Proteste gegen erneutes Rechtsrock-Konzert in Themar

Proteste gegen erneutes Rechtsrock-Konzert in Themar
Im südthüringischen Themar haben am Wochenende nach Polizeiangaben rund 460 Menschen mit Friedensgebeten und einem Marktfest gegen ein zeitgleich stattfindendes Neonazi-Konzert demonstriert. Zu der zweiten Rechtsrock-Veranstaltung innerhalb von zwei Wochen kamen am Samstag rund 1.050 Teilnehmer, wie die Polizei am Sonntag mitteilte.

Die Beamten registrierten am Rande des Konzerts unter dem Motto "Rock für Identität", bei dem auch Redner aus der rechten Szene auftraten, 36 Straftaten, darunter zwei Fälle von Körperverletzung und elf Verstöße gegen das Versammlungsgesetz. 21 Mal schritten die Beamten wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ein.

Auf Twitter berichtete die Polizei auch von einem Übergriff auf einen Journalisten. Die Beamten waren mit rund 500 Einsatzkräften vor Ort. Vor zwei Wochen waren beim ersten Neonazi-Konzert in Themar bereits rund 6.000 Menschen gezählt worden. Es war das bislang größte Rechtsrock-Konzert in diesem Jahr in Deutschland.

Aus Protest gegen das erneute Konzert kamen am Samstag in der evangelischen Stadtkirche rund 200 Menschen zu einem Friedensgebet zusammen. "Themar steht nicht hinter den Rechtsextremen", sagte Pastorin Ulrike Polster dem Evangelischen Pressedienst (epd). Viele Demonstranten zogen mit bunten Transparenten bis an den Rand des Konzertareals und forderten "Kein Platz für Nazis".

Teilnehmer berichteten, Konzertbesucher hätten Hakenkreuz-Tattoos getragen und den Hitlergruß gezeigt. Fotos zeigten Besucher der Rock-Veranstaltung, auf deren T-Shirts "Adolf" und "Eva" zu lesen war.

Auf dem Marktplatz feierten mehrere Hundert Demonstranten zeitgleich ein buntes Fest mit Luftballons und Friedenstransparenten. Der Hildburghäuser Landrat Thomas Müller (CDU) distanzierte sich ausdrücklich von den Konzertbesuchern am Rand der Stadt. Als Zeichen gegen den Rechtsextremismus läuteten stündlich die Kirchenglocken.

Das Konzert sei "schlimm für unsere Stadt", sagte Pastorin Polster und verwies besonders auf die judenfeindlichen Parolen der Neonazis. In Themar habe es bis zum Zweiten Weltkrieg eine große jüdische Gemeinde gegeben. Viele Juden seien vertrieben und ermordet worden. Die Landtagsabgeordnete Madeleine Henfling (Grüne) beklagte, Thüringen sei zur Hochburg für Neonazi-Konzerte geworden.