Streit um G20-Übernachtungscamps geht weiter

Gemeinschaftszelt von G20-Gegnern an der Johanniskirche im Stadtteil Altona in Hamburg.
Foto: dpa/Bodo Marks
G20-Gegner campen an der Johanniskirche im Stadtteil Altona in Hamburg.
Streit um G20-Übernachtungscamps geht weiter
Im Konflikt um die Übernachtungscamps während des G20-Gipfels in Hamburg zeichnet sich keine Lösung ab. Während die Polizei Übernachtungen in den Protestcamps verhindert, forderten Vertreter zivilgesellschaftlicher Organisationen und Kirchen eine Einigung.

Drei Tage vor dem Gipfel mahnten Kirchen und internationale Stiftungen auch zu mehr Engagement der G20 gegen den Klimawandel und die weltweite Armut. Zwei größere Protestcamps hat die Polizei im Elbpark Entenwerder und am Volkspark in Lurup bislang für politische Versammlungen genehmigt. Übernachtungszelte, Duschen oder Küchen bleiben dagegen verboten und wurden zum Teil mit Gewalt wieder entfernt. G20-Gegner kündigten daraufhin an, notfalls Parks, Plätze und Knotenpunkte zu besetzen. Am Volkspark wurde am frühen Abend zum Sleep-In aufgerufen. "Schlafen ist nicht illegal", sagte Initiator und TV-Koch Ole Plogstedt.

Auch Hamburger Pröpste haben die Polizei kritisiert. Ohne Übernachtungscamps würde die ohnehin angespannte Situation weiter eskalieren, heißt es in einem Schreiben. Nicht nur Regierungsvertreter, sondern auch Demonstranten seien Gäste der Stadt. Die evangelische Kirche auf St. Pauli, die St. Johannis-Kirche Altona und die Jugendkirche Rahlstedt haben inzwischen kleinere Flächen zum Übernachten zur Verfügung gestellt. 

Kirchen und Stiftungen fordern mehr Engagement gegen Klimawandel und Armut

Attac und Gewerkschafter protestierten mit einer öffentlichen Pressekonferenz auf dem Jungfernstieg gegen das Übernachtungsverbot. In Hamburg dürfe kein Klima der Angst geschürt werden, forderte Jeanine Weigel von der DGB-Jugend Nord. Schauspieler Rolf Becker ermunterte alle Hamburger, Protestierende in ihren Wohnungen aufzunehmen.

Bei ihrem Gipfel müssten die G20-Staaten "mutige und weitreichende Maßnahmen zur Lösung der Weltprobleme" auf den Weg bringen, erklärten der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Es müssten weitere Schritte zur Linderung der Armut unternommen werden. Das weltweite Elend sei eine "humanitäre Katastrophe, die sich tagtäglich ereignet".

Auch die internationale Stiftungsplattform F20 hat von den G20-Staaten größere Anstrengungen für den Klimaschutz gefordert. Nachhaltige Energie sei mittlerweile konkurrenzfähig, sagte der Unternehmer Michael Otto, Vorsitzender der Stiftung für Umweltschutz. Kleinbauern in Afrika ohne Wasser und Elektrizität seien für Debatten zur Nachhaltigkeit nur schwer zu gewinnen, ergänzte Auma Obama, Vorstandsvorsitzende der Sauti Kuu Foundation Kenia und Schwester des ehemaligen US-Präsidenten. F20 ist ein Bündnis von 45 Stiftungen aus Deutschland, den USA, China, Indien und Russland.

In der Kulturfabrik Kampnagel beginnt am (morgigen) Mittwoch der zweitägige "Gipfel für globale Solidarität". Hier sollen Alternativen zur aktuellen Politik der G20 entwickelt werden. Angeboten werden elf zentrale Podien und rund 70 Workshops für rund 3.000 Besucher.