Bedford-Strohm will nicht von "deutscher Leitkultur" sprechen

Bedford-Strohm will nicht von "deutscher Leitkultur" sprechen
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, kritisiert den Begriff "deutsche Leitkultur". Wenn man von "deutscher Leitkultur" rede, grenze das Menschen mit anderen kulturellen Hintergründen aus, die in Deutschland leben, sagte der oberste Repräsentant der deutschen Portestanten dem Fernsehsender Phoenix in einem am Freitag online veröffentlichten Interview. Gleichwohl sollte darüber geredet werden, was die Gesellschaft zusammenhält.

"Ich glaube, man kann von einer 'menschenrechtlichen Leitkultur' sprechen", sagte der bayerische Landesbischof. "Die Grundorientierungen, Toleranz, Glaubensfreiheit, Respekt, Achtung, Menschenwürde - das darf und muss man von allen verlangen, die hier in Deutschland leben", betonte er.

Bedford-Strohm warnte davor, sich in den vielfältigen Debatten um das Zusammenleben in Deutschland in Symbolbegriffen zu verlieren. Als Beispiel nannte er, dass Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) in seinen jüngst vorgelegten Thesen zur Leitkultur das Geben der Hand zur Begrüßung hervorgehoben hatte.  Respekt und Höflichkeit seien zwar "etwas ganz Wichtiges für unser Zusammenleben". "Aber ob Menschen sich umarmen oder die Hand geben, ist dafür nicht zentral", gab der evangelische Theologe zu bedenken.

Dankbar sei er, dass der Minister deutlich gemacht habe, dass Religion keine Privatsache sei. Sie gehöre in die Öffentlichkeit, dürfe aber nicht zu Ausgrenzung und Hass führen.