Studie: Angriffe auf Journalisten nehmen zu

Studie: Angriffe auf Journalisten nehmen zu
Immer mehr Journalisten erleben in ihrem Beruf verbale oder körperliche Attacken. Zwei Drittel von insgesamt 780 befragten Journalisten gaben an, dass ihrer Einschätzung nach hasserfüllte Reaktionen auf Themen, Berichte oder Kollegen im vergangenen Jahr deutlich zugenommen hätten.

Das ergab eine Studie des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld und des Mediendienstes Integration, die die Organisationen am Mittwoch in Berlin vorstellten. 42 Prozent erlebten danach selbst Angriffe, 26 Prozent berichteten von mehrmaligen bis regelmäßigen Angriffen. Drei Viertel der Betroffenen machen ausschließlich ihren Beruf als Journalist dafür verantwortlich.

Vor allem Reporterinnen und Medienvertreter erlebten bei Außenreportagen etwa über Demonstrationen häufig Attacken. Das reiche von Pöbeleien bis zum Entwenden oder der Zerstörung von Kameras. Jeweils fast die Hälfte der Zeitungs- und Fernsehjournalisten wurde 2016 Zielscheibe von Angriffen.

"Hate Speech" und Hasskommentare gehen laut Studie vor allem zu Themen wie Flüchtlinge, Islam und Migration ein. Aber auch Berichte über die AfD, "Pegida" und Rechtsextremisten sowie zu Frauenthemen rufen beleidigende und Gewalt androhende Reaktionen auf den Plan.

Die Angriffe gehen nicht spurlos an den Betroffenen vorbei. Jeder zweite Befragte fühlt sich durch körperliche Attacken oder Angriffe im Internet oder per Mail belastet. Aber auch ein Drittel jener, die selbst noch nicht angegriffen wurden, empfindet das Klima aus Hass und Gewalt als Belastung. "Die Journalisten nehmen das mit nach Hause", sagte der Studienleiter und Konfliktforscher Andreas Zick. Und es hat teils berufliche Auswirkungen: "Eine Kamerafrau berichtete von Angriffen und davon, dass sie jetzt nicht mehr zu allen Außenterminen geschickt werde", sagte Madlen Preuß, Co-Leiterin der Studie.

Die Befragten wünschten sich deshalb mehr Unterstützung von ihren Redaktionsleitungen, eine bessere Personalausstattung, um auf Kommentare antworten zu können und mehr Anerkennung ihrer Medienkompetenz. Zudem beklagten viele Medienvertreter, sie fühlten sich bei Außenterminen von der Polizei ungenügend beschützt, Angriffe der rechten Bewegung auf Journalisten zum Beispiel bei Demonstrationen würden ignoriert, Beschwerden nicht weiterverfolgt. 70 Prozent der Befragten wünschten sich deshalb mehr Hilfestellungen von der eigenen Redaktion.