gründungsmitglied der "Koalition für die Ehe".

"Einige haben die Frage gestellt, ob das Geld nicht besser für soziale Gerechtigkeit wie Essen für die Armen, für die Obdachlosen von Sydney, für Flüchtlinge und so weiter ausgegeben worden wäre", hieß es in einem am Mittwoch Ortszeit veröffentlichten Brief von  Erzbischof Glenn Davies an die Synode und Kirchen seiner Diözese. "Tatsächlich aber geht unser Mitwirken in der Coalition for Marriage nicht auf Kosten unseres Engagements für soziale Gerechtigkeit, sondern weil wir ihr verpflichtet sind", hieß es in dem Brief weiter. Eine Million australische Dollar entsprechen umgerechnet  rund 659 Tausend Euro.

Hochrangige Vertreter der Anglikaner in Sydney teilen jedoch nicht die Ansicht von Erzbischof Davies. Die Spende erwecke den Eindruck, dass alle Anglikaner zur Nein-Kampagne gehören, sagte Rod Bower, anglikanischer Erzdiakon der Central Coast, gegenüber dem Sender ABC. "Tatsächlich ist die Mehrheit der Christen und die Mehrheit der Anglikaner für die Ehegleichheit", betonte Bower.

Seit dem 12. September 2017 sind die Australier von ihrer Regierung aufgerufen, in einer postalischen Umfrage Ja oder Nein zur Legalisierung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu sagen. Das Ergebnis der rechtlich für das australische Parlament nicht bindenden Umfrage soll am 15. November dieses Jahres veröffentlicht werden. Mit der postalischen Umfrage wollte Premierminister Malcolm Turnbull die Aufhebung des Fraktionszwangs für seine konservative Regierungskoalition in einer parlamentarischen Abstimmung über die Ehegleichheit verhindern.

Mehrheit für Ehegleichstellung prognostiziert

Mehr als 10 Millionen Australier haben bereits ihre Stimme abgegeben, wie das Amt für Statistik am Dienstag dieser Woche mitteilte. Das entspreche 62 Prozent der stimmberechtigten Bürger.

Die hohe Beteiligung an der von der australischen Regierung initiierten, umgerechnet 80 Millionen Euro teuren Umfrage deutet auf eine Mehrheit für das Ja-Lager hin. Von australischen Medien in Auftrag gegebene Umfragen prognostizieren eine deutliche Mehrheit für die Ehegleichstellung.