Theologe Steffensky: Verzicht auf Rache ist erster Schritt zur Vergebung

"Verzeihung ist etwas, was vielleicht am Ende eines Weges stehen kann, aber man beginnt nicht mit dem Ende", sagte Steffensky am Freitag beim evangelischen Kirchentag in Berlin.
Foto: pixabay.com/Frank Becker
"Verzeihung ist etwas, was vielleicht am Ende eines Weges stehen kann, aber man beginnt nicht mit dem Ende", sagte Steffensky am Freitag beim evangelischen Kirchentag in Berlin.
Theologe Steffensky: Verzicht auf Rache ist erster Schritt zur Vergebung
Der Theologe Fulbert Steffensky sieht im Zorn auf andere Menschen kein Hindernis zur Versöhnung.

"Verzeihung ist etwas, was vielleicht am Ende eines Weges stehen kann, aber man beginnt nicht mit dem Ende", sagte Steffensky am Freitag beim evangelischen Kirchentag in Berlin. Jede Frau und jeder Mann habe das Recht auf die Würde der eigenen Person, sagte der Theologe: "Wenn ich jemanden ernstnehme, mache ich ihn auch haftbar für das, was er tut." Steffensky spielte dabei auf eine Geschichte von Elisabeth von Thüringen an, in der die Heilige von einer Bettlerin, der Elisabeth zuvor Almosen gegeben hatte, in den Schlamm gestoßen wird. Der Geschichte nach setzt Elisabeth ihren Weg trotz spottender Passanten "heiter und in großer Freude" fort.

Der heiligen Elisabeth würde Steffensky sagen, "sie solle ihren Weg nicht gar so 'heiter und in großer Freude' fortsetzen". Erst müsse sie sich selbst und die Täterin ernst nehmen. "Es gibt also Beleidigungen, die man nicht einfach hinnehmen kann, ohne sich selbst aufzugeben", sagte der Theologe laut Redemanuskript.

Allerdings gebe es auch eine andere Lesart dieser Geschichte. Demnach lässt Elisabeth der Beleidigerin und der Beleidigung nicht den Triumph über sich. Vielleicht brauchten die, die beleidigt werden, etwas mehr Zeit als die Heilige, sagte Steffensky. Vielleicht sei jedoch "der erste Schritt zur Vergebung, auf Rache zu verzichten und den Beleidigern nicht zu schaden". Menschen, die der Vergebung fähig sind, ließen ihr Verhalten nicht von anderen diktieren. Schmerzen könnten Beleidiger anderen zwar zufügen. "Aber in der Verzeihung entrinnen Menschen dem Kreislauf der Gewalt und des Hasses."