Geplantes Kreuz auf Humboldt-Forum sorgt für Diskussionen

Geplantes Kreuz auf Humboldt-Forum sorgt für Diskussionen
Die drei Gründungsintendanten des Humboldt-Forums, Neil MacGregor, Hermann Parzinger und Horst Bredekamp, erklärten auf epd-Anfrage, die 2002 vom Bundestag beschlossene originalgetreue Rekonstruktion des Berliner Schlosses beziehe sich ausschließlich auf das Äußere.

Am geplanten Kreuz auf der Kuppel des Berliner Humboldt-Forums scheiden sich die Geister. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und Berlins katholischer Erzbischof Heiner Koch verteidigten in der Tageszeitung "Die Welt" (Samstag) das vergoldete Symbol. Vertreter von Linken und Grünen sehen in dem christlichen Kreuz indes eine schädliche Vorfestlegung im Dialog der Religionen. 

Die drei Gründungsintendanten des Humboldt-Forums, Neil MacGregor, Hermann Parzinger und Horst Bredekamp, erklärten auf epd-Anfrage, die 2002 vom Bundestag beschlossene originalgetreue Rekonstruktion des Berliner Schlosses beziehe sich ausschließlich auf das Äußere. Ausgelöst worden war die Debatte durch eine Stellungnahme der Berliner Stiftung Zukunft. Diese hatte vor wenigen Tagen erklärt, das geplante Kreuz gefährde den Dialog der Kulturen und Religionen. 



Da keine historischen Innenräume rekonstruiert würden, korrespondiere die Kuppel mit dem Kreuz nicht mehr mit der früher darunter liegenden Kapelle. Das Kreuz sei ebenso wie die preußischen Adler an den Fassaden seiner ursprünglichen Funktion enthoben, erklärten die drei Gründungsintendanten des Humboldt-Forums auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd). Sie verwiesen darauf, dass die Errichtung der Kuppel als Ganzes beschlossen worden sei: "Erst das Weglassen des Kreuzes würde dieses religiös politisieren."

Das Humboldt-Forum in der Gestalt des Berliner Schlosses lebe "von der spannungsreichen Paradoxie zwischen Innen und Außen, zwischen historischer Rekonstruktion und moderner Architektur, zwischen Vergangenheit und Gegenwart." Die nicht auflösbaren Widersprüche regten permanent zur Diskussion und Selbstverortung an. Das sei der Auftrag an das Humboldt-Forum, erklärten MacGregor, Parzinger und Bredekamp.

Grüne und Linke gegen das Kreuz

Kulturstaatsministerin Grütters unterstrich in der "Welt": "Unsere Kultur der Offenheit, Freiheit und Barmherzigkeit hat ihre Wurzeln in unserem christlichen Menschenbild." Ein offenes Haus, wie es das Humboldt- Forum sein wolle, sei nur glaubwürdig, "wenn wir uns unserer eigenen Wurzeln bewusst sind und sie auch zeigen." Berlins katholischer Erzbischof Koch begrüßte das geplante Kreuz, mahnte aber auch zur Besonnenheit: "Denn das Kreuz darf keinesfalls zu einem Kampfthema werden."

Unterstützung erhält die Stiftung Zukunft unterdessen von Grünen und Linkspartei. Die kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Sigrid Hupach, fragte in der Tageszeitung "Die Welt": "Wie soll ein solcher offener Dialog der Kulturen gelingen, wenn oben auf der Kuppel ein Kreuz schon die Richtung vorgibt?" Es brauche jetzt eine öffentliche Debatte über das Kreuz und eine Positionierung des Bundestags-Kulturausschusses. Auch die Fraktionschefin der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, Antje Kapek, kritisierte das Schlosskreuz: "Das Humboldt-Forum auf eine Religion zu reduzieren, entspricht nicht dem humanistischen Grundgedanken und wäre falsch."