Gedenkmarsch für Opfer von Kolonialismus und Versklavung

Gedenkmarsch für Opfer von Kolonialismus und Versklavung
Mit einem Gedenkmarsch haben am Samstag in Berlin mehrere hundert Menschen an die Opfer von Ausbeutung und Versklavung in den früheren deutschen Kolonien in Afrika erinnert. Bei der Demonstration, die vom früheren Sitz der Reichskanzlei in der Wilhelmstraße zum geplanten Humboldt-Forum am Schlossplatz führte, wurde von Deutschland auch eine Entschädigung und eine offizielle Entschuldigung für den Genozid an mehr als 75.000 Herero und Nama Anfang des 20. Jahrhunderts durch Kolonialtruppen auf dem Gebiet des heutigen Namibia gefordert.

Nachfahren der Opfer wollen dabei das gleiche Wiedergutmachungsmodell wie für jüdische und israelische Holocaust-Opfer. Eine offizielle Entschädigungen und Anerkennung des Leids der Herero und Nama, werde "wie eine Therapie für unsere Seele sein", sagte die Vorsitzende der Ovaherero Genocide Foundation, Esther Muinjangue.

Die Bundesregierung hat 2016 eingeräumt, dass es sich bei den Verbrechen um Völkermord gehandelt habe. Zudem hat Deutschland mit der Regierung Namibias im vergangenen Jahr Verhandlungen über die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte aufgenommen. Die Vertreter der Herero und Nama kritisieren aber wiederholt, dass sie nicht an den Gesprächen beteiligt werden. Die Bundesregierung lehnt individuelle Entschädigungen ab, denkt den Angaben zufolge aber über einen Strukturfonds für die Nachfahren der Opfer nach.

Bei Massakern an den Herero und Nama wurden zwischen 1904 und 1908 mehr als 75.000 Herero und Nama ermordet. Vertreter der beiden Volksgruppen sprechen sogar von mehr als 100.000 Opfern. Deutsch-Südwestafrika, das heutige Namibia, war damals eine deutsche Kolonie. Deutsche Truppen schlugen Aufstände der Herero und Nama nieder, errichteten Lager und setzten systematisch Vergewaltigung und Zwangsarbeit ein.

Nach Angaben des Veranstalters des Gedenkmarsches, dem Bündnis "Völkermord verjährt nicht!", war es die elfte Ausgabe der jährlichen Demonstration. In der Kritik der Demonstranten stand auch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Ihr werfen sie vor, in ihren Museumsdepots Raubkunst aus den ehemaligen Kolonien und unrechtsmäßig Gebeine von mehreren tausend Menschen aus aller Welt zu lagern. Das geplante Humboldt-Forum werde so zu einer "kolonialen Trophäenschau". Die Vorwürfe wurden von der Stiftung schon mehrfach zurückgewiesen.