Bischof bittet um Entschuldigung für Gewalt gegen Domspatzen

Bischof bittet um Entschuldigung für Gewalt gegen Domspatzen
In einem Hirtenwort hat sich der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer nach dem Abschlussbericht zu den Übergriffen auf die Regensburger Domspatzen an die Gläubigen seines Bistums gewandt. "Ich kann nur in Demut um Entschuldigung bitten", schrieb er in dem Brief, der am Sonntag in den Gottesdiensten verlesen wurde.

Die Berichte über die körperliche und sexuelle Gewalt, die bei den Regensburger Domspatzen Schüler über Jahrzehnte erlebt hätten, "macht mich zutiefst zerknirscht und erfüllt mich mit Scham", hieß es weiter.

Nach zweijähriger Untersuchung hatte der Rechtsanwalt Ulrich Weber das Aufarbeitungsgremium seinen Abschlussbericht präsentiert. Demzufolge wurden rund 500 Sänger Opfer körperlicher und 67 Opfer von sexueller Gewalt. Die Übergriffe hätten vor allem in den 1960er und 1970er Jahren stattgefunden. Bis 1992 soll es durchgängig Gewalt gegeben haben. Einschließlich der Dunkelziffer könnte die Gesamtzahl der Opfer sogar bei etwa 700 liegen. Als Täter seien 49 Menschen ausgemacht worden.

Zur Diskussion darüber, ob der Vorgänger von Voderholzer, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, zu lange an einer Einzelfallprüfung festgehalten habe, erklärte Voderholzer: "Dieses Vorgehen mit Blick auf die Einzelfälle entsprach den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz, ebenso die Anerkennungszahlungen, die ab 2011 erfolgten." Zugleich zitierte er in dem Hirtenwort aber auch Rechtsanwalt Weber aus dem Bericht, wonach dieses Vorgehen "aus gesamtstrategischer Sicht jedoch, wie sich zeigte, nicht ausreichend" gewesen sei.

Zur Aufarbeitung und zur Hilfe für die Betroffenen seien weitere Anerkennungszahlungen und Therapieangebote vorgesehen. Zudem seien zwei weitere Studien, die die geschichtlichen und soziologischen Zusammenhänge erhellen sollen, in Auftrag gegeben, schrieb der Bischof. Er ermutigte alle Menschen, die in anderen kirchlichen Einrichtungen Opfer von Misshandlungen und sexueller Gewalt geworden sind, sich bei der Kirche zu melden, damit "sie Anerkennung und Gerechtigkeit erfahren, und ihnen geholfen wird".