Fernsehvorschau: "Katharina Luther"

Devid Striesow als Martin Luther und Karoline Schuch als Katharina von Bora sind in der ARD am 22. Februar im Fernsehfilm "Katharina Luther" zu sehen.
Foto: epd-bild/Jens-Ulrich Koch
Devid Striesow als Martin Luther und Karoline Schuch als Katharina von Bora sind in der ARD am 22. Februar im Fernsehfilm "Katharina Luther" zu sehen.
Fernsehvorschau: "Katharina Luther"
Die Idee ist ebenso ungewöhnlich wie reizvoll: Anlässlich des Luther-Jahres zeigt die ARD am 22. Februar einen Film, in dem der große Reformator bloß die wichtigste Nebenrolle einnimmt. Tatsächlich taucht Martin Luther erst auf, als seine berühmten Thesen schon einige Jahre alt sind; der Reformationsprozess ist längst im Gang. Titelfigur Katharina von Bora, von Karoline Schuch sehr glaubwürdig verkörpert, ist eine seiner Anhängerinnen. Was sich sonst noch lohnt zu sehen:

19.2., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Raus aus dem Elend"

Als Jenny Rasche 2007 mit einem Hilfstransport von Deutschland aus auf dem Balkan unterwegs war, entdeckte sie durch Zufall eine Roma-Siedlung nahe dem rumänischen Sibiu-Hermannstadt. Die Menschen hausten ohne Strom, ohne Wasser, ohne Essen in Erdlöchern und Hütten. Die Männer waren betrunken, die Mütter bettelten, die Kinder froren halbnackt bei Minusgraden. Das Elend gerade der Babys und Kinder ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Zurück im Harz gründete sie eine Hilfsorganisation und zog kurz darauf mit ihrem Mann und ihren drei kleinen Kindern nach Rumänien. Sieben Jahre lang hat Autorin Antje Schneider die Roma und ihre deutsche Mutter Teresa mit der Kamera begleitet. Jenny Rasche holte die Kinder aus dem Slum und schickte sie in eine von ihr gegründete Spezialklasse für Roma-Kinder. Bis dahin kannte keiner der Jungen und Mädchen einen geregelten Tagesablauf, von Lesen oder Schreiben ganz zu schweigen. Ein Tageszentrum entstand, es wurde gekocht, die Kinder lernten geregeltes Essen kennen; und sie meisterten die Klassenabschlüsse. Nach fast acht Jahren intensiver Arbeit wurden die Erfolge sichtbar.

19.2., ZDF, 23.35 Uhr: "ZDF-History: Die Blutspur"

Die Mordserie des "NSU" ist weder restlos aufgedeckt noch beispiellos, wie dieser Beitrag zu "ZDF-History" verdeutlicht. Die Taten waren der aktuellste Coup einer gut vernetzten rechten Terror-Guerilla. Zu Beginn der Siebzigerjahre gegründet, mordete sie lange weitgehend unerkannt.
Bereits Anfang der Neunzigerjahre erschütterte eine Serie von Bombenanschlägen auf Migranten die Stadt Köln. Getarnt als Weihnachtspaket oder im Autostaubsauger versteckt, sollten die Bomben den Tod bringen. Die Opfer überlebten, die Täter wurden nie gefasst. Die Sprengstoffanschläge wirken wie eine Blaupause für den tödlichen "NSU"-Mord in einem iranischen Lebensmittelladen in der Kölner Probsteigasse, acht Jahre später. Es gibt Hinweise auf enge Verbindungen der Täter zu rechtsextremen "Alt-Nazis" wie Manfred Roeder und zur westdeutschen Neonazi-Szene der Siebzigerjahre. Eine Bewegung, die seit jeher bestens vernetzt ist mit europäischen Gleichgesinnten und palästinensischen Terrororganisationen. In diesem Umfeld radikalisierte sich auch das Zwickauer Terror-Trio Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe. "ZDF-History" analysiert die Geschichte des rechten Terrorismus nach 1945, zeigt die mörderische Handschrift der rassistischen Killerkommandos in Deutschland und Europa und belegt, dass an den Taten des "NSU" nichts zufällig war.

20.2., ARD, 23.30 Uhr: "Geschichte im Ersten: Nicht Rache, sondern Gerechtigkeit"

Die Geschichte von Beate und Serge Klarsfeld ist eine deutsch-französische Geschichte der ganz besonderen Art. Frank Gutermuth erzählt sie in seinem Film über eine außergewöhnliche Liebe und einen jahrzehntelangen Kampf gegen das Vergessen und für Gerechtigkeit. Der Kampf beginnt 1968 mit einer Ohrfeige für Kurt Georg Kiesinger, mit der Beate Klarsfeld die NS-Vergangenheit des deutschen Bundeskanzlers bekannt macht. Für die junge deutsche Frau und ihren französischen Mann Serge, dessen Vater als Jude in Auschwitz ermordet wurde, ist es unerträglich, dass ehemalige NS-Funktionsträger in der Bundesrepublik politische Karriere machen. Sie wollen die verdrängte nationalsozialistische Vergangenheit öffentlich machen; und sie wollen NS-Täter, die unbehelligt in der Bundesrepublik leben, zur Verantwortung ziehen. Die Klarsfelds werden zu den bekanntesten Nazi-Jägern in Europa. In Frankreich decken sie die Beteiligung der französischen Behörden an den Judendeportationen während des Zweiten Weltkriegs auf. Gegen massiven Widerstand und mit äußerster Beharrlichkeit setzen sie den Prozess gegen den ehemaligen Politiker und Kollaborateur Maurice Papon durch. Lange galten die beiden als Nestbeschmutzer und wurden nicht ernst genommen, heute sind sie sowohl in Frankreich als auch in Deutschland als moralische Instanz anerkannt und werden geehrt. Und auch heute kämpfen die beiden noch: vor allem gegen das Erstarken des Antisemitismus in Frankreich. Sie mischen sich ein, wenn Populisten gegen Juden hetzen, und sorgen dafür, dass sie sich vor Gericht verantworten müssen. Ihr Kampf ist noch nicht zu Ende.

20.2., 3sat, 23.55 Uhr: "37 Grad: Liebesgrüße aus Russland"

Seit 40 Jahren floriert die Vermittlung von Traumfrauen aus dem Katalog. Früher kamen sie aus Asien, heute aus Osteuropa. Claus U. Eckert geht in seiner Reportage der Frage nach, ob diese Liebe eine Chance hat. Seine Protagonisten sind Andreas (42) und Detlev (57), beide alleinstehend und einsam. Sie investieren Geld und Hoffnung in eine Agentur, die ihnen in Russland die Partnerin fürs Leben vermitteln soll. Andreas verliebt sich auf Anhieb in das Foto von Elena (38) aus Samara an der Wolga, tief im Osten Russlands. Ein persönliches Treffen soll die Frage beantworten, ob sie seine Gefühle erwidert. Um aber am Ende der 4.000 Euro teuren Reise nicht leer auszugehen, verabredet sich der Taxi-Unternehmer sicherheitshalber gleich zu mehreren Dates. Detlev dagegen glaubt, dass Julia (46) aus St. Petersburg seine Traumfrau ist. Schon beim ersten Treffen funkt es zwischen dem Antiquitätenhändler aus Cuxhaven und der attraktiven Psychologin, die als geschiedene Frau mit Kind in ihrer Heimat nur schwer einen neuen Partner findet. Drei Monate später macht Detlev ihr einen Heiratsantrag. Doch bis zur Hochzeit wird er noch oft nach St. Petersburg reisen müssen, es gibt viele Hürden zu nehmen. "37 Grad" begleitet Andreas und Detlev bei ihrer Suche nach der großen Liebe im Ausland. Dabei geht der Film der Frage nach dem Warum auf den Grund: Was macht die Damen gegenüber einheimischen Singles so attraktiv? Wie können die Männer sicher sein, dass die Auserwählte wirklich ihr Herz verschenkt und nicht nur an Geld, Lebensstandard oder Aufenthaltserlaubnis interessiert ist? Wie wirken sich Mentalitäts- und Sprachbarrieren aus? Dass es die Russinnen verstärkt ins Ausland zieht, hat übrigens einen ganz einfachen Grund: Russische Männer eine Lebenserwartung von 58 Jahren, es gibt daher einen Überschuss von zehn Millionen Frauen. Sie sind selbstständig und selbstbewusst, sehnen sich aber nach einem Partner, wollen eine Familie gründen und müssen dafür zwangsläufig im Ausland nach der großen Liebe Ausschau halten.

20.2., Bayerisches Fernsehen, 21.00 Uhr: "Lebenslinien: Meine fetten Jahre sind vorbei"

Reinhard ist neun Jahre alt, als seine Mutter stirbt. Seinen Kummer dämpft er mit Wurst und Kuchen aus dem Kühlschrank. Er nimmt beständig zu und wird zu einem schwergewichtigen Einzelgänger. Seine Körperfülle wird sein Schutzpanzer. Beim anderen Geschlecht hat er schlechte Karten, die Sehnsucht nach Zuneigung und Liebe bleibt unerfüllt. Als sein Vater ebenfalls unerwartet früh verstirbt, pachtet Reinhard von seinem Erbe ein Bistro in Windischeschenbach. Eines Tages kommt Norbert Neugirg dort vorbei. Der Chef der Oberpfälzer Spaß-Band Altneihauser Feierwehrkapell'n wirbt ihn als "dicken Trommler" für einen Auftritt in der BR-Sendung "Fastnacht in Franken" an. Der Abend wird ein voller Erfolg, die Band ist fortan fester Bestandteil in Reinhards Leben. Doch die Essstörungen sind längst zur Sucht geworden. Als Reinhard mit 37 Jahren 300 Kilo wiegt, stellt ihm Neugirg aus Sorge um ihn ein Ultimatum: Entweder er nimmt ab oder er fliegt raus. Daraufhin nimmt Reinhard den Kampf gegen seine Essstörung auf. Sogar den Magen lässt er sich operativ verkleinern. Heute wiegt er weniger als die Hälfte. Und eine Frau ist auch in sein Leben getreten.

21.2., ARD, 22.45 Uhr: "Die Freischwimmerin"

Auf den ersten Blick wirkt "Die Freischwimmerin" wie ein Integrationsdrama: Ein türkischstämmiges Mädchen weigert sich, im Badeanzug am Sportunterricht teilzunehmen. Tatsächlich erzählt der Film von einer jungen Frau, die durch einen Schicksalsschlag aus der Bahn geworfen worden ist, und einer Lehrerin, die trotz negativer Erfahrungen bereit ist, für ihre Ideale bis zum Äußersten zu gehen. Das Drehbuch greift zwar ein aktuelles und brisantes Thema auf, doch Susanne Beck und Thomas Eifler vermeiden es geschickt, aus der Geschichte einen Themenfilm zu machen. Natürlich ist die Herkunft der jungen Titelfigur maßgeblich für die Handlung, doch die Wienerin Ilayda, von Selen Savas eindrucksvoll intensiv verkörpert, ist alles andere als ein typisches "Kopftuchmädchen". Sie selbst spricht die Vorurteile aus, die sie mit ihrer dokumentierten Religiosität provoziert: "verklemmt, verblödet, verbohrt, vielleicht sogar Terroristin". Doch Ilayda ist weder das eine noch das andere, sie trägt das Kopftuch seit dem Tod ihres Vaters aus freien Stücken. Anders als in Deutschland dürfen Musliminnen in Österreich aber beim Schulschwimmen keinen Ganzkörperbadeanzug tragen. In der Klasse ist das Mädchen ohnehin schon isoliert, außerdem droht ihre nun auch eine Fünf in Sport; sie würde sitzen bleiben. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht der jungen Sportlehrerin: Martha Müller (Emily Cox) hat schon einmal zu viel für eine Schülerin riskiert, aber sie will Ilayda (zu Deutsch Wasserfee) das Schicksal eines weiteren Migrantenkinds ohne Schulabschluss ersparen.

21.2., ZDF, 23.15 Uhr: "37 Grad: Die Reise meines Lebens"

Ruby ist drei Jahre alt, als sie 2002 in Nepal adoptiert wird. Seither lebt sie im Hunsrück und wird in einem Jahr ihr Abitur machen. Sie wünscht sich schonlange nichts sehnlicher, als mehr über ihre Wurzeln zu erfahren. Sie will wissen, woher sie kommt und warum ihre Mutter sie weggegeben hat. Ihre Spurensuche bleibt ergebnislos. Aber dann kommt plötzlich eine E-Mail, die alles verändert. Sie ist von ihrer Schwester in Nepal, die schreibt, ihre Familie habe Ruby schon lange gesucht. Ruby kann ihr Glück kaum fassen und will so schnell wie möglich nach Nepal – ohne ihre Adoptiveltern. Es wird die Reise ihres Lebens. Endlich hat sie die Chance, das fehlende Puzzleteil in ihrer Biografie zu finden. Ihre Adoptiveltern unterstützen die Reisepläne, weil sie wissen, wie wichtig es für Ruby ist, ihre Herkunft zu kennen. Wie wird ihre nepalesische Mutter reagieren? Und wie wird die 17-Jährige allein in dem fremden Land mit den Emotionen fertig werden? Ruby ist schon jetzt aufgeregt. Zur Sicherheit und Beruhigung soll ihr Freund sie auf dieser Reise begleiten. Dann endlich die Reise ins Ungewisse los; Tina Radke-Gerlach durfte Ruby für "37 Grad" mit der Kamera begleiten. Als die junge Frau ankommt, wird sie von ihrer glücklichen Mutter und den Geschwistern am Flughafen empfangen. Erst nach einigen Tagen traut sich Ruby das Thema Adoption anzusprechen wird. Was sie dabei erfährt, verändert ihr ganzes Denken und Fühlen.

22.2., ARD, 20.15 Uhr: "Katharina Luther"

Die Idee ist ebenso ungewöhnlich wie reizvoll: Anlässlich des Luther-Jahres zeigt die ARD einen Film, in dem der große Reformator bloß die wichtigste Nebenrolle einnimmt. Tatsächlich taucht Martin Luther erst auf, als seine berühmten Thesen schon einige Jahre alt sind; der Reformationsprozess ist längst im Gang. Titelfigur Katharina von Bora, von Karoline Schuch sehr glaubwürdig verkörpert, ist eine seiner Anhängerinnen. Die junge Frau ist als Kind vom Vater in ein Kloster gesteckt worden. Dank der revolutionären Gedanken Luthers (Devid Striesow) erkennt sie, dass sie ihr Leben hinter den Klostermauern verschwendet. Mit einigen anderen Nonnen flieht sie nach Wittenberg, nicht ahnend, dass das einfache Volk sie und die Mitschwestern wie Aussätzige behandeln wird. Erst an der Seite Luthers findet sie ihren Platz in der Welt. Dank einiger romantischer Momente wird das historische Drama stellenweise zur Hommage an die Liebe zwischen zwei großen Persönlichkeiten. Trotzdem hat Drehbuchautor Christian Schnalke darauf verzichtet, die sich anbahnende Beziehung zwischen dem etwas weltfremd wirkenden Theologieprofessor und der klugen Ex-Nonne als typische Fernsehfilmromanze zu erzählen. Luthers tiefe Liebe zu seiner Frau ist belegt, aber Schnalke und Regisseurin Julia von Heinz betten die Beziehung in einen eher sachlich-symbiotischen Rahmen: Während der Reformator wie besessen in seiner Arbeit aufgeht, regelt seine Frau die weltlichen Dinge. Ebenso interessant wie der erzählerische Ansatz ist das ästhetische Konzept: In dem Bemühen, die Ereignisse konsequent aus Katharinas Perspektive zu zeigen, verzichtet der Film auf Totalen und Tiefenschärfe und heftet sich stattdessen konsequent an die Fersen der Hauptfigur, weshalb die Kamera immer wieder mal durch die Gegend irrlichtert; eine echte Herausforderung fürs Produktionsdesign, weil wirklich jedes Detail stimmen musste. Auf ganz ähnliche Weise setzt sich das Drama mit Luther auseinander. Schnalke verzichtet darauf, den Reformator zu verklären, und verhehlt auch seinen Antisemitismus nicht. Da die eigentliche Handlung erst 1522 beginnt, werden die Thesen allenfalls am Rande erwähnt. Im Zentrum steht dafür Luthers Haltung zum Bauernkrieg: Seine Aufforderung, die Fürsten sollten den Aufstand der Bauern mit aller nötigen Gewalt niederschlagen, führt zu finsteren Visionen. Sie sind ebenso harmonisch in die Geschichte integriert wie Katharinas albtraumartige Angst, ihr erstes Kind werde ein "Teufelsbalg", oder die tiefe Trauer des Paares um die früh verstorbene Tochter. Dennoch ist "Katharina Luther" ist das Porträt einer für ihre Zeit geradezu revolutionär denkenden und handelnden Frau, die früh entdeckt, dass es kein wahres Leben im falschen gibt.

22.2., ARD, 22.00 Uhr: "Luther und die Frauen"

Es ist ein Skandal, der seinesgleichen sucht: Eine entlaufene Nonne heiratet einen katholischen Mönch. Nicht nur durch seine 95 Thesen, auch durch seine Heirat mit Katharina von Bora hat Martin Luther ein jahrhundertealtes gesellschaftliches Gefüge zum Einsturz gebracht. Aus Katharina von Bora wurde Katharina Luther. Die Hochzeit mit dem Reformator machte die ehemalige Nonne zur vielleicht prominentesten Frau des 16. Jahrhunderts. Kaum jemand hat so polarisiert wie Katharina: Geliebt und als Vorbild verehrt von den einen, verachtet und als Geschöpf der Hölle verteufelt von den andern. "Luther und die Frauen" ordnet das Leben Katharinas und ihr Wirken in ihre Zeit ein. Autorin Gabriele Rose widmet sich neben dem Schicksal Katharinas auch den bewegenden Schicksalen anderer Frauen jener Zeit. Die Reformatoren haben zu Beginn der Neuzeit das Bild der Frau verändert. Luther überprüfte die Werte und Normen seiner Zeit an der Bibel und gelangte zu einer in Teilen vollkommen neuen Bewertung des weiblichen Geschlechts: Frauen und Männer sind gleich viel wert, behauptete er und verbreitete es im ganzen Reich. Und er ging noch weiter: Das Zölibat? Von Menschen gemacht, nicht gottgewollt. Ein Gedanke mit revolutionärer Sprengkraft! Damit öffneten die Reformatoren die Türen der Klöster und gaben der Rolle der Ehefrau eine neue Achtung. Der Film geht aber auch der Frage nach, was Katharina, eine der erfolgreichsten Geschäftsfrauen Wittenbergs, nach Luthers Tod blieb? Welche Möglichkeiten hatten Frauen im 16. Jahrhundert? Wie veränderte Martin Luther, wie verändert die Reformation die Stellung und das Bild der Frau? Wie viel Gleichberechtigung steckte in der Reformation? Für ihre Spurensuche reiste Rose unter anderem an Originalschauplätze in Wittenberg, besuchte die Ruinen des Kloster Nimbschen, aus dem Katharina geflohen ist, und untersucht am Beispiel eines Nürnberger Klosters, welche Auswirkungen die Reformation zum Beispiel auf Frauen hatten, die aus voller Überzeugung Nonnen wurden und plötzlich gezwungen wurden, ihr Kloster zu verlassen. Experten wie der Göttinger Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann oder Pastorin und Luther-Expertin Sonja Domröse ordnen die Ereignisse ein.

22.2., WDR Fernsehen, 22.55 Uhr: "Zu früh erwachsen - Kind sein in Afghanistan"

Seit fast 40 Jahren lebt Afghanistan mit Krieg und Terror; und mittendrin die Kinder. Fast täglich explodiert eine Bombe. Ein Leben ohne Angst und Gewalt kennen sie nicht. Viele verlieren ihre Angehörigen oder werden selbst Opfer von Armut und Angriffen. Gábor Halász stellt in seiner Reportage den Jungen Niazwali vor. Seit Monaten liegt sein Vater im Krankenhaus, seitdem muss der Zwölfjährige neben der Schule die Familie ernähren. Auf Müllhalden sucht er Brauchbares, um es zu verkaufen und hofft jeden Tag, dass die spärlichen Einnahmen reichen, um Brot zu kaufen. Seine einzige Zerstreuung und Freude: ein kleiner Zirkus. Hier hat er es zu einem passablen Straßenartisten gebracht.

23.2., NDR Fernsehen, 23.30 Uhr: "Simon sagt auf Wiedersehen zu seiner Vorhaut"

Der ungewöhnliche Titel ist ein klares Signal: Dieser Film will anders sein als die üblichen TV-Komödien. Trotzdem spricht er ein breites Publikum an, schließlich erzählt Autor Georg Lippert eine heitere Romanze, die Viviane Andereggen erstaunlich unangestrengt umgesetzt hat. Das größte Kompliment gebührt ihr für die Führung des Hauptdarstellers: Der junge Maximilian Ehrenreich ist offenbar ein Naturtalent. Mit seinen gerade mal zwölf Jahren trägt er diesen Film wie ein Großer. Dabei sind seine Dialoge, in die immer wieder mal Talmud-Zitate einfließen, nicht einfach. Er spielt einen pfiffigen Jungen kurz vor der Pubertät, dessen Leben gewaltig aus den Fugen gerät: Simons Mutter Hannah (Lavinia Wilson) hat ihn und seinen Vater Frank (Florian Stetter) verlassen. Während Frank noch hofft, die Trennung sei nur vorübergehend, hat sich Hannah als Autorin erotischer Romane neu erfunden. Die Familie ist jüdischen Glaubens, was bislang aber keine große Rolle gespielt hat. Nun jedoch besinnt sich Frank der Traditionen und beginnt, ein konsequent religiöses Leben zu führen. Dazu gehört natürlich auch, dass sein bislang unbeschnittener zwölfjähriger Sohn rechtzeitig zur Bar Mitzwah seine Vorhaut verlieren soll. Schon allein bei dem Gedanken daran wird Simon ganz mulmig. Aber dann tritt eine Frau in sein Leben, die sämtliche Sorgen erst mal auslöscht. Die jüdische Gemeinde hat einen neuen Rabbiner, und als Simon den Seelsorger zum ersten Mal sieht, ist es umgehend um ihn geschehen: Rebecca Grünberg ist eine attraktive Frau um die dreißig, die prompt auch Frank verzaubert; die Kanadierin Catherine De Léan ("Schlussmacher") ist als Traum der schlaflosen Nächte von Vater und Sohn neben Ehrenreich der zweite Glücksgriff des Films. Reduziert man Lipperts Drehbuch auf seinen Kern, handelt es von einer jugendlichen Schwärmerei, aber die Ansiedlung im jüdischen Milieu gibt der Geschichte natürlich ein spezielles Vorzeichen. Es ist beeindruckend, wie unverkrampft Buch und Regie mit der Religion umgehen.