Kardinal Meisner im Kölner Dom beigesetzt

Kardinal Meisner im Kölner Dom beigesetzt
In einer feierlichen Totenmesse ist Kardinal Joachim Meisner am Samstag im Kölner Dom beigesetzt worden. In seiner Predigt sagte der Primas von Ungarn, Kardinal Peter Erdö, Meisners christliches und soziales Zeugnis habe sich weit über die Grenzen des Erzbistums Köln ausgewirkt.

Es war genau die Begräbnisfeier, die Joachim Meisner sich gewünscht hatte: Sein Freund Kardinal Peter Erdö, der Primas von Ungarn, hielt die Predigt. Gesungen wurden Lieder, die Meisner selbst ausgesucht hatte: "Segne du Maria" und "Adeste fideles". Und am Ende fand der ehemalige Kölner Erzbischof seine letzte Ruhe wunschgemäß gegenüber seinem illustren Vorgänger Joseph Frings (1887-1978), der den Kölnern durch das "fringsen" - ein umgangssprachlicher Ausdruck für Mundraub - für immer in Erinnerung geblieben ist.

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Meisner selbst, der bis 2014 ein Vierteljahrhundert an der Spitze des mitgliederstärksten deutschen Bistums gestanden hatte, war als Oberhirte deutlich umstrittener als Frings. Meisners Ernennung zum Erzbischof erfolgte 1988 gegen den Willen des Domkapitels. Auch die Kölner taten sich lange schwer mit dem erzkonservativen und streitbaren Kardinal. Der Trauerzug, der den Sarg am Morgen von der Basilika St. Gereon zum Dom geleitete, wurde von deutlich weniger Menschen gesäumt als vor 30 Jahren bei Meisners Vorgänger Joseph Höffner und vor 39 Jahren bei Frings.

Und während in Höffners Prozession der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und Bundespräsident Richard von Weizsäcker mitgegangen waren, kam diesmal kein Vertreter der Bundespolitik. Anwesend waren NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). Meisner war nie davor zurückgeschreckt, Politikern aller Parteien die Leviten zu lesen und hatte sich so nicht nur Freunde gemacht.

Die katholische Welt war dagegen bei der Begräbnisfeier stark vertreten. Rund 50 Bischöfe aus dem In- und Ausland füllten die Kirchenbänke, darunter der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, der entlassene Chef der römischen Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, und der langjährige Privatsekretär von Papst Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein. Die evangelische Kirche wurde durch den rheinischen Präses Manfred Rekowski vertreten.

In seiner Predigt sagte Kardinal Erdö vor rund 4.000 Gottesdienstbesuchern, Meisner habe als Bischof von Berlin (1980-1988) einen kaum zu überschätzenden Beitrag zur deutschen Wiedervereinigung geleistet. "Es war eine heikle Position, die viel Verständnis und Diplomatie von ihm verlangte."

Der emeritierte Papst Benedikt würdigte Meisner in einem Grußwort, das von Gänswein verlesen wurde, als einen "leidenschaftlichen Hirten und Seelsorger". Es sei ihm schwer gefallen, sein Amt loszulassen - "und dies gerade in einer Zeit, in der die Kirche besonders dringend überzeugender Hirten bedarf, die der Diktatur des Zeitgeistes widerstehen". Meisner hatte zuletzt aus dem Ruhestand gegen eine Aufweichung kirchlicher Positionen etwa gegenüber wiederverheirateten Geschiedenen opponiert.

Am Ende der Totenmesse wurde der Sarg vom Hochchor aus in die Bischofsgruft des Doms hinuntergelassen. Meisner trug das fliederfarbene Messgewand, das er zur Priesterweihe bekommen hatte und über die Jahrzehnte hinweg immer wieder flicken ließ.

Auch sein Brustkreuz hatte er selbst ausgesucht: Es war ein schlichtes Holzkreuz, in das ein Kreuz aus Nephrit, eine Mineralie aus seiner schlesischen Heimat, eingearbeitet ist. Ebenso befanden sich in seinem Sarg auf seinen Wunsch hin Kopien der Urkunden seiner Taufe, Firmung, Priester- und Bischofsweihe. Sein ganzes Leben lang hatte er diese Urkunden in einem Kästchen aufbewahrt, das er seine "Bundeslade" nannte.

Meisner lebte seit seiner Emeritierung im Jahr 2014 zurückgezogen in Köln und starb im Alter von 83 Jahren während eines Urlaubs in Bad Füssing. Als er am Morgen des 5. Juli nicht zur Messe erschienen sei, habe man ihn tot in seinem Zimmer gefunden, schrieb der emeritierte Papst Benedikt in seinem Grußwort. Das Brevier sei Meisner aus den Händen geglitten. "Er war betend gestorben, im Blick auf den Herrn, im Gespräch mit dem Herrn."