EU-Politiker: Religion als einigendes Band verstehen

EU-Politiker: Religion als einigendes Band verstehen
Kirchenvertreter und EU-Politiker haben dazu aufgerufen, Religion als einigendes statt spaltendes Element zu verstehen.

Viele Menschen beriefen sich auf Europas jüdisch-christliches Erbe, um andere auszuschließen, kritisierte der Vizepräsident der EU-Kommission, Frans Timmermans, bei der Veranstaltung "500 Jahre Reformation: Europa gestalten - Veränderung wagen!" am Dienstag in Brüssel. Es müsse aber vielmehr um die Werte selbst gehen, die auf dem jüdisch-christlichen Erbe fußten und die den Ausschluss anderer gerade nicht förderten, sagte Timmermans auf der Konferenz, die von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) organisiert wurde.

Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm sagte, die Erinnerung an die Reformation dürfe nicht dazu führen, dass sich Kirchen gegeneinander abgrenzen. "Ich kann überhaupt nichts anfangen mit solchen Kirchentümer-Patriotismen, die wir beobachten können, dass Leute sagen: 'Wir müssen jetzt unsere Kirche hier besonders darstellen.' Es geht allein um Christus, das muss uns alle miteinander antreiben."

Die schwedische Erzbischöfin Ante Jackelén mahnte, alle müssten sich mit den "vier 'P'" auseinandersetzen: Polarisierung, Populismus, Protektionismus und Post-Faktizität. Der "spirituellen Nachhaltigkeit" solle mehr Gewicht beigemessen werden, um diesem "gefährlichen Cocktail zu begegnen", forderte die Theologin.

Mehrere Teilnehmer verwiesen darauf, wie sie selbst noch die religiöse Spaltung zwischen Protestanten und Katholiken in Europa erlebt hätten. So berichtete der deutsch-schottische Europaabgeordnete David McAllister (CDU), dass bis vor wenigen Jahrzehnten in Schottland Fußballvereine nach Konfessionen aufgeteilt gewesen seien. Ein schottischer Cousin habe ihn in den 1970er Jahren in Berlin besucht und vor diesem Hintergrund gefragt, "ob Hertha BSC ein katholischer oder evangelischer Fußballverein sei".

Die evangelische Kirche feiert bis Oktober dieses Jahres 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.