Neue liberale Moschee kritisiert ägyptische Fatwa

Neue liberale Moschee kritisiert ägyptische Fatwa
Nur Allah könne Gebete annehmen oder ablehen; keine Institution oder Person könne für den Allmächtigen sprechen - mit dieser Aussage verteidigte sich die liberale Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin, in der Männer und Frauen gemeinsam beten, gegen die ägyptische Fatwa.

Die neue liberale Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin, in der Männer und Frauen gemeinsam beten, hat die ägyptische Fatwa gegen das Gotteshaus kritisiert. Auch zur Zeit des islamischen Propheten Mohammed hätten Frauen und Männer gemeinsam gebetet, erklärte die gemeinnützige Moschee-Gesellschaft am Donnerstag in Berlin. Gemischte Gebete entsprächen den islamischen Traditionen.

Die ägyptische Fatwa-Behörde hatte den Angaben zufolge kürzlich erklärt, gemischte Gebete, die von einer Frau ohne Kopfbedeckung und einem Mann geleitet werden, verstießen gegen die Regeln des Islam. Die Gebete in der Moschee seien deshalb "nicht gültig". Die Behörde gibt mit ihren Fatwas Anweisungen zur Auslegung des Islam. Die Eröffnung der Moschee Mitte Juni hatte in islamischen Ländern teils heftige negative Reaktionen hervorgerufen.

Im Islam sei ein Wandel hin zur Gleichberechtigung der Geschlechter und zur Wahrung der Menschenrechte notwendig, betonte die liberale Berliner Moschee: "Vor allem aber möchten wir höflich darauf hinweisen, dass nur Allah Gebete annehmen oder ablehnen kann, und dass keine Person oder Institution die Position einnehmen kann, für unseren allmächtigen Gott zu sprechen."

"Zudem möchten wir das Fatwa-Amt höflich darauf hinweisen, dass während der jährlichen Pilgerfahrt nach Mekka Frauen und Männer gemeinsam in der Anlage des Haram in Mekka sind", heißt es weiter in der Erklärung der liberalen Moschee: "Ihre Körper berühren sich aufgrund des Andrangs zwangsläufig und niemand stellt hier die Gültigkeit der Gebete infrage."

Die Moschee steht derzeit auch wegen Berichten über einen angeblichen Spion unter den Mitgründern im Blick der Öffentlichkeit. Der Mann soll Medienberichten zufolge behauptet haben, er habe mit seinem Engagement nur die Absichten der Reformmuslime analysieren wollen. Spekuliert wird auch, dass der gebürtige Marokkaner unter Druck gesetzt worden sein könnte, damit er sich von der liberalen Moschee distanziert.