Früherer EKD-Ratschef Huber ruft zu respektvollem Miteinander auf

Früherer EKD-Ratschef Huber ruft zu respektvollem Miteinander auf
Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat zu mehr Respekt im zwischenmenschlichen Umgang aufgerufen.

Der Bundestagswahlkampf und die Reden nach der Wahl hätten gezeigt, dass dieser Wert Tag für Tag wichtiger werde, gerade im Umgang mit politischen Gegnern, sagte der Theologe am Dienstag laut Redemanuskript bei einem Festvortrag zum Tag der Deutschen Einheit in Rastatt. 

Als Beispiel für fehlenden Respekt nannte Huber den AfD-Spitzenkandidaten Alexander Gauland, der unmittelbar nach der Bundestagswahl ankündigte, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) "jagen" zu wollen. Als weiteres Beispiel nannte er die SPD-Politikerin Andrea Nahles, die als neue Fraktionsvorsitzende sagte, sie wolle künftig den Unionsparteien "in die Fresse" geben. 

Demokratie beruhe auf dem Respekt für die gleichen Rechte aller Bürgerinnen und Bürger - oder sie werde geschwächt, sagte der Berliner Altbischof. Die von Gott geschenkte Menschenwürde könne dazu beitragen, jeden Menschen in seiner Unterschiedlichkeit zu achten, weil jeder ein Ebenbild Gottes ist - auch der junge iranische Flüchtling in einem kleinen brandenburgischen Ort.


Huber sagte, er bleibe dabei, dass die Großzügigkeit Deutschlands in der Flüchtlingskrise 2015 richtig war und gezeigt habe, "zu welchem Maß von Beistand wir fähig sind". Allerdings müsse man klarer definieren, "wem wir wie helfen wollen". Man brauche ein Konzept, das politisches Asyl und geplante Zuwanderung klar voneinander unterscheide. 

Ebenso notwendig wie eine klare Regelung der Zuwanderung sei eine gemeinsame europäische Konzeption für die Flüchtlingspolitik, betonte er. Sie müsse zu einer fairen Verteilung von Flüchtlingen in Europa und auch innerhalb Deutschlands führen. Und all das könne man nur auf Dauer durchhalten, wenn als oberste Priorität gelte, die Fluchtursachen in den Herkunftsländern zu bekämpfen und die jeweiligen Nachbarstaaten bei der Lösung ihrer humanitären Aufgaben zu unterstützen.

Mit dem Zuzug von Flüchtlingen stehe, "was wir vor mehr als 25 Jahren als die gemeinsame Grundlage unseres Gemeinwesens errungen und anerkannt haben", heute vor einer wichtigen Bewährungsprobe. Entscheidend komme es dabei auf die Lebenshaltung an, "dass unsere Hoffnung größer ist als unsere Angst", sagte der Theologe.