Fernsehwochenvorschau: "Der 90-Minuten-Krieg"

Der israelische Verbandschef Ozon (Moshe Igvy, li.) gibt dem deutschen Trainer Müller (Detlev Buck, re.) einen Crashkurs in Geschichte.
Foto: ZDF/Nadine Fraczkowski
Szene aus "Der 90-Minuten-Krieg": Ein Besuch an der Klagemauer: Der israelische Verbandschef Ozon (Moshe Igvy, li.) gibt dem deutschen Trainer Müller (Detlev Buck, re.) einen Crashkurs in Geschichte.
Fernsehwochenvorschau: "Der 90-Minuten-Krieg"
Ein Fußballspiel Palästinenser gegen Israelis statt immer weiterer Kämpfe - der Film (29.06., 23.05 Uhr, Arte) spielt das Experiment satirisch durch. Was sich vom 24. bis 30. Juni 2017 im Fernsehen anzuschauen lohnt.

24.6., 3sat, 22.55 Uhr: "Precht: Ewige Kriege - Warum die Völker keinen Frieden finden"

Ein Blick in die Geschichte lehrt, dass seit langer Zeit nirgendwo in der Welt ein Krieg siegreich und zufriedenstellend geführt werden konnte. Längst ist bekannt, dass die Streitereien unter den Großmächten und deren Stellvertreterkriege nicht mit Waffengewalt gelöst und beendet werden können. Kein gewaltsamer Versuch eines "Regime Change" hat je den gewünschten Erfolg gebracht, sondern beispielsweise die Lage im Irak, in Libyen oder in Syrien nur noch verschlimmert. Staaten suchen kaum mehr nach dem Verbindenden, sondern nach der Abgrenzung zueinander. Separatismus, Nationalismus, Okkupation und Sicherung von Marktvorteilen und günstigen Ressourcen beherrschen die Entscheidungen der Staatslenker. Vom glücklichen "Ende der Geschichte" ist keine Rede mehr, es scheint, dass die Feindbilder aus den Zeiten des Kalten Krieges wieder neu beschworen werden. Auch die Nato ist ein Konstrukt dieses Kalten Krieges. Doch ist ein militärisches Bollwerk gegen den Osten heute noch zeitgemäß und überhaupt notwendig? Und ist die Nato eigentlich mehr als nur ein strategisches Zweckbündnis? Über Fragen wie diese spricht Richard David Precht mit General a.D. Harald Kujat, dem ehemaligen Generalinspekteur der Bundeswehr und früheren Vorsitzenden des Nato-Militärausschusses.

26.6., ARD, 22.45 Uhr: "Die Story im Ersten: Wahlkampf, Machtkampf, AfD"

Noch nie ist eine neue Partei in Deutschland so schnell gewachsen wie die AfD. Noch nie hat eine neue Partei das Land so polarisiert. Dabei hat sie innerhalb kürzester Zeit einen dramatischen Wandel von der Anti-Euro-Partei zur Protestpartei gegen das Establishment gemacht. Sie bricht Tabus und zieht Gräben. Die Vertreter der Partei nennen das Mut zur Wahrheit oder schlicht Realismus. Seit einigen Wochen hat die AfD ein Programm und ein neues Spitzenteam: Alice Weidel und Alexander Gauland. Sie sollen das breite Spektrum der unterschiedlichen Strömungen in der Partei repräsentieren: von wirtschaftsliberal bis konservativ-national. Die Zielmarke für die Bundestagswahl lautet 15 Prozent. Doch in der Partei herrschen Machtkämpfe, und immer haben sie mit dem thüringischen AfD-Landeschef Björn Höcke zu tun. Parteichefin Frauke Petry wollte ihn aus der Partei werfen, Gauland will ihn behalten, Weidel wollte ihn erst loswerden und dann doch behalten. Die Autoren Wolfgang Minder und Rainer Fromm schildern die Entwicklung der Partei in den letzten Monaten und fragen nach der Glaubwürdigkeit ihres Programms und ihres Anspruchs, eine Partei gegen das Establishment zu sein. Es ist eine Geschichte voller Widersprüche und ungelöster Konflikte. Eine Geschichte von ernüchterten Mitstreitern, Streit an der Basis und im Vorstand, Prinzipientreue und Machtspielen. Ist die Partei, die so anders sein will, am Ende doch nur eine ganze normale Partei? In der anschließenden Reportage "Zerrissene Familien, zerrissenes Land?" wird die Stimmung im Land wie im Brennglas eingefangen: Woher kommen Verunsicherung, Vorurteile und Veränderungsängste? Worin haben sie ihren Ursprung? Autorin Eva Müller hat sich dort umgesehen, wo die AfD am stärksten ist.

26.6., 3sat, 22.25 Uhr: "Future Baby - Wie weit wollen wir gehen"

Ein Blick in die Zukunft der menschlichen Fortpflanzung mitten in der Gegenwart: Maria Arlamovsky begibt sich im Zeitalter der biologischen Reproduzierbarkeit in die Welt des Kinderwunsches. In der Begegnung mit Forschern und Ärzten, aber auch mit Eizellspenderinnen und Leihmüttern, zeichnet der österreichische Dokumentarfilm ein komplexes Bild der neuen Boom- Branche der medizinisch-technisierten Geburtenkontrolle. Ursprünglich dafür geplant, den Kinderwunsch unfruchtbarer Paare zu erfüllen, aber auch um Embryonen aufgrund bestimmter genetischer Dispositionen zu selektieren, hat sich die In-Vitro-Fertilisation zu einem lukrativen Wirtschaftssektor entwickelt. Als solcher bedient dieser nicht nur das Bedürfnis nach "Risikoprävention", sondern verleiht dem Kind, eigentlich einem "Produkt der Liebe", eine Art Waren- Charakter, da seine Eigenschaften und Besonderheiten mittlerweile optimiert werden können. Arlamovsky begleitet weltweit Paare mit Kinderwunsch, Eizellenspenderinnen und Leihmütter von den Untersuchungen und Eingriffen bis zur Geburt. Sie lässt Befürworter und Skeptiker zu Wort kommen und spricht mit der ersten Generation künstlich gezeugter Kinder. In diesem vielschichtigen Mosaik entfaltet sich die Anwendung von neuen, revolutionären Technologien in ihrer ganzen Ambivalenz, was dringende Fragen nach ethischer und juristischer Einordnung aufwirft.

26.6., 3sat, 23.50 Uhr: "37 Grad: Betrug im weißen Kittel"

Angelika Wörthmüller und Enrico Demurray erzählen in ihrer Reportage von einer Karriere, die im Herbst 2016 vor dem Landgericht Berlin endete, als die Angeklagte Alexandra B., 36, wegen Betrugs und Missbrauchs von Titeln zu drei Jahren und sieben Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Der Film blendet zurück: Alexandra wächst in einem reichen Elternhaus auf, sie muss auf nichts verzichten. Dafür erwarten ihre Eltern aber auch Leistung. Die Tochter soll Ärztin oder Juristin werden. Diese Erwartungen kann sie aber nicht erfüllen, zumindest nicht legal. Erst spät beginnt sie zu studieren, Sozialpädagogik, doch das Studium an der Fachhochschule schließt sie nicht ab. Mit 32 Jahren meint sie, es sei an der Zeit, etwas vorzuweisen: ein Beruf mit Prestige und entsprechendem Einkommen, gekrönt von einem Doktortitel. Kurzerhand fälscht sie Hochschulabschlüsse und Promotionsurkunden. Zunächst läuft alles gut. Sie arbeitet in einer psychiatrischen Klinik in Remscheid als promovierte Psychologin. Als sie nach zwei Jahren kündigt, erhält sie von ihrem Chef ein gutes Zeugnis. Alexandra geht nach Berlin. Psychologin war gut, Psychiaterin ist besser. Im Krankenhaus des Maßregelvollzugs findet sie eine neue Anstellung. Alles läuft wie am Schnürchen. Sie arbeitet im Lauf der Zeit noch in verschiedenen Kliniken, am Ende sogar als Oberärztin in einer Reha-Klinik. Ihre Dreistigkeit beim Fälschen allerdings bringt sie schließlich zu Fall. Es kommt zu einem Prozess. Bis dahin hat sie sich niemandem anvertraut, nicht einmal ihr Ehemann weiß, wer Alexandra wirklich ist. Die Dreharbeiten der "37 Grad"-Dokumentation beginnen nach ihrer Entlassung aus der fünfmonatigen Untersuchungshaft im Oktober 2016. Es ist schwer für Alexandra, sich nach der Straftat neu zu orientieren. Sie muss feststellen, dass Freunde sich abgewandt haben, die Ehe kriselt und ihr Leben eigentlich nur noch ein einziger Scherbenhaufen ist. Das anzunehmen, fällt ihr nicht leicht, denn sie war immer davon überzeugt, ihr stünde ein gutes Leben zu. Doch allmählich erkennt sie, dass vor allem sie selbst schuld ist an ihrer misslichen Lage. Eine harte und schmerzliche Erkenntnis.

26.6., NDR Fernsehen, 22.00 Uhr: "45 Min: Artgerecht? Das Schweine-Experiment"

Jährlich werden rund 27 Millionen Schweine in Deutschland in der intensiven Schweinemast herangezüchtet. Hybridschweine werden die Tiere genannt, die in der konventionellen, industriellen Intensivhaltung in Rekordzeit gemästet und nach wenigen Monaten für den Nahrungsmittelbedarf geschlachtet werden. Antonia Coenen und Jana Buchholz wollten wissen, wie das Leben eines solchen Hybridschweins aussieht und wie viele der ursprünglichen Instinkte in ihnen noch vorhanden sind. Ist ein Hybridschwein noch ein Schwein mit all seinen arttypischen Verhaltensweisen? Welche körperlichen und sozialen Folgen hat die Intensivhaltung für rund 27 Millionen Schweine in Deutschland? Ist die konventionelle Haltung artgerecht? Um das herauszufinden, haben die Regisseurinnen ein ungewöhnliches Experiment gestartet. Basierend auf einer Idee der Printjournalistin Kerstin Greiner kauften sie eine Zuchtsau und drei Mastferkel aus der konventionellen Haltung und brachten sie auf einen autarken Kleinbauernhof in der Nähe von Hamburg. Dort beobachteten sie gemeinsam mit einem Zoologen über fast ein Jahr hinweg, wie sich die Tiere im Freien verhielten, bei naturnaher Lebensweise, bei Licht, an der frischen Luft, mit Gras, Erde und Wasser. Sind die natürlichen Instinkte bei diesen auf Hochleistung gezüchteten Tieren überhaupt noch vorhanden? Können Tiere aus der konventionellen Haltung "resozialisiert" werden? Das Experiment zieht sich dabei wie ein roter Faden durch den Film, mit immer neuen Überraschungen, kleinen Abenteuern und einem echten Happy End.

26.6., HR-Fernsehen, 22.45 Uhr: "Luther in Hersfeld"

"Luther - Der Anschlag" ist das wichtigste Stück der Bad Hersfelder Festspiele 2017: ein Multimedia-Spektakel mit viel Prominenz, geschrieben und fulminant umgesetzt von Regisseur Dieter Wedel. Und das mit historischem Hintergrund: Martin Luther war tatsächlich in Hersfeld. Im Jahr 1521 predigte er dort in der Stiftskirche, obwohl es ihm verboten war. Luther, diese faszinierende, widersprüchliche Persönlichkeit, wird in dem Stück von gleich vier Personen gespielt. Mit auf der Bühne der Stiftsruine sind außerdem Stars wie Erol Sander, Claude-Oliver Rudolph und Elisabeth Lanz. Das HR-Fernsehen berichtet von der großen Premiere, fragt die prominenten Gäste nach ihrer Beziehung zu Luther und begleitet außerdem die Produktion des spannenden Stücks von Beginn an. Wie leben die Stars in Bad Hersfeld? Was verbindet sie mit Luther? Dieter Wedel verrät, wie aktuell "Luther - Der Anschlag" auch heute, im Reformationsjahr, ist.

27.6., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Rettung in letzter Sekunde"

Nathalie Sutho porträtiert in dieser Reportage einen ganz besonderen jungen Mann. Sie hat den 26jährigen Titus aus Berlin auf seiner ersten Mission an Bord eines Schiffes begleitet, das im Mittelmeer vor der Küste Libyens in Seenot geratene Flüchtlinge an Bord nimmt. Mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit setzen er und die Schiffsmannschaft sich einer Extremsituation aus: Hohe See, menschliches Leid und Tod erwarten sie im Mittelmeer. Der Grund für ihr Handeln: Sie wollen nicht länger tatenlos zusehen. Mit neun anderen jungen Menschen gehört Titus zum Kernteam der Nichtregierungsorganisation "Jugend Rettet", die nach dem Unglück vor Lampedusa (2013) gegründet wurde. Ebenso wie die Mitglieder anderer Organisationen wollen titus und seine Miststreiter mit einem Schiff vor der libyschen Küste patrouillieren und Flüchtlinge aufnehmen, die von Schleusern in primitive Schlauchboote gesetzt werden. Nach der Rettung sollen die Flüchtlinge an die Schiffe der EU übergeben werden. Diese Aktionen stehen auch in der Kritik. Sie seien dafür verantwortlich, dass noch mehr Menschen versuchen, über das Mittelmeer von Afrika nach Europa zu flüchten. Titus ist das egal, er ist christlich erzogen worden und wollte nicht länger auf dem Sofa sitzen und entsetzt sein; er wollte was tun. Seine Eltern sind stolz auf ihren Sohn, aber sie machen sich auch große Sorgen. Die Reportage beschreibt, wie Titus und die anderen bereit sind, ihr Leben für die Rettung von Flüchtlingen aufs Spiel zu setzen, aber Nathalie Sutho stellt auch unbequeme Fragen: Was erwartet die jungen Menschen an Bord? Wie werden sie die traumatischen Erlebnisse verarbeiten? Und was sagen Familie und Freunde zu diesem Engagement?

27.6., Arte, 20.15 Uhr: "IS - Weltfrieden in Gefahr?"

Seit zwei Jahren führt die Welt Krieg gegen den sogenannten Islamischen Staat. Doch die Terrororganisation existiert noch immer. In den Randbezirken von Mossul, in Dubai, Istanbul, Beirut, Washington und Wien forscht die Dokumentation nach den Hintergründen dieses "Dritten Weltkriegs". Wie können einige Tausend Kämpfer den besten Armeen der Welt widerstehen? Was sind die wahren Ziele der Akteure dieses Krieges? Geht es ihnen darum, der Internationale des Terrors den Garaus zu machen, oder wollen sie vielmehr die heute vom IS kontrollierten Gebiete unter sich aufteilen? Verbirgt sich hinter dem Kampf gegen den Terrorismus möglicherweise ein anderer Krieg, der aufgrund viel weiter gesteckter Ziele das internationale Gleichgewicht aus den Fugen bringt? Nach seiner Dokumentation "IS: Die Wirtschaftsmacht der Gotteskrieger" beleuchtet Jérôme Fritel erneut die Hintergründe eines Krieges, der vor einhundert Jahren gezogene Grenzen zu Fall bringt und den Lauf der Geschichte verändert. Im Film kommen hohe Vertreter der kriegführenden Mächte zu Wort, darunter der frühere Gouverneur von Mossul, heute an der Spitze einer 4.000 Mann starken Armee, die von der Türkei finanziert und geschult wird, die Nummer Zwei der libanesischen Hisbollah, der in Syrien als bewaffneter Arm des Iran agiert, und der letzte amerikanische Botschafter in Damaskus.

27.6., Arte, 21.15 Uhr: "Ashbal, die Kindersoldaten der Terrormiliz"

Sie sind zwischen vier und sechzehn Jahre alt Der IS nennt sie "Ashbal" - "junge Löwen". Die Kinder, die in die Hände des IS fallen, werden monatelang in Trainingslagern misshandelt und einer Gehirnwäsche unterzogen, um dann in vorderster Front für die Terrororganisation in den Kampf zu ziehen. Was wird aus diesen Kindern, für die Gewalt und Hass Alltag geworden sind? Westliche Geheimdienste warnen vor den "jungen Löwen" des IS, die sie als Zeitbomben ansehen. Viele von ihnen sind heute traumatisiert, allein und sich selbst überlassen. Die Filmemacher gewannen nach monatelanger Annäherung das Vertrauen von einigen dieser traumatisierten Kinder und ihrer Familien. "Ashbal, Die Kindersoldaten der Terrormiliz" erzählt die Geschichte dieser Kinder, die den sogenannten Islamischen Staat von innen erlebt haben. In Deutschland, Griechenland, Belgien und der Türkei haben die Filmemacher sie im Alltag begleitet und zu ihren Erlebnissen und ihrem heutigen Leben befragt. Ihre bewegenden Berichte geben Einblicke in die erschreckende ISMaschinerie, in der Kinder zu kaltblütigen Mördern werden. Sie lassen erahnen, welche Pläne die Terrororganisation mit ihren Nachwuchskämpfern hat - und sie machen deutlich, wie dringend diesen Kindern dabei geholfen werden muss, die islamistischen Hassdoktrinen zu vergessen. In der Dokumentation kommen neben ehemaligen Kindersoldaten auch andere Zeugen zu Wort: ISKämpfer, ein Trainer einer Terroreinheit, ein Lehrer, der alles versucht hat, um seine Sprösslinge vor der Verführung durch den IS zu bewahren sowie ein Mann, der die Hoffnung nicht aufgibt, seine beiden kleinen Brüder aus den Händen der Terrororganisation zu befreien.

27.6., Arte, 22.20 Uhr: "Molenbeeks verlorene Generation"

"Terroristen-Nest" oder "Dschihadisten-Weiler": So wird Molenbeek seit den Pariser Attentaten von den internationalen Medien häufig genannt. Das Brüsseler Stadtviertel wird von der ganzen Welt stigmatisiert, weil seit den Anschlägen von Madrid 2004 bis zu den Attentaten von Brüssel die Spur der Täter immer wieder nach Molenbeek führt. Mehdi Nemmouche, Salah Abdeslam und auch die Brüder El Bakraoui waren hier zu Hause. Aber wie sieht das Leben in der Gemeinde, die nur wenige Gehminuten vom historischen Stadtkern entfernt ist, wirklich aus? Ist Molenbeek wirklich eine No-go- Area, wie die internationale Presse oftmals berichtet? Was unternimmt der belgische Staat, um Arbeits- und Hoffnungslosigkeit der Molenbeeker zu bekämpfen? Die Filmemacher Chergui Kharroubi und José-Luis Peñafuerte sind eingetaucht in eine Welt, die der tagesaktuellen Berichterstattung meist verborgen bleibt. Sie haben in wochenlangen Gesprächen zu den Bewohnern Molenbeeks Vertrauen aufgebaut, um ein differenziertes Bild dieses krisengeschüttelten Vielvölkerviertels zeichnen zu können. Menschen jeden Alters und unterschiedlicher Herkunft oder Religion berichten über ihren Alltag, ihr Bild von der Stadt und ihre Hoffnungen. Die Dokumentation begibt sich auf die Suche nach dem wahren Gesicht des Stadtteils. Sie möchte unseren Blick auf Molenbeek und so auch auf alle ähnlichen Viertel und Vorstädte in Europa schärfen und uns die dortigen wirtschaftlichen und sozialen Spannungsfelder näherbringen.

27.6., BR Fernsehen, 22.30 Uhr: "Die Widerständigen: ‚also machen wir das weiter...’"

In dem Dokumentarfilm schildern die letzten lebenden Zeitzeugen der Widerstandsbewegung "Die Weiße Rose", wie sie nach dem Tod der Geschwister Scholl unter Einsatz ihres Lebens weiterhin Widerstand gegen das Hitler-Regime geleistet haben. Es ist anrührend und erschütternd zugleich zu hören, wie die studentischen Widerstandskämpfer aus dem Kreis der Weißen Rose aufgrund ihrer innersten Überzeugung gegen die unmenschlich brutale Nazi-Diktatur aufbegehrten. Vor Katrin Seybolds Kamera kommen sie ausführlich zu Wort: Traute Lafrenz-Page, die Freundin von Hans Scholl, Birgit Weiß-Huber, die Tochter von Kurt Huber, Marie-Louise Schulze-Jahn, Gerda Freise, Ilse Ledin, Jürgen Wittenstein, Karin Friedrich und viele andere. Ihre Erinnerungen vergegenwärtigen eine Welt, in der die Menschenrechte außer Kraft gesetzt und die Menschlichkeit verloren gegangen war. Immer wieder, bis heute, stehen sich Moral und Gerechtigkeitsliebe auf der einen Seite, Niedertracht und systematische Brutalität auf der anderen Seite gegenüber. Der Dokumentarfilm ist ein Manifest des Widerstandes und der Zivilcourage für den Erhalt von Freiheit und Demokratie. Der Film zeigt exemplarisch, welche Kraft, welcher Mut und welches Engagement möglich und nötig sind, um unsere freiheitlichen, demokratischen Werte zu erhalten. Jungen Menschen kann er ein Schlüssel zu der Erkenntnis sein, dass unsere freiheitlichen Werte keine Selbstverständlichkeit sind, sondern immer wieder der Erneuerung und Bestätigung bedürfen.

28.6., 3sat, 21.05 Uhr: "Gastgeber wider Willen"

Die Schweizer Gemeinde Giffers wird zum Standort eines Bundesasylzentrums. Filmautor Rolf Dietrich hört sich bei Befürwortern und Gegnern des Asylzentrums um. Anfang 2018 sollen die ersten Asylbewerber dort einziehen. Ein beschauliches Dörfchen wird damit plötzlich mit der globalen Flüchtlingsthematik konfrontiert. Das löst bei vielen Einheimischen Verunsicherung aus. Ängste, Wut und Ohnmacht sind spürbar. Die Proteste sind lautstark und finden weit über die Kantonsgrenzen hinaus Gehör. Das Asylzentrum liegt auf einer dünn besiedelten Hochebene im Sense-Oberland des deutschsprachigen Teils des Kantons Freiburg. Das ehemalige Institut liegt weitab vom Dorfkern von Giffers. Trotzdem fürchten sich viele Einheimische davor, dass hier bald bis zu 300 Flüchtlinge leben sollen. Dabei kennen sie die Problematik rund um die Migration nur aus den Medien, denn es gibt nicht viele Fremde im Sense-Oberland, der Ausländeranteil beträgt lediglich sieben Prozent. Den Umgang mit so vielen Fremden ist man hier nicht gewohnt. Warum löst das geplante Asylzentrum eine solche Kontroverse aus? Mit Mahnfeuern, lauten Kuhglocken und heftigen verbalen Attacken drücken die Sense-Oberländer ihren Unmut an einem Informationsabend im Februar 2015 unmissverständlich aus. Es stellen sich Glaubens- und Wertefragen. Der Sensebezirk war während Jahrzehnten stark von der katholischen Kirche geprägt. Jetzt müssen sich die Einheimischen darauf einstellen, dass plötzlich viele Muslime unter ihnen leben werden. Nach und nach müssen auch die heftigsten Kritiker begreifen, dass sie das Asylzentrum nicht verhindern können. Doch die tiefe Verunsicherung bleibt bestehen. Immer wieder werden die Pläne gestört. Zum Beispiel durch einen Sabotageakt, der einen großen Wasserschaden anrichtet. Und Monate, bevor überhaupt der erste Asylbewerber einzieht, denken Einheimische laut über die Bildung einer Bürgerwehr nach.

29.6., Arte, 23.05 Uhr: "Der 90-Minuten-Krieg"

Die Idee ist brillant, aber leider ist Eyal Halfons von der ZDF-Redaktion Das kleine Fernsehspiel finanzierter Film nur eine Satire: Nach Jahrzehnten des Blutvergießens und vergeblicher Verhandlungen sind die Israelis wie die Palästinenser müde geworden. Statt immer weiter zu kämpfen, zu verhandeln und zu scheitern, haben der israelische Premierminister und der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde erkannt, dass es nur einen Ausweg aus dem längsten Konflikt der modernen Geschichte gibt: ein Fußballspiel. Ein einziges Spiel, das bestimmt, wer bleiben darf und wer sich eine neue Heimat suchen muss. Halfons beschreibt realitätsnah, welche Fragen geklärt werden müssten, bevor das Spiel überhaupt stattfinden kann: Wo soll es ausgetragen werden, welches Land stellt den Schiedsrichter, wer trainiert die Mannschaften, welche Auswahlkriterien gelten für die Spieler? Die hitzig geführten Debatten entwickeln sich zum absurden Spiegelbild des Konflikts, der seit Jahrzehnten weltweit immer wieder die Nachrichten beherrscht. Auf originelle Weise analysiert der Film witzig und ironisch die Situation im Nahen Osten; je lustiger absurder die Handlung wird, desto näher kommt sie der Realität.

29.6., WDR Fernsehen, 23.10 Uhr: "Menschen hautnah: Die Aupair-Omas"

Dass junge Frauen für eine Weile al Au-pair-Mädchen ins Ausland gehen, ist nichts Ungewöhnliches; dass ältere Damen es ihnen gleichtun, allerdings schon. Immer mehr Frauen, deren Kinder aus dem Haus sind und die selbst das Rentenalter erreicht haben, suchen nach einer neuen Aufgabe. Für sie ist ein Auslandsaufenthalt als Aupair-Oma besonders reizvoll. Aber eine gewisse Flexibilität und Belastbarkeit muss man schon mitbringen. Denn die Umstellung auf die neue Umgebung, auf die ungewohnte Sprache und auf ganz andere Lebensgewohnheiten ist alles andere als einfach. "Menschen hautnah" stellt zwei dieser "Au-pair-Omas" vor. Hannelore aus Bremerhaven ist seit 2008 pensioniert. Das Rentnerdasein füllt sie nicht aus. Sie will sich noch einmal einer echten Herausforderung stellen und ihrer alten Sehnsucht nachgeben: einmal Großmutter sein. Denn Hannelore ist Single und hat keine eigenen Kinder. Anfang August 2011 beginnt ihr neuer Lebensabschnitt: ein einjähriger Aufenthalt in der französischsprachigen Schweiz bei einer Familie mit drei Söhnen von vier bis neun Jahren. Da beide Eltern berufstätig sind, muss Hannelore neben der Kinderbetreuung noch den ganzen Haushalt der fünfköpfigen Familie versorgen und soll den drei Jungen noch Deutsch beibringen. Das geruhsame Rentnerleben ist damit zunächst passé. Marlies aus Solingen hat vier Kinder und sechs Enkelkinder, die eigentlich alle nicht ohne sie auskommen können. Als Marlies aber von "Granny Aupair" erfährt, packt sie die Abenteuerlust. Sie will noch einmal alleine los, und zwar nach Afrika, ein Kontinent, der sie seit jeher fasziniert. Ihr Plan stößt bei ihren Töchtern nicht gerade auf Begeisterung. Aber Marlies lässt sich nicht beirren: Sie zieht für ein halbes Jahr nach Uganda zur Familie Fehr. Das Ehepaar hat drei Kinder. Die neue Granny soll vor allem Deutsch mit den Kindern sprechen und auch ein bisschen deutsche Hausaufgaben-Disziplin vermitteln. Da der Haushalt von mehreren einheimischen Hilfskräften erledigt, kann Marlies die einmalige Chance nutzen und abseits ausgetretener Touristenpfade das Alltagsleben in Ostafrika kennenlernen.