Das Amt, das es nicht gibt

Die Alte und die Neue: Die Frauen an der Seite der Bundespräsidenten nutzen ihren Einfluss unterschiedlich. Elke Büdenbender (li) und und Daniela Schadt, die Lebensgefährtin des scheidenden Bundespräsidenten Gauck tauschten sich bereits rege aus.
Foto: dpa/Ralf Hirschberger
Die Alte und die Neue: Die Frauen an der Seite der Bundespräsidenten nutzen ihren Einfluss unterschiedlich. Elke Büdenbender (li) und Daniela Schadt, die Lebensgefährtin des scheidenden Bundespräsidenten Gauck tauschten sich bereits rege aus.
Das Amt, das es nicht gibt
Deutschlands First Ladies interpretierten ihre Rolle unterschiedlich
Das Amt des Bundespräsidenten übernimmt man immer zu zweit, besagt angeblich eine ungeschriebene politische Regel. Die Arbeitsteilung sieht oft so aus: Der Mann ist für Politik und Protokoll zuständig, die Frau kümmert sich um wohltätige Aufgaben und repräsentiert lächelnd an der Seite ihres Ehemanns. Elf First Ladies gab es schon, heute wird Elke Büdenbender die zwölfte im Bunde.
19.03.2017
epd
Lynn Osselmann

Es ist kein offizielles Amt, das sie innehaben. Sie stehen an der Seite des ersten Mannes im Staat, wie viel Einfluss sie haben, ist dennoch ungewiss. Gewählt werden sie nicht etwa vom Volk, sondern einzig von ihrem Ehemann: Präsidentengattinnen. Die Bundesrepublik hat bisher elf Bundespräsidenten gesehen, an ihrer Seite standen elf ganz unterschiedliche Frauen. Eines einte sie: Sie wussten ihren Einfluss zu nutzen.

Charitatives Engagement ist mittlerweile Brauch

Als Elly Heuss-Knapps Ehemann Theodor Heuss 1949 zum Bundespräsidenten gewählt wurde, hatte sie kein Vorbild, an dem sie sich orientieren konnte. Denn die in Straßburg geborene Lehrerin und Werbefachfrau war die erste First Lady Deutschlands. Nur drei Jahre nach dem Amtsantritt ihres Mannes starb Elly Heuss-Knapp. Trotzdem hat sie die Rolle der ersten Dame maßgeblich geprägt.

1950 gründete Heuss-Knapp das Müttergenesungswerk, das bisher mehrere Millionen Frauen zur Kur geschickt hat. Damit rief sie auch eine Tradition für die Frau des Bundespräsidenten ins Leben: Bis heute übernimmt die First Lady die Schirmherrschaft der Stiftung.

Das Engagement für wohltätige Zwecke ist mittlerweile ein Brauch, eine stille Abmachung unter den ersten Damen. Viele von ihnen gründeten eigene Stiftungen oder Vereine. Die Hilfe kam dabei ganz unterschiedlichen Betroffenen zugute: Heuss-Knapps Nachfolgerin Wilhemine Lübke setzte sich für die Senioren der Republik ein, Marianne von Weizsäcker verschrieb sich dem Kampf gegen die Drogen und Christiane Herzog machte die Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose bekannt.

Die First Lady hat vor allem repräsentative Aufgaben

Um Geld für diese Projekte zu sammeln, wussten die Frauen ihren Einfluss zu nutzen. Mildred Scheel etwa warb bei vielen Staatsbesuchen oder öffentlichen Auftritten für die von ihr gegründete Deutsche Krebshilfe. Einen unkonventionelleren Weg wählte Christiane Herzog. Mit Fernseh-Kochsendungen und eigenen Kochbüchern sammelte die Ehefrau des im Januar verstobenen Roman Herzog Geld für ihre Mukoviszedose-Hilfe.

Im Allgemeinen ist das Amt der First Lady aber vor allem ein repräsentatives. Bei politischen Auftritten oder Auslandsreisen repräsentiert die Frau des Bundespräsidenten ihr Land - Kleidung und Auftreten müssen dem Anlass entsprechend sein. Hinzukommen Ehrenämter und Schirmherrschaften. Das alles braucht Vorbereitung und kostet Zeit. Nur eine erste Dame arbeitete bisher während der Amtszeit ihres Mannes weiter in ihrem Beruf: Veronica Carstens, Internistin und Ärztin für Naturheilkunde und Ehefrau des von 1979 bis 1987 amtierenden Bundespräsidenten Karl Carstens.

Mediale Dauerbeobachtung

In den letzten Jahren ist allerdings immer seltener das wohltätige Engagement der First Ladies Thema der öffentlichen Diskussion. Wer an der Seite des Bundespräsidenten steht, befindet sich unter ständiger Beobachtung durch Medien und Öffentlichkeit. Das musste auch Bettina Wulff erfahren. Die damals 37-Jährige geriet als jüngste erste Dame aller Zeiten immer wieder in die Schlagzeilen.

Und auch über die letzte First Lady waren zu Beginn der Amtszeit ihres Mannes 2012 nicht nur positive Zeilen zu lesen: Daniela Schadt ist nicht mit dem ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck verheiratet, seine Ehe wurde nie geschieden. Eine First Lady ohne Trauschein - das schmeckte nicht jedem Konservativen. Als nicht mehr zeitgemäß wurde die Entscheidung kritisiert, ihren Job als Journalistin aufzugeben.

Richterin Büdenbender als neue Schlossherrin

Am 19. März tritt der ehemalige Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sein Amt als Bundespräsident offiziell an. Mit ihm zieht seine Frau Elke Büdenbender ins Schloss Bellevue. Büdenbender und der SPD-Politiker sind seit 1995 verheiratet, gemeinsam haben sie eine Tochter. Die Beziehung des künftigen Präsidentenpaares gilt als eng: Als Büdenbender schwer erkrankte, spendete Steinmeier ihr 2010 eine Niere. Dazu nahm er sich eine politische Auszeit.

Durch die Ämter ihres Mannes kennt sich Büdenbender in der politischen Szene aus. In der Öffentlichkeit hielt sie sich jedoch bisher eher zurück. Ihren Beruf als Richterin am Verwaltungsgericht Berlin wird Büdenbender zumindest vorerst an den Nagel hängen: Für die Zeit der Präsidentschaft ihres Mannes lässt sie sich beurlauben, wie das Büro von Steinmeier auf Anfrage mitteilte. Wie sie sich ehrenamtlich engagieren wird, sei aber noch unklar.