Allianz für Weltoffenheit ruft zu Aufklärung gegen Populismus auf

Unter dem Titel "Gemeinsam für gelebte Demokratie" diskutierten Vertreter von Religionsgemeinschaften und Zivilgesellschaft in Köln über Integration und Rechtspopulismus.
Foto: Getty Images/moodboard RF/moodboard
Unter dem Titel "Gemeinsam für gelebte Demokratie" diskutierten Vertreter von Religionsgemeinschaften und Zivilgesellschaft in Köln über Integration und Rechtspopulismus.
Allianz für Weltoffenheit ruft zu Aufklärung gegen Populismus auf
Unter dem Titel "Gemeinsam für gelebte Demokratie" diskutierten Vertreter von Religionsgemeinschaften und Zivilgesellschaft in Köln über Integration und Rechtspopulismus. Sie waren sich einig: Demokratie muss immer wieder gelernt werden.

Vertreter von Religionsgemeinschaften und der Zivilgesellschaft haben dazu aufgerufen, Rechtspopulismus und Fremdenfeindlichkeit mit Aufklärung zu begegnen. "Respekt und Toleranz sind nicht festgemeißelt, sondern müssen immer wieder neu gelernt werden", sagte Irmgard Schwaetzer, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), am Donnerstag in Köln auf einem Kongress der Allianz für Weltoffenheit. Es sei auch Aufgabe der Kirchen, diese Werte in die politische Bildungsarbeit und die eigenen Gemeinden hereinzutragen. Auch der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann sagte, in Zeiten gesellschaftlichen Wandels müssten Demokratie und soziale Gerechtigkeit immer wieder neu erarbeitet und erstritten werden.

Auf dem Kongress diskutierten Mitglieder der Allianz für Weltoffenheit über das Thema "Gemeinsam für gelebte Demokratie". Zu der Allianz haben sich im vergangenen Jahr als Reaktion auf die Flüchtlingsdebatte unter anderem die EKD, die Deutsche Bischofskonferenz, der Zentralrat der Juden, der Koordinationsrat der Muslime, Gewerkschaften und Arbeitgeber zusammengeschlossen.

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße sagte, auch innerhalb seiner Kirche erlebe er hin und wieder Bedenken gegen Zuwanderung. "Ich versuche dann, den direkten Kontakt herzustellen und über Sachthemen zu reden", sagte der Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz.

"Wir müssen wieder für unsere Demokratie brennen."

Wenn jemand etwa eine Obergrenze für Flüchtlinge fordere, spiele er mit demjenigen durch, was das für Flüchtlinge bedeute, die nach Erreichen der Obergrenze nach Deutschland kämen. Nächstenliebe und die Wahrung der Menschenwürde könnten mit einer solchen Obergrenze nicht gelingen, sagte der Hamburger Erzbischof. Zugleich betonte er, insgesamt erlebe er das Engagement der Kirchenmitglieder für Flüchtlinge als stärker als die kritischen Töne.

Die Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Lisi Maier, forderte die Kirchen dazu auf, sich selbstkritisch zu fragen, wo sie selbst rechtspopulistische Positionen beförderten. "Wir im BDKJ haben eine klare Haltung zum Thema Gleichstellung und dazu, dass Menschen in homosexuellen Lebenspartnerschaften nicht ausgegrenzt werden sollen", sagte sie. Sie wünsche sich von den Kirchen, zu diesen Themen klar Stellung zu beziehen.

Der Sprecher des Koordinationsrats der Muslime, Aiman Mazyek, warnte davor, Demokratie und Frieden in Europa als selbstverständlich zu betrachten. "Wir müssen wieder für unsere Demokratie brennen", sagte Mazyek, der auch Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland ist. Um die Demokratie zu stärken, müssten auch die Möglichkeiten in den Moscheegemeinden stärker genutzt werden. Der Zentralrat will nach Mazyeks Worten in seinen rund 300 Gemeinden mit der Kampagne "Meine Stimme zählt" für eine Teilnahme an der Bundestagswahl werben.

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer, sagte dem epd am Rande des Kongresses, es sei gut, wenn eine Gesellschaft sich von Zeit zu Zeit über ihre gemeinsamen Werte austausche. Er könne daher verstehen, dass Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) mit Blick auf die Zuwanderung zahlreicher Flüchtlinge aus anderen Kulturen die Debatte um eine deutsche Leitkultur angestoßen habe. Lehrer betonte, die Religionsgemeinschaften hätten etwa durch ihr soziales Engagement eine wichtige Funktion für den Zusammenhalt der Gesellschaft.