Bischof Meister: Atomkraft trieb Risiko auf die Spitze

Bischof Meister: Atomkraft trieb Risiko auf die Spitze
Die Atomkraft war nach Auffassung des hannoverschen Landesbischofs Ralf Meister "immer eine Form der Energiegewinnung, die das gesellschaftliche und technische Risiko auf die Spitze trieb". Die ungelöste Endlagerfrage sei die belastende Verlängerung einer nicht zu Ende gedachten Technologie, schrieb der leitende evangelische Theologe in einem Grußwort zu einem Gottesdienst, der am Sonntag in Hameln an die "Schlacht von Grohnde" erinnerte.

Vor 40 Jahren rannten Tausende gegen den Bauplatz für ein Atomkraftwerk am Rande des niedersächsischen Dörfchens in der Nähe von Hameln an. Die Proteste waren die gewalttätigste Demonstration gegen Atomkraft in der Geschichte der Bundesrepublik. Eine Ausstellung im Münster von Hameln dokumentiert die Geschehnisse. "Das Tragische daran ist, dass es atomare Großunfälle in Tschernobyl und Fukushima mit Tausenden von Opfern brauchte, bis die Einsicht mehrheitsfähig wurde, dass die Atomenergie nie eine friedliche Form der Energiegewinnung gewesen ist", bilanzierte Meister.

Während des Erinnerungsgottesdienstes im Münster sagte der kirchliche Umweltbeauftragte Rolf Adler, Grohnde stehe für die zentrale Geste des Atomstaates. "Es war die Geste einer Politik, die zu wenig Gespür für die Grenzen der eigenen Macht und Fähigkeit hatte. Atommanagement war Management der klaren Kante. Notfalls mit Hubschraubern, Knüppeln und Reizgas."

Ein ernstzunehmendes Gedenken müsse darum zwingend nach den Kräften fragen, die den Dialog möglich machten. "Nur über ihn haben wir eine gemeinsame Zukunft und wird der Ausstieg gelingen." Dazu gehörten ehrliche Beteiligung, plausible Transparenz und eine nachvollziehbare Willensbildung ohne Schattenmentalitäten und heimliche Strategien. "Aber auch ohne Blockadestolz aufseiten derer, die meinen, schon immer Recht gehabt zu haben."

Auch Meister betonte, die ungelöste Endlagerfrage stehe nach wie vor auf der gesellschaftlichen Tagesordnung: "Heute suchen wir nach Antworten auf Fragen, die verdrängt worden sind. Wir suchen auch nach neuem Vertrauen in staatliches und gesellschaftliches Handeln." Das Ende der Probleme sei noch nicht greifbar. "Wir sind aber am Anfang einer Zukunft, die durch bessere Einsicht geprägt sein kann."