"Heiliger Zorn" - CDU-Politiker Heiner Geißler rügt die Kirchen

Der CDU-Politiker Heiner Geißler hat die beiden großen Kirchen gerügt.
Foto: epd-bild / Stefan Trappe
Der CDU-Politiker Heiner Geißlerhat die beiden großen Kirchen gerügt.
"Heiliger Zorn" - CDU-Politiker Heiner Geißler rügt die Kirchen
Der CDU-Politiker Heiner Geißler (87) hat die beiden großen Kirchen gerügt. "Mich packt der heilige Zorn, wenn ich an die offizielle evangelische und katholische Theologie denke", sagte der frühere Bundesminister und Jesuitenschüler der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt".

Die katholische Kirche könne "sich noch nicht einmal auf ein gemeinsames Abendmahl einigen. Die politische Dimension des Christentums steht während der gesamten Reformationsfeierlichkeiten im Hintergrund. Das ist absurd, ein groteskes Missverständnis des Evangeliums." Er selbst habe mit den Jahren angefangen, "an Gott zu zweifeln".

Geißler beklagte zudem eine unzureichende geistige Führung in den Kirchen. Diese müssten "Widerstand leisten gegen die Mächtigen dieser Erde. In der Welt des Kapitalismus, der Investmentbanker, einer gigantischen Finanzindustrie mit ihren gesellschaftlichen Leitbildern Egoismus, Gier, Geiz, Erfolg, Dividende, Konsum, Rang und Titel ist Jesus eine totale Provokation und die Verkörperung von Menschlichkeit und Barmherzigkeit", mahnt der Autor und Redner: "Stattdessen preisen die Kirchen Gott und blasen die Posaune von den Türmen ihrer leeren Kirchen."

Die römisch-katholische Kirche rief er zu einem respektvolleren Umgang mit Frauen auf. Die derzeitige Moraltheologie der katholischen Kirche sei "frauenfeindlich", sagte Geißler. Die Kirche verbiete "Frauen abzutreiben, gleichzeitig aber dürfen sie nichts tun, um eine Schwangerschaft zu verhindern, etwa die Pille nehmen oder Präservative benutzen lassen".

Die katholische Kirche berufe sich zudem auf Gott, "wenn sie die Frauen durch das Verbot der Priesterweihe diskriminiert", kritisierte Geißler. Dabei habe Jesus auch Jüngerinnen gehabt und diese seien bis zu dessen Tod bei ihm geblieben, "während sich alle Männer aus dem Staub machten und leugneten, Jesus überhaupt zu kennen. Jesus war ein Freund der Frauen", fügte der frühere CDU-Generalsekretär hinzu.